Dort, wo die Gebiete Hard, Hub und Watt zusammenkommen, bei der Brücke über den Dürrenbach, steht ein stattlicher Felsbrocken am Ufer. Er erinnert an die Unwetterkatastrophe vom 8. August 2009.Der Dürrenbach, der die Ostflanke der Fähnern entwässert, ist die Fortsetzung der zusammenfliessenden Gewässer Sand- und Galgenbach.Auf einer kleinen Tafel ist zu lesen, dass 55 Kubikmeter Wasser pro Sekunde talwärts schossen und 13000 Kubikmeter Geschiebe abgelagert wurden. Mit diesem Material könnte man gut fünfzig Wohnungen füllen (bei einer Wohnfläche von 100 m2 und einer Höhe von 2.40 m).Sandra Hermann denkt oft an damalsAn einem sonnigen Vormittag in diesem Sommer kommt Sandra Hermann im Jogging-Anzug vom Berg her. Sie wohnt zuoberst im Weiler Hard. Auch wenn sie wie an diesem Morgen gut gelaunt ist, denkt sie praktisch immer an die Überschwemmung vor zehn Jahren, wenn sie hier vorbeikommt.Als sie am Samstag, 8. August 2009 von der Arbeit in Haag heimkehrte, abends um zirka halb sechs, hielt die Feuerwehr sie einen Kilometer von Zuhause an. Sie liess das Auto stehen, ging zu Fuss, das Wasser kam ihr auf dem Weg entgegen. Vielleicht zwanzig Zentimeter war es hoch, und es vermittelte zusammen mit dem Rauschen und dem Grollen aus dem Bach ein angsteinflössendes Gefühl.Es war ein Tag, an dem die Urgewalt zu spüren war.Wie Tennisbälle seien grosse Steine neben ihr bachab gerollt. Sie habe sich an diesem Abend richtig klein gefühlt, sagt Sandra Hermann, und es ist ihr anzusehen, dass ihr das Erlebnis Eindruck machte.Der Dürrenbach riss ganze Bäume mit und richtete sie an der Brücke auf, das Wasser «schwappte drüber, Tannen hingen wie Pfeiler am Brückengeländer», sagt die Augenzeugin. Weiter unten, ab dem Kiesfang, sei die ganze Landschaft überschwemmt gewesen.Kommandant hoffte: «Wenn nu nünt isch»Schon damals war der Kriessner Hugo Langenegger Kommandant der Oberrieter Feuerwehr. Bevor das Wasser kam, sass Langenegger ganz entspannt zu Hause auf dem Sitzplatz und die Sonne schien. Der Blick zur Fähnern liess den Kriessner allerdings die Hoffnung äussern: «Wenn hüt nu nünt isch.»Der Pager meldete jedoch schon bald: «Kobelwiesbach droht überzulaufen.» Ab ins Depot, Schluss mit kurzen Hosen. Im Feuerwehrauto, sagt Langenegger, habe man es noch lustig gehabt. Der Kommandant erzählt zehn Jahre nach der Katastrophe so geschwind und kraftvoll, als versuchte er, die Unbehaglichkeit von jenem Tag für immer fortzureissen.An die Autofahrt erinnert er sich noch, «als wäre sie gestern gewesen». In Montlingen, beim SAK-Kraftwerk, unter dem der Dürrenbach auf den Binnenkanal zusteuert, war es mit der Lustigkeit vorbei. Statt wie sonst in den Kanal zu fliessen, schoss das Wasser aus dem Dürrenbach sehr kraftvoll und in hohem Tempo über den Kanal hinweg, in die gegenüberliegende Böschung.Im Auto sei es plötzlich totenstill gewesen, sagt der Kommandant. Auch der Kriessner Jürg Dietsche, der als Bauunternehmer schon am frühen Abend des 8. August 2009 gebeten worden war, in Eichberg einen Augenschein zu nehmen, sagt sogleich: «Es war extrem viel Wasser.»So etwas bisher nur einmal erlebtKurz darauf, im Hard, sah Hugo Langenegger, was auch Sandra Hermann so beeindruckt hat: Die an der Brücke aufgestellten Bäume. «Man hat nur noch flüchten können.»Langenegger sah «Kies ohne Ende», in den Wiesen, überall. Ein leeres Silo war vom Wasser mitgerissen worden.Innerhalb von zwei, drei Stunden standen nach der Flut zwölf Bagger im Bach. Weiter oben, weiss Jürg Dietsche, Richtung Schwamm, wurde das Bachbett zerstört und auf einer Breite von gut 20 oder 30 Metern all das Kies vom Wasser «weggefressen».In Kobelwald hatte an jenem Wochenende das Dorffest stattgefunden.Zehn Jahre danach, diesmal am 10. und 11. August, findet es ebenfalls statt. Doch eine Katastrophe wie diejenige am Dürrenbach hat nicht nur Sandra Hermann, sondern auch ihre im Hard aufgewachsene Mutter erst einmal erlebt.Auf der Tafel an dem grossen Stein am Ufer sind die Schäden an der Infrastruktur mit 900000 Franken beziffert, und für die Sofortmassnahmen am Gewässer seien eine Million Franken aufgewendet worden. Aber nicht nur darum ist zu wünschen, dass sich eine solche Überschwemmung nicht mehr wiederholt.Hinweis: Am 8. August 2009 waren die Gemeinden Oberriet, Eichberg und Altstätten vom Unwetter besonders betroffen. Das Hochwasser in Auer-, Dürren- und Kobelwiserbach hatte Schäden zur Folge, die Kosten von rund 8 Mio. Franken verursachten.