18.03.2019

Forellen sind ihre Leidenschaft

Susanne Rusch investiert viel Herzblut für ihre Fischzucht am Fusse des Montlinger Berglis. 2017 hat sie die Bachforellenzucht von ihrem Vater übernommen und so den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerSie steht vor einem metallenen Bottich, in den ein feiner Wasserstrahl die rosafarbenen Bachforellen-Eier sanft umspült. Susanne Rusch erklärt, wie sie die blass-weissen, abgestorbenen Eier entfernt. Mit einer Pinzette. «Man muss vorsichtig sein und sich sehr konzentrieren», sagt die eidgenössisch geprüfte Fischzüchterin. Vor allem beim Aussortieren von toten, frisch geschlüpften Fischen müsse man sehr ruhig arbeiten, die Brütlinge nicht zu sehr umherscheuchen: «Damit sie keinen Infarkt bekommen», sagt Susanne Rusch mit einem Lächeln.Wer rechtzeitig die Fischzucht in unmittelbarer Nähe zur Montlinger Kirche besucht, kann Forellen in allen Wachstumsstufen anschauen: Von den Eiern über nadelgrosse Fische und sogenannten Sömmerlingen bis hin zu ausgewachsenen Tieren.Aus der Not wurde eine Leidenschaft«Sind es nicht schöne Fische?», fragt die Montlingerin, als sie den Deckel eines grossen Bottichs hebt, in dem gut zehn Zentimeter grosse Bachforellen schwimmen. Die Fischzucht hat sie 2017 von ihrem verstorbenen Vater Fredy übernommen. Ihr sympathisches Lächeln wandelt sich. Einzelne Sorgenfalten sind zu erkennen, als sie von ihrem verstorbenen Vater erzählt und wie aus ihr eine Fischzüchterin geworden ist.Fredy Rusch, ein leidenschaftlicher Angler, hat vor knapp 40 Jahren das Forellenzüchten begonnen. «Er hat ausschliesslich Eier von selbst gefangenen Fischen verwendet», sagt Fredy Ruschs Tochter.Im Lauf der Zeit seien immer mehr und immer grössere Bottiche dazugekommen. Als Fredy Rusch schwer erkrankte und die Arbeit in der Fischzucht nicht mehr alleine bewältigen konnte, half ihm seine Tochter. «Ich hatte zu der Zeit gerade keinen Job. So habe ich mich um meinen Vater und die Fischzucht kümmern können», sagt Susanne. Innerhalb eines Jahres wurde aus der vermeintlichen Übergangslösung eine Leidenschaft. In seinem letzten Lebensjahr habe ihr der Vater alles Wissenswerte über die Fischzucht beigebracht. Nach dem Tod des Vaters hat die Montlingerin im April 2017 die Fischzucht übernommen. Zusammen mit ihrem Lebenspartner Thomas Lüchinger hat sie im vergangenen Jahr sogar die Schulbank gedrückt. An der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wädenswil.Die eidgenössisch anerkannte Schulung ist unter anderem nötig, weil Bachforellen Wildtiere sind. «Mitarbeitende des kantonalen Veterinäramts schauen bei uns von Zeit zu Zeit nach dem Rechten», sagt Susanne Rusch. Die Bachforellen-Eier bezieht sie aus kantonalen Fischereizentren. Denn die Bachforellen, die in Montlingen in Bottichen heranwachsen, dienen ausschliesslich dem Besatz. «Wir beliefern Besitzer oder Pächter von Fliessgewässern und Teichen in der ganzen Ostschweiz», sagt Susanne Rusch.Regenbogenforellen und andere FischeDabei spielen die Stämme eine besondere Rolle. «In Rheintaler Gewässern beispielsweise darf man nur Bachforellen aussetzen, deren Elterntiere aus dem Rheintal stammen», sagt die Montlinger Züchterin. In der Fischzucht unterhalb des Montlinger Berglis findet man zurzeit auch Regenbogenforellen – sie sind aber streng getrennt von den Bachforellen. «Ist im späteren Herbst die Forellenzeit vorbei, ziehen wir andere Fische gross, wie zum Beispiel Hechte und Eglis», sagt Susanne Rusch, «sonst hätten wir ja in der Zeit ohne Forellen kein Einkommen.»Von der Fischzucht allein könne sie den Lebensunter­- halt nicht bestreiten, geschweige denn Angestellte einstellen. Oh­ne die Unterstützung ihres Partners, der als Mechaniker arbeitet, könne sie die Fischzucht kaum halten.Fischzucht vergrössern ist ein Ziel RuschsDie Regenbogenforellen sind nur für die Gastronomie bestimmt, die Tiere werden lebend geliefert. «Fürs Verarbeiten von Fischen und den Direktverkauf sind wir hier in Montlingen nicht eingerichtet», sagt Susanne Rusch. Dankbar ist die Forellenzüchterin auch der Kundschaft, die ihr nach dem Tod des Vaters die Treue gehalten hat.Und wäre da nicht ein Nachbar, der bereits Fredy Rusch in der Fischzucht geholfen hat, wäre an ein verlängertes Wochenende oder Ferien nicht zu denken. «Es muss immer jemand hier sein, um die Anlagen zu kontrollieren und zu reagieren, falls eine Pumpe ausfällt», sagt Susanne Rusch. Einmal alleine von der Forellenzucht leben zu können, hat sich die Montlingerin zum Ziel gesetzt. Das setzt voraus, dass sie den Betrieb in den nächsten Jahren vergrössern kann.

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