14.06.2019

Für ein heisseres Klima bauen

Kantonsrat. Erwärmt sich das Klima, müssen die Städte anders gebaut werden als heute, damit man es in heissen Sommern in ihnen aushält. Meinrad Gschwend wollte dafür eine Gesetzesänderung, kam damit aber nicht durch.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Nach Ansicht des Altstätter Grünen Meinrad Gschwend verschläft es der Kanton St. Gallen, die Bauvorschriften rechtzeitig   – sprich: jetzt – dem drohenden Klimawandel anzupassen. Er hat seit letztem Herbst eine ganze Reihe Vorstösse eingereicht, mit denen er die Regierung zum Handeln bewegen will.Es drohen Temperaturen in den Städten wie in AfrikaIm Besonderen forderte er zusammen mit dem Buchser SP-Kantonsrat Josef Gähwiler mittels Motion eine Änderung des Planungs- und Baugesetzes, verbunden mit einer Richtplananpassung. Dies aus der Überzeugung heraus, dass in den Städten anders gebaut werden muss, sollen es die Menschen darin noch aushalten, wenn es vermehrt zu solch heissen Sommern kommt wie letztes Jahr. In manchen mitteleuropäischen Städten rechne man bis 2040 mit Sommertemperaturen, wie man sie heute in afrikanischen Städten messe, betonte Gschwend während der Klimadebatte am Donnerstag.Das heutige Gesetz ist zwar noch keine zwei Jahre in Kraft. Es sei aber nicht auf die drohenden Beeinträchtigungen ausgerichtet, sagt Gschwend. Künftig brauche es mehr multifunktionale Freiräume, in denen die Luft kühlend zirkulieren kann. Es brauche auch mehr Bäume in den Städten. Dies setzt aber voraus, dass Freiflächen nicht unterbaut werden dürfen, weil keine Bäume gepflanzt werden können, wo kein Platz für ihre Wurzeln ist.Die Regierung wollte auf die Motion allerdings nicht eintreten und verteidigte diese Haltung am Donnerstag auch während der Klimadebatte. Regierungsrat Marc Mächler gab Gschwend zwar grundsätzlich recht: Der Aussenraumgestaltung komme künftig gerade im städtischen Raum eine grosse Bedeutung zu. Der Kanton empfehle auch den Gemeinden, darauf zu achten, besonders dort, wo verdichtet gebaut wird. Dafür brauche es aber keine zusätzlichen Instrumente, meinte Mächler. Gschwend renne eine bereits offene Tür ein.Huber: «Gemeinden haben Verantwortung erkannt»Dieser Ansicht waren auch mehrere Gemeindepräsidenten im Rat. Die Gemeinden hätten durchaus erkannt, wie wichtig die Ortsplanung für das Meistern der Herausforderungen des Klimawandels sei, sagte etwa Rolf Huber, Gemeindepräsident von Oberriet. Gerade jetzt, wo viele Gemeinden ihre Ortsplanung erneuerten, achte man auf solche Dinge. Eine Verschärfung des Baugesetzes sei deshalb schlicht unnötig.Der Rat folgte der Regierung und lehnte mit 78 zu 24 Stimmen das Eintreten auf die Motion deutlich ab. Meinrad Gschwend zeigte sich enttäuscht. In seiner Stellungnahme zu einem weiteren Vorstoss zum selben Thema warf er Regierung und Kantonsrat Kurzsichtigkeit vor. Man sei höchstens zu Massnahmen bereit, die nichts kosten, und agiere erst, «wenn die Scheisse schon stinkt», meinte er derb. Diese Haltung bringe einen nicht weiter und liefere keine Lösung für eines der dringlichsten Probleme unserer Zeit.

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