20.08.2021

Flirten unter wissenschaftlicher Beobachtung

In einem Experiment der SRF-Sendung «Einstein» suchte auch ein Rheintaler nach der grossen Liebe.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Datingplattformen findet man im Internet reihenweise – und vermutlich kennen inzwischen die meisten auch ein Paar, das sich nicht im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz kennengelernt hat, sondern im Netz. Die SRF- Sendung «Einstein» hat die digitale Partnersuche auf eine wissenschaftliche Ebene gestellt und in einem Experiment untersucht. Eignet sich das Internet, den Mann oder die Frau fürs Leben zu finden?Um das herauszufinden, hat SRF eine eigene App programmiert, die an Tinder erinnert: 40 Probandinnen und Probanden meldeten sich mit Bildern und einer kurzen Personenbeschreibung an und konnten somit auch die anderen Profile sichten. Ein Wisch nach links und ein vorgeschlagenes Profil verschwindet in der Versenkung; ein Wisch nach rechts hingegen bekundet unverbind­liches Interesse. Geht es dem digitalen Gegenüber genauso, gibt es einen «Match» – und damit kann auch das Kennenlernen über den Chat oder einen Videoanruf beginnen. Allerdings waren die Nachrichten nicht privat: Das «Einstein»-Team hatte jederzeit Zugriff darauf, um den Zuschauern den Dating-Prozess in der Sendung am letzten Donnerstagabend genaustens zu de­monstrieren.Tinder-Modus vor TV-PublikumZwei Personen wurden für die Sendung 14 Tage lang noch näher begleitet, darunter der Balg­acher Textilunternehmer Kaspar Schiesser, der nach acht Jahren des Single-Daseins bereit sei für eine Beziehung. Vielleicht überzeugte der flotte Spruch im Profil – er koche ein Drei-Minuten-Ei in 2:50 Minuten – , vielleicht waren es die sorgfältig ausgewählten Bilder, die den 29-Jährigen unter anderem als nebenberufliches Model zeigen. Je­denfalls fehlte es Schiesser, der regelrecht in den Tinder-Modus verfiel und sich in Rekordzeit durch die Profile swipte, nicht an Matches: Sechs Frauen waren an ihm interessiert. Selbst die Chats kamen rasch ins Rollen, sodass Schiesser beinahe den Überblick verlor, welches Gespräch welcher Dame zuzuordnen war.Erfolgreich ausgegangen ist das Experiment für den Rheintaler dann aber doch nicht: Seine Favoritin nahm den Videoanruf nicht entgegen, mit einer weiteren Probandin stimmte die Chemie abseits des Chats nicht. Das hat ihn aber weder gewurmt noch gewundert, schreibt Schiesser auf Anfrage: «Wegen der Begleitung durch das Fernsehen war ich unter Druck, Frauen auszuwählen, häufig zu schreiben und zusätzlich einen Videoanruf vor der Kamera zu starten – mit einer Frau, die ich sonst wohl nicht unbedingt angerufen hätte. Es war also eine ganz andere Situation, als wenn man für sich allein online datet.» Die «Einstein»-Plattform ist inzwischen eingestellt, auf Tinder ist Schiess aber doch noch ab und zu aktiv: «Allerdings mehr zum Zeitvertreib», wie er sagt.Hinweis «Einstein» (SRF),  «Liebe in Zeiten von Tinder und Co.»: www.srf.ch/play/tv

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