Dahinter steht der eigens dafür gegründete Verein Forum für Friedenskultur. Zum Zeitpunkt der Gründung war der Ukraine-Krieg noch nicht ausgebrochen. Heute schauen wir hilflos auf die beängstigende Entwicklung dieses Krieges. Begleitend zum diesjährigen sommerlichen Anlass haben wir Clara Ragaz eingeladen. Und sie bleibt noch bei uns bis in den September hinein. Möglicherweise ist Ihnen der Name noch nie begegnet? Es handelt sich um eine Ausstellung zu dieser Frau: 150 Jahre Clara Ragaz.
Wacher Blick für gesellschaftliche Zustände
Wer war Clara Ragaz? Für ihre Zeit war sie aussergewöhnlich. Sie war verheiratet mit dem Pfarrer Leonhard Ragaz und selbst eine überzeugte Christin. Doch dadurch unterschied sie sich nicht wesentlich von den meisten Frauen ihrer Zeit. Was sie auszeichnet, ist ihr wacher Blick für die gesellschaftlichen Zustände. Bald nach ihrer Heirat mit Leonhard zog das Paar 1902 von Chur nach Basel.
Längst war ihr bewusst geworden, dass Alkoholismus und Prostitution die Folge einer verbreiteten Frauenarmut darstellten. Politisch orientierte sich Clara als Sozialistin. In Bezug auf die benachteiligte Stellung der Frauen in der Gesellschaft wurde sie zur Feministin. Auch die Ehe versteht sie als ein Leben in Partnerschaft und gegenseitigem Respekt. Im Jahr 1908 zieht das Ehepaar – nun mit zwei Kindern – nach Zürich, wo Leonard Ragaz als Theologieprofessor arbeiten wird.
Der Weg zur Pazifistin
In den kommenden Jahren ist es wohl die Zeit des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918), in der Clara zur Pazifistin wird. Sie steht in Verbindung mit Menschen in Friedensbewegungen – über die Schweizer Grenzen hinaus. Im Jahr 1916 nimmt sie teil an der inoffiziellen Friedenskonferenz in Stockholm.
In der Schweiz werden 1931, also zwischen den beiden Weltkriegen, 100'000 Unterschriften gesammelt für eine Petition zur weltweiten Abrüstung. Haben die Menschen es geahnt, dass es zu einem zweiten Weltkrieg kommen könnte?
Clara Ragaz blieb auch während des Krieges (1939 – 1945) in Zürich für flüchtende Menschen und für den Frieden tätig. Sie starb 1957. Schon 1914 hatte sie ein Gebet für den Frieden entworfen, aus dem ich hier eine Zeile anfügen möchte: «Nun ist die Welt voll Schrecken und Krieg, o Vater, hilf du der Liebe zum Sieg.»
Ingrid Grave, Dominikanerin in Ilanz