25.09.2020

Frau macht Karriere – oder?

Karriere oder Familie? Oder beides? Drei junge Frauen erzählen von ihren Vorstellungen.

Von Alena Tschümperlin
aktualisiert am 03.11.2022
Heiraten, Kinder bekommen und den Haushalt schmeissen, während der Mann arbeiten geht: So die klassische und vor allem veraltete Vorstellung vom Rollenbild einer Frau. Der Frau von heute stehen alle Türen offen.Familie vor KarriereVon der grossen Karriere träumte Josy Bürki nie. Schon früh war ihr klar, jung eine Familie zu gründen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Sie war 16 Jahre alt, als sie und ihr Partner ein Paar wurden. «Nach sechs Jahren Beziehung haben wir uns dazu entschieden, den Kinderwunsch dem Schicksal zu überlassen», sagt die Berneckerin. Jetzt ist sie Mutter einer zweijährigen Tochter.Trotzdem kam es für die 25-jährige nicht in Frage, Vollzeitmutter zu sein. Sie arbeitet zwei Tage pro Woche in einem Treuhandbüro. «Mit meinem Pensum werde ich keine grossartige Karriere machen können. Das hat für mich aber keinen hohen Stellenwert», sagt sie. «Mir geht es um die Abwechslung zum Familienalltag.» Das klassische Modell, bei dem nur der Mann arbeiten geht, entspricht nicht ihren Vorstellungen. Ihre Tochter soll eine enge Beziehung zu ihrem Vater aufbauen können. Deshalb verbringt er seinen freien Tag unter der Woche mit dem Kind. «Ausserdem ist es schön, mein eigenes Geld zu verdienen und mir zwischendurch etwas zu gönnen.» Josy Bürki liebt das Familienleben und stellt es über eine Karriere. «Aber wer weiss, was in zehn Jahren sein wird», sagt sie.An Familienplanung denkt Tabea Schegg noch lange nicht. Diesen Sommer kündigte sie ihren Job bei einer Bank, um Vollzeit an der ZHAW zu studieren und den Bachelor Angewandte Sprachen zu erlangen. Die Weiterbildung steht im Vordergrund. Zwar hat die 22-Jährige einen Partner, lebt aber mit ihrer Mutter in Balgach.«Ich möchte mich auf meine Ausbildung konzentrieren und später einen Job ausüben, der mir Spass macht», sagt die 22-Jährige und ist optimistisch: «Wenn ich mich einsetze und mich das Unternehmen wertschätzt, ist es möglich, Karriere in einer modernen Schweizer Firma zu machen.» Tabea Schegg legt Wert auf eine gute Ausbildung, um auf eigenen Beinen stehen zu können. «Ich kann mir vorstellen, später als Führungskraft zu arbeiten, strebe diese Position aber nicht konkret an», sagt sie.Familiengründung nicht erlaubt«Mein Traum ist es, Karriere zu machen und eine Familie zu gründen», sagt Carmela Perroni, «wobei das Zweite in der Schweiz nicht möglich sein wird». Das Gesetz steht der 18-jährigen bisher im Weg. Sie hat sich vor einigen Monaten als homosexuell geoutet und hat eine Freundin. Gleichgeschlechtlichen Paaren ist es in der Schweiz nicht erlaubt, ein Kind zu adoptieren oder eine Samenspende zu erhalten. «Ich würde mir wünschen, dass sich das ändert. Ein homosexuelles Paar sollte nicht als minderwertig behandelt werden», sagt die Marbacherin. Zurzeit macht sie ein Praktikum an der Heilpädagogischen Schule. Später möchte sie studieren und als Sozialarbeiterin an einer Oberstufe arbeiten. «Nebenbei möchte ich mich mit Geschlechtsforschung beschäftigen und LGBTQ+-Kinder und Jugendliche unterstützen.» Carmela Perroni fokussiert sich vorerst auf ihre Ausbildung.Die familiäre Zukunft ist vom Gesetz abhängig. Perroni versucht optimistisch zu bleiben und hofft auf eine Änderung. «Wenn ich keine Kinder haben dürfte, würde ein grosser Traum platzen», sagt sie. Im Hinterkopf ist sie sich jedoch der Realität bewusst, in der eine Gesetzesänderung nicht unmittelbar bevorsteht.

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