22.03.2021

Funde zeigen die Entwicklung

Weil aus finanziellen Gründen grosse Totalsanierungen ausblieben, blieb in der Kirche Sax vieles bis heute erhalten.

Von Corinne Hanselmann
aktualisiert am 03.11.2022
Wo vor wenigen Monaten noch Gottesdienste gefeiert wurden, kauern seit Wochen die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie St. Gallen am Boden. Mit Besen, Pinsel und Staubsauger legen sie jahrhundertealte Mauern, Holzbalken, Mörtelböden und damit Spuren vergangener Zeiten frei.Die Kirche Sax hat ein Feuchtigkeitsproblem im Kircheninnenraum, das zu Langzeitschäden führte. Als Hauptsanierungsmassnahme plante die Kirchgemeinde Sennwald deshalb, im Schiff und Chorbereich einen neuen Boden einzubauen. Nach einer langen Vorbereitungsphase, in der das Vorgehen auch mit Denkmalpflege und Kantonsarchäologie besprochen wurde, begannen Ende 2020 die ersten Abbrucharbeiten. Anfang Februar starteten dann die Archäologen ihre Arbeit und entfernten loses Material vom Boden. Die Erwartungen waren nicht allzu hoch. «Doch bereits nach ein oder zwei Tagen zeigte sich, dass doch einiges zutage tritt», sagt Martin Schindler, Leiter der Kantonsarchäologie.Einbauten zeigen bewegte Geschichte der KircheSo sind im Chor und im Schiff die spätgotischen Mörtelböden fast flächig erhalten. Sie weisen zahlreiche Flicke und Einbauten auf und zeigen so die bewegte Geschichte der Kirche und die Entwicklungen des Innenraums. «Eine solche fast unzerstörte Situation anzutreffen, ist sehr selten und deshalb besonders kostbar», so Schindler. Die geringen finanziellen Mittel der Kirchgemeinde hatten nämlich im Laufe der Jahrhunderte dazu geführt, nur allernötigste Arbeiten auszuführen und auf kostspielige Totalsanierungen zu verzichten. Dadurch blieb vieles bis heute erhalten.[caption_left: Archäologin Livia Hailer erstellt eine Zeichnung der Unterkonstruktion der ehemaligen Bänke.]Im Chorbereich ist der Abdruck eines Hauptaltars mit vorgelagerter Chorstufe zu sehen – aus einer Zeit, als Sax noch katholisch war. Ebenso wurden im Chor einst zwei Grabstellen eingebaut, wahrscheinlich als Grablege der Herrschaft. Zu sehen ist auch, wo vermutlich früher der Taufstein stand. Vor dem Chor bestand ein grösseres Podest und ein altes Kanzelfundament konnte freigelegt werden. An verschiedenen Stellen finden sich zudem Spuren eines Brandes im Jahr 1499.Nebst drei Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie helfen zwei Zivildienstler bei der Ausgrabung in der Kirche Sax. «Die Arbeit der Kantonsarchäologie besteht darin, alles sauber zu putzen und zu dokumentieren», erklärt Martin Schindler. Es werden Messungen, Zeichnungen, Fotos und 3D-Modelle gemacht. Auch ein virtueller Grabungsrundgang ist geplant. Die Ergebnisse werden in einem Schlussbericht veröffentlicht.[caption_left: Grabungsleiter Marco Fahrni entfernt loses Material vom Boden der Kirche.]Fasziniert beobachtet auch Jakob Tinner, Bauchef der Kirchgemeinde Sennwald, welch immenser Aufwand betrieben wird für die genaue Dokumentation. Auf der einen Seite sei es schön, was man in der Kirche Sax alles finde, auf der anderen Seite habe dies natürlich Einfluss auf die geplante Sanierung.Man will eine möglichst gute Lösung findenAls klar wurde, dass die Arbeiten der Archäologen einige Zeit in Anspruch nehmen werden, wurde die weitere Planung gestoppt. «In den kommenden Wochen werden wir gemeinsam mit Fachleuten und der Kantonsarchäologie entscheiden, was möglich sein wird», sagt der Bauchef. Im Zentrum steht für ihn, dass ein durchgehend abgedichteter Boden als Schutz vor der Feuchtigkeit möglich sein muss. «Es wird Änderungen geben in der Ausführung, aber wir werden einen Weg finden», ist Jakob Tinner überzeugt. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit der Archäologie.[caption_left: Der Kirchturm in Sax wurde im Jahr 1206 errichtet.]Da die Kirchgemeinde in Salez und Sennwald noch zwei weitere Kirchen hat, stellt die zeitliche Verzögerung kein grosses Problem dar. Der Bauchef geht derzeit davon aus, dass die Sanierung noch bis Ende Jahr dauern wird. Ursprünglich war geplant, dass die Arbeiten im Sommer abgeschlossen werden können.Die Kosten für die Ausgrabung übernimmt der Kanton St. Gallen. Für einen Teil der sonstigen Zusatzkosten, die auf die Kirchgemeinde zukommen, wird sie voraussichtlich Staatsbeiträge erhalten.Hinweis: Die vorgesehenen Führungen für Interessierte können aufgrund der coronabedingten Einschränkungen nicht stattfinden. Die Kirchgemeinde informiert unter www.ref-sennwald.ch/renovation über den Verlauf der Renovation.

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