17.09.2021

Garten: Der grosse Grüne

Der Sommer ist noch nicht richtig vorbei, und im Garten erinnern uns zirpende Insekten an unsere Ferien im Süden.

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 03.11.2022
Nicht gerade so intensive wie Zikadengesänge, aber doch gut hörbar tönen sie durch die Nacht. Ist die Klimaerwärmung wirklich schon so weit fortgeschritten, dass bei uns Zikaden vorkommen? Nun gerade so weit ist es nicht. Obwohl einige Insekten in den letzten Jahren und Jahrzehnten den Sprung aus dem Süden über die Alpen zu uns geschafft haben. Einige konnten auch wirklich bei uns schon Fuss fassen.Aber das, was wir hier und jetzt bei uns hören, sind Männchen des Grünen Heupferdes (Tettigonia viridissima), die durch ihre intensiven Gesänge wie Vögel ihre Reviere abstecken und Weibchen anlocken wollen. Sie machen das aber nicht wie die Vögel mit einem Stimmkopf im Hals, sondern mit der Hilfe ihrer Flügel. Diese reiben sie mit den Kanten über eine Membrane und erzeugen dadurch ein intensives Schwirren. Sie hören einander auch nicht mit Ohren am Kopf, sondern mit Gehörorganen, die sich an den Vorderbeinen befinden.Das auch Grosses Heupferd genannte Insekt kann bis zu vier Zentimeter lang werden. Da die Flügel noch weit über den Hinterleib reichen, sieht es grösser aus. Also ein Täuschmanöver, um Feinde fernzuhalten. In der Hauptsache verlässt es sich aber auf seine Farbe und ist, sitzt es unbeweglich, praktisch nicht zu entdecken. So bieten ihm die Blätter von Bäumen, Sträuchern und Hecken idealen Schutz.Vor ein paar Tagen musste ich erfahren, dass das Tier nicht nur gut getarnt ist, sondern auch recht wehrhaft sein kann, wenn’s darauf ankommt. Ich werkte nichts ahnend zwischen meinen Hostas im Garten herum, deren Blätter sind nun teilweise bis zu 80 Zentimeter hoch. Plötzlich flog mir ein grosses Insekt ans Bein und zwickte mich mit seinen Mandibeln in die Haut. Weniger der Schmerz als der Schreck veranlasste mich zu einer heftigen Bewegung, mit der ich das Tier wegwischte. Die gute Tarnung ergab, dass ich mehrere Minuten im Grünzeug suchen musste, bis ich fand, wer mich da gezwickt hatte. Aber keine Angst, es war nur eine Abwehrreaktion des Heugümpers. Grössere Tiere, inklusive der Menschen, gehören nicht zu seinem Nahrungsspektrum. Es ist nämlich den Nützlingen im Garten zuzurechnen, bedient es sich doch an allerlei Insekten und Schädlingen.Das Weibchen legt mit ihrem Legestachel bis zu 150 Eier. Die geschlüpften Heupferde brauchen fünf Jahre Zeit, für die Entwicklung zum Imago.Also das Glück, ein Grünes Heupferd im Garten zu sehen, ist nicht jedem beschieden.Bert StankowskiWeisslingenwww.hostako.npage.eu

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