08.09.2018

Für andere da sein

Von Renato Tolfo
aktualisiert am 03.11.2022
Ein Schritt in die falsche Richtung. Das ist schnell passiert, schneller als man denkt oder einem lieb ist. Manchmal können wir im Nachhinein nicht einmal sagen, warum wir entsprechend gehandelt haben. Trotz vieler Überlegungen kann man Fehler machen. Und dann ist es passiert und man kann nicht mehr dahinter zurück. Es lässt sich nicht rückgängig machen.Wir alle haben Fehler und machen Fehler. Wie gehen wir aber damit um?Sehr schnell wird hinten he­rum geredet, wenn andere Fehler machen. Jeder weiss es besser, jeder hätte es anders und besser gemacht. Mit negativer Kritik sind wir nicht so zurückhaltend. Manchmal gesellt sich auch Schadenfreude hinzu.Doch was erreichen wir damit? Wie verletzend kann das sein?Wenn einen das selber trifft, verliert man die Freude, sich für etwas einzusetzen. Man hat gar keine Lust mehr, überhaupt etwas zu machen: «Sollen es die anderen doch selber in die Hand nehmen. Ich will keine Verantwortung mehr übernehmen. Sollen sie es doch selber machen, wenn sie sowieso alles besser wissen.»Wem ist es nicht auch schon so ergangen?Heute sind immer weniger Leute dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen. Sich rauszuhalten und Kritik zu üben, ist natürlich einfacher, als mitzuarbeiten und mitzugestalten. Wer will sich schon vor anderen Leuten exponieren, um schliesslich schlecht da zu stehen?Sicher gibt es auch andere Gründe. In unserer Konsumgesellschaft scheint es Mode geworden zu sein, nur das zu unterstützen oder zu finanzieren, wovon man direkt profitiert. Darüber hinaus schaut man gar nicht. Die Selbstentfaltung wird in unserer individualisierten Gesellschaft gross geschrieben. Zudem haben wir uns in den letzten Jahren immer mehr zu einer Leistungsgesellschaft entwickelt, in der sich der Konkurrenzdruck enorm verschärft hat und so menschliche Werte wie Solidarität und Mitgefühl auf der Strecke bleiben.Welche Folgen das haben oder nach sich ziehen wird, das will man gar nicht wahr haben.Christsein bedeutet, die einem geschenkten Gaben in der Gemeinschaft einzubringen. Und somit bedeutet das auch an der Gesellschaft teilzunehmen und mitzuwirken. Diese Verantwortung können wir nicht einfach so von uns weg schieben. Wo Menschen am Werk sind, da passieren auch Fehler. Unsere Aufgabe ist nicht, sich von den Lasten und Fehlern von anderen abzugrenzen, sondern das Mittragen dieser Last. Es braucht Menschen, die sich in die Lage von anderen hineinversetzen können, die bereit sind, mit anderen einen Weg zu gehen. Renato TolfoPfarrer in Rebstein

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