21.03.2021

Gamen auch als Schulfach

An der Oberstufe St. Margrethen wird «E-Sports und Gaming» als Wahlpflichtfach angeboten. Dabei geht es um mehr als nur ums Gamen.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Reto Wälter«Wir behalten ‹E-Sports und Gaming› im Angebot der Wahlpflichtfächer, auch wenn es auf das kommende Semester leider nicht auf dem Stundenplan steht», sagt Stefan Signer, Schulleiter der Oberstufe St. Margrethen. Um ein Wahlpflichtfach anbieten zu können, müssen sich mindestens acht Schüler dafür anmelden. Bei E-Sports und Gaming waren es sechs. «Zuerst war die Begeisterung bei den Schülern gross. Als sie dann feststellten, dass die Unterrichtsstunden etwa die Prävention, die Technik oder Berufe in diesem Bereich zum Thema haben und das eigentliche Gamen, also Spielen, nur ein Nebenaspekt ist, sprangen sie wieder ab», so Signer.Lehrer zuerst befremdet vom AngebotAufmerksam auf das Thema «Gaming» wurde Stefan Signer durch eine Umfrage, bei der Schülerinnen und Schüler Wünsche für die Wahlpflichtfächer äussern konnten. «Ich habe mich dann nach Möglichkeiten umgesehen und bin auf das Angebot von Swisscom gestossen», sagt der Schulleiter. Die Module seien gut aufgebaut, und ein versierter Lehrer könne mit diesem Basismaterial arbeiten. Die Lehrer seien zuerst befremdet gewesen, über seinen Vorschlag, «E-Sport und Gaming» als Wahlpflichtfach anzubieten. Als sie sich aber mit den Themen und dem Material auseinandergesetzt hatten, konnten auch sie sich eine solche Lektion auf dem Stundenplan vorstellen. In die Hand spielt der Schule St. Margrethen, dass man kürzlich die WLAN-Leistung erhöht hat und zurzeit daran ist, die Klassen mit Tablets auszurüsten. «Wir wären also bereit gewesen und hätten gleich ausprobieren können, ob unsere Anlage mit den Spielen klarkommt, die viel Leistung benötigen», sagt Stefan Signer.«Bei den Wahlfächern hat eine Oberstufenschule im Kanton St. Gallen die Freiheit, selber ein Angebot zusammenzustellen», sagt Alexander Kummer, Leiter Amt für Volksschule. Sonst sei der Lehrplan mit der Lektionentafel verbindlich definiert und interessensgesteuerte Angebote hätten keinen Platz. Swisscom ist Mitbegründer der E-Sports-Profi-LigaSt. Margrethens Schulleiter Stefan Signer sagt: «Die Swisscom-Module sind von den Themen her vielseitig und werden natürlich von unseren Lehrkräften noch zusätzlich reflektiert.» Und immerhin sei in der Swisscom auch noch «etwas Staat dabei», zumal im Lehrmittelbereich auch Material von privaten Anbietern übernommen werde.Swisscom hat im Oktober 2018 mit Unterstützung des weltweit grössten E-Sports-Unternehmens ESL die «Swisscom Hero League powered by ESL» in der Schweiz gegründet. Diese bietet sowohl eine Profiliga für ambitionierte Profispieler als auch eine Plattform für Freizeit-Gamer mit monatlichen Finals. «Dazu zählen die Spiele League of Legends, Clash Royale und Counter Strike: Global Offensive», gibt Sabrina Hubacher, Mediensprecherin der Swisscom zur Auskunft.70 Prozent der Jugendlichen gamen regelmässig«Mehr als 70 Prozent der Schweizer Jugendlichen gamen heute gemäss einer Studie regelmässig. Umso wichtiger ist es, dass sie einen verantwortungsvollen Umgang damit lernen. Wir engagieren uns seit Jahren im Bereich Medienkompetenz und bieten verschiedene Kurse für Schulen, Eltern und Jugendliche an», ergänzt die Mediensprecherin. Aufgrund der Attraktivität des E-Sports sei das Wahlpflichtfach ein ausgezeichneter Kanal, um Kinder, Jugendliche, aber auch Eltern auf Themen wie Sucht, ungeeignete Inhalte und Gesundheit zu sensibilisieren. Das Swisscom-Team, das sich mit Themen zur Nachhaltigkeit befasst, hat für die Erarbeitung des Lehrmittels mit einer Pädagogin und einem Gaming-Experten ein Projekt-Team gebildet. Denn beim Gamen werden auch positive Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert, etwa Reaktion, Vorstellungskraft, problemlösungs-orientiertes Denken oder Multitasking. Bereits seit Anfang Jahr wird an drei Pilotschulen, zwei in Wil, eine in St. Gallen, das digitale Lehrmittel getestet. Das Angebot von Swisscom kommt bei den Schulen an: Bereits einen Tag nach der Lancierung Mitte Februar gab es über ein Dutzend Anmeldungen für die Workshops, die diesen Monat starteten. Die Schule St. Margrethen ist nicht dabei. Schulleiter Signer sagt dazu: «Ein Workshop ist nicht nötig. Das Basismaterial reicht, damit ein Lehrer Lektionen aufbauen und diese selbst noch gewichten kann.» HinweisSpielerinnen und Spieler können sich auf swisscom.ch/hero oder ESL registrieren. Auf blue TV und in weiteren Kanälen wer-den E-Sports- und Gaming-Inhalte angeboten.

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