Wirklich zufrieden war Patrik Riklin am Widnauer Alpha-Cup nicht. Seine Schützlinge verloren alle Spiele, landeten auf dem letzten Rang. «Wir haben noch einige Arbeit vor uns», sagte er nach dem 0:1 gegen Widnau im zweiten Gruppenspiel. Was ihm aber auch nicht verborgen blieb: Gegen ein junges Gastgeberteam, dem viele Stützen fehlten, zeigte Diepoldsau-Schmitter im Vergleich mit dem ersten Gruppenspiel eine Steigerung.Besonders viel Arbeit hatte die Abwehr; nicht überraschend, bekam sie es doch mit Kalibern wie Ceyhun Tüccar oder Daniele Lamorte zu tun. In der Mitte verteidigten die Routiniers Sandro Sonderegger und David Ceraolo, aussen die Teenager Elija Holenstein (17) und Kimi Metzler (19). Metzler sagt: «Es macht Spass, sich mit den Widnauern zu messen. Sie sind technisch stark, machen das Tempo und es gibt sehr viele Zweikämpfe. Da kann man sich zeigen.» Der 19-Jährige liefert sich ein spannendes Duell mit dem jungen Widnauer Kevin Egbon; er nervt den Gegner, lässt nie locker – und gefällt mit sauberem Passspiel und Übersicht in der Spielauslösung.Der Altersschnitt in der Mannschaft ist jetzt tieferIm Herbst überraschte Diepoldsau-Schmitter in der 3. Liga positiv. Wenige sahen die Rheininsler auf dem Podest, doch Zufall ist Rang drei nicht. So gewann etwa nur Diepoldsau gegen Altstätten. Die Konstanz war nicht immer da, aber der Trainer ist zu Recht zufrieden. Er sagt: «Mit 19 Punkten sind wir dort, wo wir hingehören.» 19 Punkte: gleich viel wie Rebstein auf Rang vier, der Aufstiegsplatz ist zehn Zähler entfernt.Das interessiert in Diepoldsau zurzeit niemanden. «Wichtiger ist es doch, den Jungen aus dem Dorf eine fussballerische Perspektive zu bieten», sagt Riklin. Dafür sei die 3. Liga perfekt. Bewiesen hat er das schon in dieser Hinrunde, in der doch öfter junge Spieler zum Einsatz kamen als in den Jahren zuvor.Elija Holenstein sagt: «Setzt der Trainer mich in jedem Spiel 20, 30 Minuten ein, motiviert das sehr. Es ist schön, als Junger eine Chance zu bekommen». Der 17-Jährige kam erst im Sommer ins Fanionteam, spielte zuvor noch bei den B-Junioren des Teams Rheintal. Die hohe taktische Schulung ist ihm anzusehen. Etwa, wenn er nicht ungestüm in den Zweikampf geht, sondern abwartet, was der Gegner tut. Oder, indem er einfach richtig steht. Das anerkennen die Mitspieler; sie applaudieren, und sie geben ihm Ratschläge, bauen ihn auf, gelingt etwas nicht wie gewünscht. Ohnehin: Im «Eins» sei er sehr gut aufgenommen worden, der Altersunterschied zu anderen spiele überhaupt keine Rolle.«Als Fussballer bleibst du immer ein wenig ein Kind»Kimi Metzler hat das gleich in Erinnerung. Er sagt: «Als Fussballer bleibst du immer ein wenig ein Kind.» Es sei daher unwichtig, ob jemand 19- oder 34-jährig sei. Was zähle, sei der Teamgeist, und der sei bei Diepoldsau zurzeit sehr gut. «Wir kämpfen uns nach Rückschlägen zurück und motivieren uns gegenseitig», sagt er. So sei in jedem Spiel alles möglich.Der 19-Jährige ist schon seit drei Jahren Teil des Diepoldsauer «Eins». Wie Holenstein kam auch er vom Team Rheintal, in dem primär Junioren von Diepoldsau, Widnau und Au-Berneck auf hohem Niveau ausgebildet werden. «Kommt man ins Eins, muss man an seine Chance glauben. Und dann vor allem viel Einsatz zeigen, um sie auch zu nutzen», sagt er.[caption_left: Der 19-jährige Kimi Metzler hat sich in den letzten anderthalb Jahren bereits zum Stammspieler entwickelt.]Die Leistungsausweis des Verteidigers lässt sich sehen: Er stand diese Saison in allen 14 Pflichtspielen in der Startelf und sah keine einzige gelbe Karte. Er hat seine Chance genutzt. (Die letzte Verwarnung bekam er am 5. September 2020.)Ziel ist, ein Dorfverein für Eigene zu seinFür Diepoldsau-Schmitter sind Spieler wie Metzler und Holenstein Glücksfälle, vielleicht sogar potenzielle zukünftige Identifikationsfiguren. Denn sie wollen sich in Diepoldsau etablieren und blicken noch nicht viel weiter nach vorn. So hoch wie möglich zu spielen sei ein Ziel, sagt Kimi Metzler, «aber ich wechsle sicher nicht irgendwo hin, ohne die Hoffnung, dort wirklich zu spielen.» Elija Holenstein fügt an: «Ich konzentriere mich jetzt erst mal darauf, mir hier einen Stammplatz zu erarbeiten. Der Weg ist noch lang.»Trainer Patrik Riklin arbeitet gern mit den jungen Spielern. Er sagt: «Ich gebe ihnen gern etwas mit auf den Weg.» Denn sie sind für den Club wichtig. «Ziel muss sein, Dorfverein für die Eigenen zu sein.» Weil Talente wie die beiden selten sind, gehe es nie ganz ohne Verstärkung, aber das Gerüst soll aus Einheimischen bestehen – auch wegen der Identifikation im Dorf. Riklin weiss daher, was er an seinen Teenager-Verteidigern hat. Und weil das auf Gegenseitigkeit beruht, hat dieses Modell Zukunft.