Gert BrudererBis die Stadt für das Gebäude einen Käufer gefunden hatte, sind Jahre vergangen. Mindestens zwei Projekte, die auf Kultur abzielten, scheiterten aus verschiedenen Gründen. Nun ist die Stadt das vorübergehend strategisch gehaltene Haus losgeworden – und schon geht es mit dem Bauen los.Nach Ostern wird damit begonnen, das historisch wertvolle, geschützte Haus wieder bewohnbar zu machen. Vier junge Rheintaler, unternehmungslustig und kulturell interessiert, haben sich sputen müssen, um rechtzeitig noch schnell einen Traum wahr werden zu lassen. Den Traum vom grossen Kultur- und Begegnungsort.Astrid Dörig «hin und weg»Fragen kostet nichts. Also wandte sich Astrid Dörig, die Altstätter «Breite»-Wirtin, an den neuen Balmerhausbesitzer, in der Hoffnung, im Gewölbekeller einen besonderen Anlass durchführen zu können.Sie bekam das Haus gezeigt, und sie war «hin und weg». Vor allem, als ihr kurzerhand beschieden wurde, sie könne das ganze Gebäude benützen – zu Bedingungen, die eigentlich gar keine sind. Denn dass das Haus nach dem Event gereinigt werden muss, ist selbstverständlich, und der Wunsch des Eigentümers nach der Unterstützung einer sozialen Institution ist auch in Astrid Dörigs Sinn.Was dem Balmerhaus unmittelbar bevorsteht, erlebt das Publikum unter dem Titel Kulturfestival. In Windeseile war das Programm zusammenzustellen, was hörbar Spass bereitet hat. Astrid Dörig spricht so leidenschaftlich über das Projekt, als stünde ihr eine Weltreise oder sonst etwas Grosses bevor.Erst Mitte März stand fest, dass das Kulturfestival stattfinden kann. Das seither entstandene Programm umfasst Live-Musik in verschiedenen Räumen, einen Café-Betrieb, die Verpflegung an fahrbaren Verkaufsständen, Stangenakrobatik, besondere Bars, Zauberei sowie ein kleines Spielparadies für Kinder. Beginn des Festivals ist am Freitag um 15 Uhr mit grossem «Eierantütschen» und einem Auftritt der Band Mama’s Jukebox. Am Montagmittag endet der Anlass mit einem Auftritt Enrico Lenzins; zu erwarten ist eine Alphorndisco unter Verwendung des Musikinstruments Hang.«Mit vielen coolen Leuten aus dem Rheintal etwas Cooles zu machen», sei eine schöne Aufgabe, sagt Astrid Dörig. Alle Räume des Balmerhauses – und das sind viele – werden genutzt. Ein vierköpfiges Kernteam hat alles vorbereitet, also reichlich Infrastruktur für die vier Festivaltage ins Balmerhaus gebracht. Der Gewölbekeller dient als Technobunker, das Erdgeschoss als Cocktail-Etage, der erste Stock für gemütliches Verweilen und Beisammensein, der zweite Stock gehört den Kindern. Mit Papier wurde ein ganzer Raum eingekleidet, sagt Astrid Dörig, damit sich befreit spielen und malen lässt.Wohnen und etwas KulturDas Waschhaus und der Gewölbekeller sollen auch in Zukunft, wenn die Räume fertig und die Mieter eingezogen sind, öffentlich nutzbar sein, vornehmlich in der warmen Jahreszeit. Beispielsweise kommen Ausstellungen, Koffermärkte, Lesungen oder gelegentlicher Kaffeestuben-Betrieb in Frage, was es dem einen oder anderen Verein vielleicht sogar erlaubt, die Kasse etwas aufzubessern.Eigentümer Timo Cajacob aus St. Georgen sagt, der Vorraum werde noch mit dem Gewölbekeller verbunden, was dessen Nutzung entgegenkomme. Das Festival von diesem Wochenende sei natürlich ein einmaliger Event, wie er später nicht mehr möglich sei. Timo Cajacob schliesst mit anerkennenden Worten für die Festival-Initiantin: «Frau Dörig macht keine halben Sachen.» Die Wohnungen dürften Ende Jahr fertig und spätestens im Frühling 2019 bezugsbereit sein werden. Die Schönheiten des Hauses, etwa die Böden und Fenster, bleiben erhalten und sollen fortan die Mieter erfreuen.www.feelmeflow.ch