19.05.2021

Fünf vor zwölf ist bereits vorbei

Die Klimajugend ist zurück. Die Bewegung ruft auf zum schweizweiten «Strike For Future» am Freitag, 21. Mai. Auch in St.Gallen wird es laut. Andrin ist Teil des Organisationskomitees des Klimastreiks in St.Gallen und erklärt, wie streiken geht, ohne in Massen durch die Stadt zu marschieren.

Von at
aktualisiert am 03.11.2022
Name: Andrin Alter: 18 Wohnort: Rebstein Beruf: Automatiker in AusbildungWie wurdest du Teil des Organisationskomitees? Ich habe mich privat immer mehr mit der Klimakrise befasst und habe mich dazu entschlossen, aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Der Klimastreik war mir schon länger ein Begriff und ich informierte mich auf Instagram darüber. Ich erfuhr, dass es eine Klima-Gruppe in St.Gallen gibt. Kurze Zeit später nahm ich an einem Meeting teil. Nun bin ich seit etwa einem Jahr Mitglied.Wieso setzt du dich fürs Klima ein? Die Klimafrage ist für mich eine Gerechtigkeitsfrage. Das Handeln eines jeden einzelnen kann Einfluss auf die ganze Welt haben. Im Moment müssen wir wenig Verantwortung tragen für unsere Taten und sind kaum von den Konsequenzen betroffen. Das finde ich ungerecht.Am Freitag findet wieder ein Klimastreik in St. Gallen statt. Was erwartet Teilnehmende? Am Morgen finden Führungen durch die Stadt statt, die aufzeigen, wie Lebensgewohnheitenverbessert oder «grüner» gestaltet werden können. Um 11.59 Uhr rufen wir zu einem Klimaalarm in der ganzen Schweiz auf. Menschen, egal wo sie sind, sollen möglichst viel Lärm machen. Damit wollen wir darauf aufmerksam machen, dass der Klimaschutz eilt. Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern bereits eins vor zwölf. Ab 14 Uhr starten wir mit dem Sitzstreik beim Waaghaus. Dort werden mehrere Personen Reden halten, ein Quiz ist vorbereitet, wir malen Plakate und können uns austauschen. Aufgrund der aktuellen Situation werden wir sitzend streiken und nicht durch die Stadt marschieren.Was erhoffst du dir von den Streiks? Dass sich die Leute bewusst werden, welche Folgen die Klimakrise hat und es sich wirklich um ein Problem handelt. Es ist nötig aktiv zu werden und elementar etwas zu verändern.Was sollte sich deiner Meinung nach konkret verändern? Der Bund will bis 2050 eine klimaneutrale Schweiz. Wir fordern, dieses Ziel bereits bis 2030 umzusetzen. Dafür muss sich vieles ändern in der Mobilität, der Landwirtschaft, Energieversorgung, Industrie und im Finanzsektor. Wir müssen davon wegkommen, dass die meisten Personen ein eigenes Auto haben, dafür Carsharing und die vermehrte Nutzung des öffentlichen Verkehrs fördern. Ausserdem geht es darum, unsere Ernährung zu überdenken. Am bedeutendsten wäre es aber, dass sich schwerwiegende Dinge verändern. Ein aktuelles Beispiel sind die getätigten Investitionen der Nationalbank in Kohleförderer. Es wäre wichtiger, dieses Geld klimafreundlich einzusetzen. Dieser Wandel muss aber fair und sozial passieren. Die Klimabewegung zieht die Politik und Wirtschaft in Verantwortung und keine Einzelperson, die beispielsweise auf ein Auto angewiesen ist.Hat sich durch die Streiks bereits etwas verändert? Ja, definitiv. Ich glaube, wir konnten die Gesellschaft zum Denken anregen und schon einige Veränderungen bewirken. Das zeigte sich beispielsweise bei den letzten Wahlen, als die Grüne Partei stark zugelegt hat.Wie fühlt es sich an, Teil dieser Bewegung zu sein? Einerseits fühle ich mich stolz, da ich denke, etwas Richtiges und Wichtiges zu machen. Andererseits ist es manchmal eine Herausforderung, da im Rheintal die Brisanz des Klimawandels noch nicht ganz angekommen ist. Dabei entstehen ab und an Interessenskonflikte zwischen mir und den Leuten in meinem Umfeld.  Wie gehst du damit um, wenn jemand nicht an eine Klimaerwärmung glaubt? Auf die Meinung solcher Menschen gehe ich nicht mehr gross ein. Ich finde, wir sind an einem Punkt angekommen, an dem nicht mehr über diese Frage diskutiert werden muss. Die Klimaerwärmung ist ein Fakt, der wissenschaftlich belegt wurde.Mehr Informationen zum Klimastreik findest du hier.

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