27.09.2018

Früher Rücktritt als «Gebot der Fairness»

Walter Portmann gibt sein Amt als Präsident der Primarschule Au-Heerbrugg deutlich früher auf als geplant – per Ende Juli 2019. Strategische Uneinigkeit sei nicht der Grund, doch den Entscheid hat sie begünstigt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDer pensionierte Zollinspektor ist seit 22 Jahren Präsident der Primarschulgemeinde Au und hat in dieser Funktion den längst vollzogenen Zusammenschluss mit der Primarschule Heerbrugg vorangetrieben. Schon jene Fusion sah Portmann als Schritt in Richtung Einheitsgemeinde, also die Einbindung der Schule in die Politische Gemeinde Au-Heerbrugg.Dann gab es für Fusionsbefürworter allerdings einen Dämpfer, ausgerechnet durch die Schulgemeinde selbst. Gegen Ende des letzten Jahres gab der Schulrat in einer knappen Medienmitteilung bekannt, er habe sich gegen eine Integration der Schule in die politische Gemeinde entschieden. Eine nachvollziehbare Begründung blieb er schuldig.Bürgerschaft korrigierte den SchulratsentscheidDas führte zu Widerstand aus der Bevölkerung. An der Bürgerversammlung der Schule stellte der Auer Daniel Gebert den von ihm zuvor angekündigten Antrag, der Schulrat habe bis 31. März 2019 eine abstimmungsreife Inkorporationsvereinbarung zu erarbeiten. Denn nicht der Schulrat sollte mit rudimentärer Begründung eine Fusion von vornherein blockieren, sondern das Volk sollte sich aufgrund klarer Fakten eine Meinung bilden und selbst über eine Fusion befinden können.Kaum war dieser Antrag mit 94 zu 66 Stimmen angenommen, gaben zwei Schulrätinnen bekannt, sie werteten dieses Ergebnis als Misstrauensbeweis und stellten ihr Amt per Jahreswechsel zur Verfügung. Eine dritte Schulrätin, Denise Zellweger, hatte unabhängig von der Fusionsdiskussion schon vorher ihren Rücktritt bekanntgegeben; für sie wurde am letzten Sonntag Judith Pizzingrilli gewählt.Indem nun Walter Portmann nicht, wie ursprünglich vorgesehen, bis im Dezember 2020 Schulpräsident bleibt, sondern bereits auf Ende Juli des nächsten Jahres zurücktritt, ergibt sich eine besondere Situation.Ein einziger Schulrat mit reichlich ErfahrungVon den insgesamt fünf Schulräten (inklusive Präsident) wird ab nächstem August bloss noch ein Ratsmitglied reichlich Erfahrung haben. Das ist Christoph Sieber, der sich heute um die EDV kümmert und zusammen mit dem Präsidenten auch um die Infrastruktur (Gebäude).Christoph Sieber ist Schulrat im zehnten Jahr und beabsichtigt, zumindest noch bis Ende der Amtsdauer, also bis Ende 2020, Schulrat zu bleiben. Ob er darüber hinaus dem Schulrat angehören möchte, ist noch offen. Was hingegen sicher sei, wie Sieber sagt: Präsident werden wolle er nicht.Dass Walter Portmann seit Langem in Richtung Einheitsgemeinde denkt, ist ein offenes Geheimnis. Weil innerhalb des Schulrats diesbezüglich keine Einigkeit herrscht, sei es zwangsläufig zu gewissen Spannungen gekommen, räumt Portmann ein.Allerdings: Damit habe er kein Problem, wie er sagt. Ihm falle es leicht, eine andere Meinung zu akzeptieren. Zusammenzuarbeiten sei dennoch schwieriger geworden. In seiner Medienmitteilung, mit der er den vorgezogenen Rücktritt bekannt gibt, schreibt der Präsident: «Die mögliche Einheitsgemeinde hat sich als schwieriges und kräftezehrendes Thema entpuppt, das auch die Zusammenarbeit bei anderen Geschäften des Schulrats tangiert.» Noch sei in dieser Frage zwar offen, in welche Richtung es gehe. Es erscheine ihm aber als «ein Gebot der Fairness, der neuen Präsidentin oder dem neuen Präsidenten genügend Zeit für die Einarbeitung für jedes mögliche Szenario zu verschaffen», schreibt Walter Portmann.Unabhängig vom gewählten Zukunftsmodell würden für die Schulgemeinde auch in den nächsten Jahren grosse Herausforderungen anstehen.Reibungslosen Start ermöglichenMit der frühzeitigen Rücktrittserklärung möchte Portmann «Raum schaffen für eine gute Lösung». Ein realistischer Termin für die Wahl eines neuen Präsidenten oder einer Präsidentin wäre Mitte Mai. Sollte der Wechsel im Präsidium nicht auf den von Portmann genannten Termin hin möglich sein (Start des Neuen im August 2019), ist Portmann bereit, diesen Termin etwas nach hinten zu schieben. Überhaupt sei er natürlich bereit, seinem Nachfolger oder der Nachfolgerin sein Wissen und seine Erfahrung «in einer Übergangsphase zur Verfügung zu stellen und so einen reibungslosen Start zu ermöglichen».

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