17.01.2019

Fragwürdige Spitalstrategie

Die geplante Schliessung von fünf Regionalspitälern und gleichzeitig der Bau eines kantonalen Universitätsspitals wirft Fragen auf, am Mittwoch, 23. Januar, nimmt der Lenkungsausschuss dazu Stellung.

Im vergangenen Mai schlug der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde mit einem Grobkonzept die Schliessung der fünf regionalen Spitäler in Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach vor.Nicht mal vier Jahre nach den positiven Bevölkerungsentscheiden zu den Ausbauprojekten an diversen Spitalstandorten schlägt der Verwaltungsrat nun einen völligen Strategiewechsel vor. Damit könne das prognostizierte Defizit der Spitäler reduziert werden. Die bisherige Maxime einer wohnortnahen Gesundheits- und Notfallversorgung würde damit in verschiedenen Regionen, unter anderem auch im Rheintal, geschwächt. Das wirft Fragen auf, teilt der Stadtrat von Altstätten mit. Am 23. Januar um 19.30 Uhr stellt sich der Lenkungsausschuss im Rahmen eines Bevölkerungsgesprächs in der Altstätter Schöntalhalle den Fragen der Rheintaler Bevölkerung.Gesundheitsversorgung im Rheintal wird geschwächtIn der Spitalregion Rheintal-Werdenberg-Sarganserland (RWS) würden gemäss Grobkonzept die Spitäler in Altstätten und Walenstadt geschlossen. Entsprechend müsste das Spital in Grabs ausgebaut werden. Mit der Schliessung der beiden Spitäler in Altstätten und Walenstadt würde die gesamte Spitalregion RWS geschwächt.Bis ins Jahr 2028 prognostiziert der Verwaltungsrat für die Region eine Abnahme der operativen Eingriffe und Notfallfrequenzen aufgrund der Abwanderung von Patienten in andere Spitäler. Das Grobkonzept zeigt lediglich eine spitalbezogene betriebswirtschaftliche Sicht. Eine gesamtwirtschaftliche und gesundheitsökonomische Beurteilung fehlt gänzlich.Unausgewogenes GrobkonzeptSo wird beispielsweise auf die absehbaren Kostenverlagerungen von den Spitälern auf die Steuer- und Prämienzahler nicht eingegangen.Ebenso werden ausschliesslich Varianten mit Spitalschliessungen evaluiert; die Analyse einer Weiterentwicklung auf der Basis der heutigen bewährten Netzwerkstrategie fehlt gänzlich. Ein neu gebildeter Lenkungsausschuss, bestehend aus drei Regierungs- und zwei Verwaltungsratsmitgliedern, soll nun diese fehlenden Analysen und Bewer­- tungen nachholen und darauf basierend ein Detailkonzept erstellen.Ein teures St. Galler Universitätsspital geplantWährend der Verwaltungsrat die Schliessung von fünf Regionalspitälern fordert, plant er parallel am Standort St. Gallen offensichtlich den Ausbau des Kantons- in ein Universitätsspital. Die jährlichen Kosten alleine für die Forschung und Lehre dürften im höheren zweistelligen Millionenbereich liegen.Auf die entsprechende Zusatzbelastung der Steuerzahler wird im Grobkonzept jedoch nicht eingegangen.Wasser für die Regionen, Wein für die HauptstadtDer Verdacht, dass mit den Schliessungen mehrerer Regionalspitäler die Fallzahlen und Marge am designierten Universitätsspital erhöht werden sollen, lässt sich nicht von der Hand weisen.Einerseits fordert der Verwaltungsrat in den Regionen des Kantons St. Gallen eine Strukturbereinigung, andererseits beabsichtigt er die Schaffung universitärer Überkapazitäten in der Schweiz. Es scheint zumindest, dass der Verwaltungsrat in den Regionen Wasser predigt, in der Kantonshauptstadt aber Wein trinken möchte. (sk)

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.