Es liest sich wie ein weiteres Kapitel des unschönen Themas «Beizensterben». Die Betreiber der Städtli Bar, Jessys Bar, des «Schlüssels» und der Breite Bar bestätigen, im Frühling aufzuhören. Auch der «Anker» soll betroffen sein, für eine Stellungnahme war der Betreiber jedoch nicht erreichbar.Die «Breite» (Café und Bar) ist ein erklärtes Lieblingslokal vieler Rheintaler. Das Ende unter der jetzigen Geschäftsführung erstaunt und wird bedauert. Astrid Dörig baute mit ihrem Team in den vergangenen fünf Jahren eine Adresse auf, die sich mit Stil und originellen Partys einen Namen machte. Es lief gut, obwohl auch die «Breite» in letzter Zeit einen Rückgang der Gäste verzeichnen musste. Das sei aber nicht der Hauptgrund, weshalb sie aufhöre, sagt Dörig.Ihr Privatleben kam zu kurz. «In der Gastronomie lebt man für die anderen.» Die langen Präsenzzeiten in der «Breite» gingen an die Substanz. Die 28-Jährige wollte sich bereits vor einem Jahr zurückziehen, kündigte die Pacht, blieb aber trotzdem. Sie fand in Samuel Rohrhirs einen Geschäftspartner, der sie unterstützte. Nun haben sie einen Schlussstrich gezogen. Abschied von der «Breite» feiert das Team mit den Gästen am Osterwochenende. Danach soll es eine rasche Anschlusslösung geben.Es läuft ein AuswahlverfahrenEs sei nicht zu befürchten, keine neuen Pächter zu finden, sagt Verwaltungsvertreter Roger Stieger. Bei den Liegenschaftsbesitzern sind mehrere Bewerbungen eingegangen. «Wir dürfen wählerisch sein.» Ein grosses Anliegen ist es, dass die «Breite» im bisherigen Sinne weitergeführt werden soll. Nach dem Endspurt in der «Breite» legt Astrid Dörig vorerst eine Pause ein. Künftig möchte sie sich vermehrt dem Eventbereich widmen. Sie habe viele Ideen, will herausfinden, in welcher Form sie diese umsetzen kann. Astrid Dörig ist auch beteiligt an Diskussionen, wie das Städtli belebt werden könnte. Die Situation bezeichnet sie derzeit als «bitter». Einerseits werde ein ansprechendes Angebot verlangt, andererseits spüre sie eine passive Haltung, wenn es um das Konsumieren gehe. Das Ausgangsverhalten der jungen Erwachsenen ändere sich, Social-Media-Trends rund um bewusstere Lebensführung nehmen Einfluss. Viele 20- bis 30-Jährige seien gemütlich unterwegs, «trinken Milchkaffee und jassen eine Runde».Die Schwierigkeiten, eine Bar zu führen, bringt Gastronom Christian Aebi mit den Stichworten Rauchverbot, Promillegrenze und Schliessungszeit um 2 Uhr auf den Punkt. Er ist auf der Suche nach einem neuen Mieter für den «Schlüssel». Wobei auch hier nicht die Geschäftszahlen im Vordergrund stehen. Die derzeitige Mieterin Jana Künzler ist schwanger, die Geburt ihres Kindes steht demnächst bevor. Nach der Fasnacht hört sie auf. «Schlüssel»-Besitzer Christian Aebi hofft, eine passende Person zu finden, die den Schlüssel in der langjährigen Tradition als Musikbar und Treffpunkt verschiedener Generationen weiterführen will.Ein weiterer Abgang betrifft Jessys Bar, die ebenfalls Christian Aebi gehört. Betreiberin Jessica Rohner verabschiedet sich Ende März definitiv, nachdem sie zwei Jahre die Bar führte. «Ustrinkete» ist für Freitag, 13. März, angekündigt. Mit dem Lokal im Rock- und Metalstil versuchte Jessica Rohner, sich von anderen Adressen abzuheben, bestätigt aber die bereits genannten Probleme beim Wirten. Sie gönne sich vorerst eine Pause von der Gastroszene, sagt Jessica Rohner. Was mit dem Lokal passiere, sei noch offen.Auch Igor Gabor von der Städtli Bar bedient seine Gäste nur noch bis Ende März: «Der Barbetrieb ist zu viel für mich.» Der Familienvater führte die Bar zusätzlich zu seinem Vollzeitjob, seine Frau unterstützte ihn. Zu Beginn sei der Umsatz gut angelaufen, brach aber im Folgejahr ein. Seiner Meinung nach habe es ein zu grosses Bar-Angebot im Städtli. «Es musste so weit kommen. Vielleicht entspannt sich nun die Lage etwas.»Wo zieht es künftig die Nachtschwärmer hin?Im Städtli wird es längst nicht dunkel. An der «Rue de Blamage» an der Trogenerstrasse und weiteren Ecken in Altstätten bleiben beliebte Lokale bestehen. Wie sich die Schliessungswelle auf diese Bars auswirken wird, bleibt abzuwarten. Serjoscha Graber, der seit 16 Jahren die Soirée Bar betreibt, geht allerdings nicht davon aus, dass die Zahl der Gäste steigt. «Es ist auch für uns ein Nachteil, wenn andere Beizen schliessen. Es profitieren alle davon, wenn Gäste von einer Bar zur nächsten ziehen können.» Kasten:Stadtgarten fällt ausVon schwierigen Rahmenbedingungen ist auch die beliebte Gartenausstellung Stadtgarten betroffen, die jedes zweite Jahr das Städtli in eine blühende Landschaft verwandelt. Zu wenig Mitwirkende und zu wenig Unterstützung führten zur Streichung der diesjährige Ausgabe. Gemäss Karin Frei, Co-Präsidentin Igea, soll es nächstes Jahr wieder eine Gartenausstellung in Altstätten geben, mit der Aussicht auf eine Durchführung im Drei-Jahres-Rhythmus. (hb)