09.10.2020

Frei auf Menschen zugehen

Am 1. Oktober kam Sabine Gritzner-Stoffers in Heerbrugg und Au an. Sie ist die neue Pfarrerin.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Sabine Gritzner-Stoffers möchte gern am Tisch der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Berneck-Au-Heerbrugg als Pfarrerin Platz nehmen. Den Wunsch schrieb die Theologin bereits in ihre Bewerbung. Dazu bewogen hatte sie das Foto eines Tisches in der Stellenausschreibung. Die mit Bechern gedeckte Tafel erinnert an die Abendmahlszene mit Jesus und den Jüngern. Brot und Wein sind als Zeichen des Teilens dargestellt.Das Bild weckte in Sabine Gritzner die Vorstellung einer gastfreundlichen Gemeinde. Es bereitet ihr Freude, Menschen zu begegnen, und sie spürt oft auch Freude beim Gegenüber. Sie möchte als Pfarrerin Räume schaffen, in denen Hoffnung und Zuversicht entstehen können. Die Theologin ist überzeugt, dass die meisten Menschen ein Bedürfnis nach Religion oder Spiritualität haben. Sie möchte alte christliche Symbole verständlich machen und mit den Erfahrungen der Menschen heute verbinden.Von Salzburg über Berlin bis ins RheintalDer Wunsch Gritzners hat sich erfüllt. Am 1. Oktober hat sie die Leitung des Pfarramtes in Heerbrugg übernommen, ist Pfarrerin von Au und Heerbrugg. Die Menschen in der Kirchgemeinde erlebt sie in den ersten Tagen als freundlich und ihr zugewandt. Gut zuhören will sie, die Menschen, ihre Gepflogenheiten und Wünsche kennenlernen. Und sie möchte sich an die Mundart gewöhnen, die Herzenssprache der Rheintaler verstehen. Den weitaus grösseren Unterschied zum Salzburger Dialekt, ihrer Muttersprache, erfuhr Sabine Gritzner in Berlin, Kärnten und Vorarlberg. In Bregenz lebt sie seit zehn Jahren mit ihrem Mann. Er ist dort Pfarrer. Die drei Kinder sind erwachsen. Nun ist es der rechte Zeitpunkt, eine Vollzeitpfarrstelle anzutreten. Die Grenzgängerin wird noch regelmässige Präsenzzeiten in ihrem Büro in Heerbrugg festlegen und auch darüber hinaus erreichbar sein.Im Christentum liegen Hoffnung und ZuversichtSabine Gritzner sagt, die Kirche müsse politisch sein und Ungerechtigkeiten ansprechen. Es sei ihre Aufgabe, für jene die Stimme zu erheben, die selbst keine hätten. Ihre seelsorgliche Arbeit versteht die Pfarrerin in gewisser Weise als missionarisch. Sie möchte zwar nicht, dass alle Leute Christen werden, sie sollen aber merken, dass im Christentum Hoffnung und Zuversicht liegen.Dieses Verständnis nährt sich aus Sabine Gritzners Erfahrungen aus dem «Konziliaren Prozess». In den 80er-Jahren begaben sich christliche Kirchen auf einen gemeinsamen Weg und debattierten über Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.Sabine Gritzner will sich mit ihrer Religion und ihren Netzwerken dafür einsetzen, die Probleme der Welt anzugehen. Als Beispiel eines Netzwerkes nennt sie die Klimajugend, als Beispiel eines globalen Problems den Fremdenhass. Es sei eine Aufgabe der Kirche, bei antisemitischen Tendenzen aufmerksam zu sein und zu Muslimen ein geschwisterliches Verhältnis anzustreben. Wie in der Kirchgemeinde, will die Pfarrerin auch im interreligiösen Dialog Begegnungen ermöglichen. Nur wer sich anhöre, was dem anderen bedeutsam und heilig ist, könne ihn verstehen. Einen Dialog führen kann nur, wer die eigene Religion kennt. Erst dann kann man sie in Beziehung zu einer anderen setzen.Jugendarbeit regional lösenIn der Kirchgemeinde Berneck-Au-Heerbrugg ist seit dem Weggang von Jens Mayer die Stelle des Jugendpfarrers vakant. «Die Stelle ist nicht gestrichen, wir engagieren uns weiter in der Jugendarbeit», sagt Präsident Armin Bartl. Der Kirchenvorsteherschaft schwebe eine regionale Zusammenarbeit mit den benachbarten Kirchgemeinden Balgach und Diepoldsau-Widnau-Kriessern vor. «Wir haben in unserem Einzugsgebiet zu wenig Junge, als dass wir eine eigene Lösung anstreben.»HinweisAm Sonntag, 18. Oktober, um 10 Uhr hält Pfarrerin Sabine Gritzner-Stoffers ihren ersten Gottesdienst in Heerbrugg.

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