13.10.2020

Freilichtbühne hatte viel mehr Aufwand

Die Freilichtbühne Rüthi hatte etwa gleich viel Publikum wie sonst, aber deutlich höhere Ausgaben.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Trotz dieses Ungleichgewichts ist OK-Präsident Simon Büchel sehr zufrieden. Wahrscheinlich nicht trotz, sondern wegen des Lockdowns war die erfahrungsgemäss hohe Nachfrage auch dieses Jahr ungebrochen. Der Run auf die Tickets für «Anna Göldi» habe sogar aussergewöhnlich früh eingesetzt, und selbst im Lockdown sei der Verkauf überraschend gut gewesen. Die 15 Vorführungen mit je 600 Zuschauerinnen und Zuschauern waren allesamt ausverkauft.Simon Büchel spricht von einer «wunderbaren Zeit», in der die Freilichtbühne es ermöglicht habe, zwischendurch mal «abzuschalten». Weil das Wetter «so gut wie noch in keinem anderen Jahr» mitgespielt habe, sei das Publikum immer gut gelaunt gekommen, was sehr geholfen habe. So seien die Corona-Massnahmen akzeptiert und auch die nötige Geduld beim Warten aufgebracht worden.Schutzkonzept ging  weiter als gefordertAndererseits war der Aufwand enorm. Die Organisatoren verfuhren nach einem Schutzkonzept, das weiter ging als vom Staat gefordert. Den Mehraufwand habe man allerdings leicht unterschätzt, bemerkt Büchel, weshalb kurzfristig das Hilfspersonal etwas aufgestockt wurde, um doch noch rechtzeitig mit allem fertig zu werden.Doch nicht nur Corona erforderte einen grösseren Einsatz. Auch die Gestaltung des Geländes war diesmal zeitraubender. Das beste Beispiel ist ein künstlich angelegter Bach. Mit Hilfe einer in den Boden eingebauten Mulde wurde alles Wasser aufgefangen und wieder nach oben gepumpt.6000 Mannstunden  nur fürs BauenDer Znüni sei jeweils ganz wichtig gewesen, sagt Kurt Büchel, der dem Bautrupp wie Walter Mathis zum ersten Mal angehört. Beim Zusammensitzen und Reden sei man auf neue Ideen gekommen und habe man besprechen können, welcher Wunsch sich auf welche Weise am besten erfüllen lasse. Anspruchsvoll sei auch die Materialbeschaffung gewesen, sagt Bauchef Bruno Bösch. Seine Beziehungen als ehemaliger Polier waren erneut Gold wert. Bösch ist schon zum vierten Mal dabei.Für Bauchef Bruno Bösch waren die diesjährigen Freilichtspiele bereits die vierten.Für Simon Büchel sind die Mitglieder des Bautrupps «echli die Helden», was natürlich nicht heisst, dass nicht auch alle andern seinen Respekt für den ebenfalls grossen geleisteten Einsatz haben. Doch der Bautrupp war sehr viel stärker gefordert als bei der letzten Aufführung vor drei Jahren. Seit Mitte April mit dem Bauen begonnen wurde, sind etwa 6000 Mannstunden Arbeit geleistet worden, durchschnittlich 300 Stunden pro Mann – und dies bei einer recht symbolischen Entschädigung. Den Mehraufwand gegenüber früher schätzt Bruno Bösch auf ein Drittel.400 Quadratmeter mehr Holzboden verlegtWegen Corona hatte das Zelt anstelle der früher 625 Quadratmeter neuerdings 1125 Quadratmeter zu decken, hinzu kam auch noch ein Anbau mit einer Fläche von weiteren 150 Quadratmetern. Bruno Bösch sagt: «Wir haben 400 Quadratmeter mehr Holzboden verlegt.» Die 600 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Aufführung wurden immer auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die jeweils 300 Personen blieben sodann während des ganzen Abends unter sich, sowohl während der Aufführung, als auch im Gastrobereich, der ebenfalls in Sektoren unterteilt war. Ein dritter Sektor war für die Schauspielerinnen und Schauspieler, die ebenfalls strikt unter sich bleiben mussten.Weltbühne Einsiedeln besuchte die RüthnerMit ihrem Konzept hatte die Rüthner Freilichtbühne Vorbildcharakter. Verschiedene Veranstalter, sagt Simon Büchel, seien vorbeigekommen, um zu sehen, wie sich ein Schutzkonzept umsetzen lasse. Sogar das Welttheater Einsiedeln stattete den Rüthnern einen Besuch ab, um für ihre nächstjährige Produktion gerüstet zu sein. Besonders freut den OK-Präsidenten auch das Lob des St.Galler Gesundheitsdirektors Bruno Damann.Jetzt einsam und verlassen: Zwei wichtige Requisiten aus dem Stück "Anna Göldi".Für Kuno Bont war’s die letzte ProduktionDrei Wochen nach der letzten Aufführung ist der Bautrupp noch immer mit Aufräumen beschäftigt. Es wird von einem Abschluss Ende Monat ausgegangen.Die höheren Ausgaben, bei ungefähr gleich gebliebenen Einnahmen, lassen Simon Büchel auf die zum Glück vorhandenen Reserven verweisen. Ausserdem sei die Freilichtbühne mit dem Amt für Kultur in Kontakt. Für Kuno Bont, der die Freilichtspiele initiierte und bis heute prägte, war die diesjährige Produktion die letzte. Seine Rolle übernimmt Simona Specker als die künstlerische Leiterin, fürs Management ist Simon Büchel zuständig, der zum dritten Mal dabei war.Schon jetzt steht fest, dass in drei Jahren das nächste Stück aufgeführt wird – welches, wird im nächsten Jahr entschieden. Simon Büchel sagt: «Es geht zwar im bewährten Rahmen weiter, bestimmt sicher werden aber auch neue Akzente gesetzt.» 

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