11.08.2022

«Follmond» im Pärkli ist Kult

Ob Schneegestöber oder 35 Grad: Bei Vollmond trifft man sich in St. Margrethen. Und das seit 15 Jahren.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 02.11.2022
Vollmond, Halbmond oder leerer Mond? Manche Menschen interessieren sich aus reiner Neugierde für die Position des Mondes am Himmel. Andere wiederum richten sich bei alltäglichen Dingen wie Haareschneiden, Gartenarbeit oder Fensterputzen nach den Mondphasen. In St. Margrethen gibt es sogar einen Verein, der sich nach dem Vollmond ausrichtet: Wenn der Mond heute rund und hell scheint, hält der Verein der Freizeit- und Naturfreunde (Fun) seinen monatlichen Follmond-Anlass für die Bevölkerung ab.Diesen Freitag ist ein besonderer Termin: sein fünfzehnter Geburtstag. Denn was 2007 mit einer kleinen Veranstaltung begann, ist im Laufe der Jahre gewachsen und nach 166 durchgeführten Partys zu einem der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse im Dorf geworden.   [caption_left: Der Verein zählt heute 22 Mitglieder, ausschliesslich Männer.  (Bild: pd)]Angefangen hat alles mit CountrymusikEs ist Dienstagmorgen. Das St. Margrether Pärkli ist weitgehend leer. Eine Gemeindearbeiterin giesst die Blumen, Kinderlachen vom angrenzenden Spielplatz vermischt sich mit Vogelgezwitscher zu einem fröhlichen Singsang. Auf einer Bank vor einer abgenutzten Holzhütte sitzt ein älterer Herr: Schiebermütze, Sonnenbrille, kurze Hosen und Poloshirt. Markus Ritz, der Vorsitzende der Natur- und Freizeitfreunde. Seit zehn Jahren steht er an der Spitze des 22-köpfigen Vereins und ist eines der Gründungsmitglieder.Der 65-Jährige erinnert sich noch genau, wie er und einige seiner Fussballfreunde den Verein in den 1980er-Jahren gegründet haben. In einem Wohnwagen beim Campingplatz Bruggerhorn, wo sie sich fast jeden Tag trafen. «Der Wohnwagen gehörte den Eltern eines Freundes. Weil wir so oft dort waren, haben wir irgendwann die Miete übernommen», sagt Ritz. Um sie zu bezahlen, gründeten sie den Country- und Westernball in St. Margrethen. «Wir haben klein angefangen, im Restaurant Schweizerhof mit der Long Trail Country Band. Damals haben wir 653 Franken eingenommen», erinnert sich Ritz.  Mehr als 24 Jahre lang war der Ball, der später in der Rheinauhalle stattfand, das Ereignis für Countrymusik in der Region. Nachahmer und schwindendes Interesse führten dazu, dass der letzte Ball im Jahr 2002 stattfand. Danach wollten die Mitglieder eine Pause einlegen. «Aber wir sind keine Männer, die lange Zeit nichts tun können», sagt Ritz und schmunzelt. Von der falschen Egli und einem spontanen SennAn der Hauptversammlung schlug ein Mitglied vor, eine monatliche Veranstaltung bei Vollmond zu organisieren und traf damit ins Schwarze. Denn das Hauptziel des Vereins war schon immer: Menschen zusammenzubringen, ihnen eine gute Zeit zu verschaffen und etwas für St. Margrethen, den Heimatort der Männer, auf die Beine zu stellen.Angefangen haben sie 2007 mit ein paar Sitzplätzen im Pärkli und Pizzen aus dem nahegelegenen Restaurant auf der anderen Strassenseite.  «Das war sehr umständlich damals», sagt Ritz. Dann bekamen sie die alte Holzhütte von der Molkerei Caviezel, die immer noch mitten im Park steht und als Ausschank dient.Ritz steht auf und zeigt auf den Platz rechts vor der Hütte, wo jeweils der Grill steht, auf dem sie Zack-Zack und Würstchen braten. Er zeigt auf den Container mit den Toiletten, den die Gemeinde vor ein paar Jahren aufgestellt hat, und geht zur Mitte des terrassenförmig angelegten Platzes, wo jetzt ein Zelt steht, das bei den Veranstaltungen Schutz vor dem Regen bietet. Egal zu welcher Jahreszeit und an welchem Tag: Bei Vollmond wird der «Follmond» im Pärkli gefeiert. Es ist schon vorgekommen, dass sich bei Schneegestöber und – 15 Grad kaum jemand an den Anlass getraut hat, oder vier Mitglieder das Zelt bei Sturm festhalten mussten. Generell ist die Veranstaltung sehr gut besucht, nicht nur von den Einheimischen. Auch Menschen aus Vorarlberg und den umliegenden Gemeinden treffen sich am Follmond. Dafür lassen sie sich auch immer wieder etwas Neues einfallen. Von einer Stubete mit einem spontanen Auftritt von Nicolas Senn, über einen Frühschoppen, bei dem ein Bandmitglied im roten Kleid Beatrice Egli imitierte, bis hin zu Auftritten von Newcomer-Bands wie Neptun, dem abschliessendem 25. Country- und Westernball oder aufwendig zubereiteten Cocktails – «Wir wollen immer perfekt sein, und den Leuten etwas bieten.» Heute, zum 15. Geburtstag, gibt es ein besonderes Spektakel. Ab 17 Uhr ist die Festwirtschaft geöffnet. «Die Band Trade Mark wird auf der Bühne auftreten und den Park mit Rockmusik füllen», sagt Ritz und geht zu seinem Velo.Eine Frage bleibt am Ende offen: Weshalb die spezielle Schreibweise Follmond? «Wir sind anders als die anderen. Ausserdem war die Webdomain Vollmond schon vergeben», sagt Ritz und lacht.Hier gibt's mehr Informationen zum Follmond

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