06.02.2019

Für Bibliotheken ungebührlich

Das eidgenössische Schiedsgericht gibt der Urheberrechtsgesellschaft Pro Litteris recht: Bibliotheken zahlen spätestens ab 2021 höhere Gebühren. Das trifft die Rheintaler Büchereien unterschiedlich hart.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt Latzer«Ich wünschte mir anderes als diese neue Gebühr», sagt Manuela Schöbi, Bibliotheksleiterin Reburg Altstätten. Abgaben an Pro Litteris leistet die Bücherei bereits heute. Etwa 500 Franken jährlich. Auf die Abrechnung von Pro Litteris für 2017 habe man bisher vergeblich gewartet. Das heisst, zurzeit fliesst von den Bibliotheken kein Geld an die Urheberrechtsgesellschaft. «Rückwirkend erhobene, höhere Gebühren bezahlen wir bestimmt nicht», sagt Manuela Schöbi. Demnach sind gegenwärtig die Beiträge für 2017 und 2018 offen.Letztes Jahr zählte die Bücherei 435 Einzel- und 468 Familienmitglieder. Das Einzelmitglied zahlt 45 Franken pro Jahr, bei Familien schlägt das Abo mit 75 Franken zu Buche. «Falls die neue Abgabe kommt, müssten wir ungefähr 2500 Franken mehr pro Jahr abliefern», sagt die Reburg-Leiterin. Bibliothek kämpft um jeden RappenDie Verantwortlichen der Altstätter Bücherei haben Überlegungen angestellt, wie sie schlimmstenfalls reagieren könnten, sollte die neue Gebühr ins Recht gesetzt werden. «Wir könnten das Geld nur vom Einkauf weg nehmen, um die 2500 Franken weniger einkaufen», sagt die Bibliotheksleiterin. Alle anderen Kosten seien fix, da könne man nichts einsparen. Weniger einkaufen ginge allerdings mit dem Abbau des Angebotes einher. «An den Mitgliederbeiträgen etwas zu ändern bringt nichts, die Abgabe fiele entsprechend höher aus», sagt Manuela Schöbi.«Wir kämpfen um jeden Stutz, den wir irgendwie erwirtschaften können, im Dienste der Allgemeinheit», sagt Hans-Peter Enderli, Präsident der Bibliothek Reburg. Eine zusätzliche Gebühr zu schaffen, wäre einfach nicht fair.»Die Bibliothek im Bahnhof St. Margrethen bietet Abos an, sie zählt 251 Mitglieder und erwirtschaftet damit 13400 Franken. Sie bekommt als Schulbibliothek einen Pauschalbeitrag, der von der neuen Gebühr nicht betroffen wäre. Mit rund 600 Franken pro Jahr mehr wäre die St. Margrether Bibliothek nicht so stark betroffen wie andere. «Ich verstehe die Autoren. Die Frage ist, was die Kantonsbibliothek für die Einrichtungen in den Gemeinden tun könnte, weil viele Bibliotheken sehr unter Druck stehen», sagt Karin Lütolf, Leiterin der Bücherei am Bahnhof. Sogar Kundschaft von ennet der GrenzeKnapp 1000 Mitglieder zählt die Bibliothek in Widnau. Bei ihr schlüge die neue Gebühr tüchtig zu Buche. «Die Abgabe wäre für uns ein einschneidender Betrag. Weil uns die Korporationen sehr gut unterstützen, träfe uns die zusätzliche Gebühr weniger schwer als andere», sagt die Leiterin Brigitte Keller. Grösstenteils stamme die Kundschaft aus Widnau und Diepoldsau, aber auch von ennet dem Rhein. «Weil wir eine grosse Englisch-Abteilung besitzen, haben wir Kunden, die andere nicht haben», sagt die Bibliotheksleiterin. Im Moment ziehe man einen Abbau des Angebotes nicht in Betracht. «Wir haushalten immer sehr sparsam, was uns zugutekommt», sagt Brigitte Keller. Weil auch die Bücherei an der Rütistrasse Schulbibliothek ist, wird sie mit Beiträgen von der Politischen Gemeinde unterstützt. «Wir sind dafür sehr dankbar, dann müssen wir höhere Kosten nicht auf die Mitglieder abwälzen, denn teurer werden dürfen wir nicht», sagt die Bibliotheksleiterin. Schliesslich biete man unter anderem Leseförderung an, mit günstigen Jahresbeiträgen für Kinder. «Die 35 Franken im Jahr können sich die Eltern leisten. Müssten wir 60 Franken verlangen, wäre das für die Leseförderung kontraproduktiv», sagt Brigitte Keller.

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