Ganz fix ist es noch nicht. Vorerst besteht lediglich eine Machbarkeitsstudie mit einer groben Kostenschätzung. Aber die evangelischen Ortsbürgerinnen und Ortsbürger sind mit dem Konzept einverstanden. Sie haben am Donnerstag an der Bürgerversammlung der Evangelischen Waisenguts- und Fondsgemeinde den Verwaltungsrat ermächtigt, mit der Genossenschaft Alterswohnungen Blumenfeld eine Vereinbarung abzuschliessen, die den Abbruch des Altersheims und den Bau eines mehrstöckigen Nachfolgebaus regelt.So hoch wie die Alterswohnungen danebenDer angedachte Neubau wird wesentlich grösser als das heutige Haus Blumenfeld. Er wird aber kein reines Alters- und Pflegeheim mehr sein. Im Erdgeschoss sollen öffentliche Räume entstehen, im Besonderen ein Restaurant, vergleichbar mit jenem des Hauses Viva. Im ersten Obergeschoss ist für Betagte mit erhöhtem Pflegebedarf eine Pflegestation mit 12 Plätzen vorgesehen – quasi das künftige Altersheim Blumenfeld. Darüber soll es vier weitere Geschosse mit je sechs altersgerechten Wohnungen geben, ähnlich jenen der Genossenschaft Alterswohnungen Blumenfeld in unmittelbarer Nachbarschaft.Etwa so soll der Neubau an der Stelle des heutigen Hauses Blumenfeld aussehen. Die Architektur lehnt sich an den beiden bereits bestehenden Gebäuden mit Alterswohnungen an. (Bild: pd)Der Neubau wird damit so hoch wie das höhere der beiden Gebäude der Genossenschaft, aber länger und breiter. Auch architektonisch lehnt er sich an jene Überbauung an. Hinter der Machbarkeitsstudie steht dasselbe Architekturbüro (Gäumann Lüdi von der Ropp, Zürich).Im heutigen Haus Blumenfeld wohnen 20 Seniorinnen und Senioren. Es waren auch schon 27. Pflegeplätze wird der Neubau damit weniger bieten als das heutige Heim. Der Verwaltungsrat hat allerdings für die Waisengutsgemeinde in der Vereinbarung mit der Genossenschaft ein Vormietrecht für die sechs Wohnungen des zweiten Obergeschosses ausbedungen, damit deren Zimmer allenfalls ebenfalls als Pflegezimmer genutzt werden könnten. Damit bliebe es betrieblich in etwa bei der heutigen Grösse.Die Bedürfnisse sind nicht mehr dieselben wie früherDie Bedürfnisse im Alter sind heute allerdings nicht mehr dieselben, wie sie es lange waren. Heute bleibt man in der Regel viel länger in den eigenen vier Wänden wohnen und zieht erst in ein Heim, wenn es nicht mehr anders geht. Beidem will der Verwaltungsrat der Evangelischen Waisenguts- und Fondsgemeinde mit dem Konzept für den Neubau gerecht werden. Die Mieter der Alterswohnungen sowohl des Neubaus als auch der beiden bereits bestehenden Gebäude sollen dabei altersspezifische Dienstleistungen des Heimbetriebs in Anspruch nehmen können, grad so, wie sie sie brauchen. Es soll auch Platz sein für ein geselliges Miteinander. Man soll nach Lust und Laune miteinander essen, miteinander einen Jass machen oder auch sonst etwas miteinander unternehmen können. Verwaltungsratspräsident Christoph Hanselmann spricht von einem «soziokulturellen Mikrokosmos für ein selbstbestimmtes Leben im Alter»: Wer aufs Areal Blumenfeld ziehe, soll sich hier wohlfühlen und den Herbst seines Lebens geniessen können.Bauen würde die GenossenschaftRealisieren und danach verwalten würde den Neubau allerdings nicht die Waisenguts- und Fondsgemeinde, sondern die Genossenschaft Alterswohnungen Blumenfeld im Baurecht. Damit würde die Waisengutsgemeinde gleich vorgehen wie vor fünf Jahren. Damals hat sie das Projekt für die beiden heute stehenden Gebäude mit 36 Alterswohnungen aufgegleist. Für den Bau und den Betrieb wurde die Genossenschaft gegründet, die zwar selbstständig ist, statutarisch aber gleichwohl mit der Evangelischen Waisenguts- und Fondsgemeinde verbunden geblieben ist. Im nun angedachten Neubau würde die Waisengutsgemeinde das EG , das erste und allenfalls auch das zweite Obergeschoss von der Genossenschaft mieten.Weil das finanzielle Risiko bei der Genossenschaft liegt, wird sie und nicht die Waisengutsgemeinde entscheiden, ob das Projekt realisiert wird oder nicht. Abhängen wird dies wesentlich davon, ob im Zug der detaillierten Planung die zu erwartenden Kosten im Rahmen der heutigen Grobkostenschätzung von rund 13,6 Mio. Franken bleiben. Sollte die Genossenschaft verzichten, würden sich Genossenschaft und Waisengutsgemeinde die bis dahin aufgelaufenen Planungskosten teilen. Würde die Waisengutsgemeinde doch noch am Projekt festhalten und es selbst oder allenfalls mit einem anderen Partner realisieren wollen, hätte sie die gesamten Projektkosten zu übernehmen.Nachfrage nach den Alterswohnungen dürfte bestehen: Jene der beiden ersten Gebäude waren bereits vergeben, bevor sie bezugsbereit waren. «Wir sind für die Allgemeinheit da – also auch für die Jungen»Noch ein weiteres Projekt wurde an der Bürgerversammlung vorgestellt: Jenes für einen Pumptrack auf Boden der Evangelischen Waisenguts- und Fondsgemeinde (siehe dazu auch unser früherer Artikel hier). Der für Velos gedachte Parcours mit Wellen und Kurven soll vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen. Realisieren möchte ihn ein Verein, der von Tobias Loher repräsentiert wird. Dem Zweck der Evangelischen Waisenguts- und Fondsgemeinde würde er keineswegs widersprechen, stellte Verwaltungsratspräsident Christoph Hanselmann klar. Die Gemeindeordnung der ortsbürgerlichen Körperschaft halte fest, dass deren Leistungen der Allgemeinheit zugute kommen sollen. Und zur Allgemeinheit zähle auch die jüngere Generation.Tatsächlich diente auch das Haus Blumenfeld nicht immer nur Betagten. Gebaut wurde es 1868 als Waisenanstalt. Bis 1972 war es ein Kinderheim. Erst da wurde es in ein Altersheim umgebaut.Hinweis: Mehr zum Pumptrack-Projekt auf www.pmptrck.ch