09.07.2019

Fischerin: «Ich warte auf den Tag, an dem mich ein Veganer anspricht»

#Money: «Was, du bist Fischerin?», mit dieser Frage wird Nicole oft konfrontiert. Zu Beginn schämte sie sich dafür, doch jetzt steht sie voll hinter ihrem Beruf. Als einziges Mädchen ihrer Klasse machte sie in Deutschland die Ausbildung zur Fischerin. Und ja, sie tötet die Fische selbst, mit einem Schlag auf den Kopf.

Von at
aktualisiert am 03.11.2022
Name: Nicole Alter: 20 Wohnort: Au Beruf: FischerinWie bist du auf den Beruf gekommen? Durch meine Familie. Mein Vater und Onkel sind Fischer und ich durfte als Kind schon mit auf den See. Das hat mir immer sehr gefallen und ich wollte den Beruf selbst erlernen.Worin genau besteht deine Tätigkeit? Eine Stunde vor Sonnenaufgang beginnen wir die Netze rauszuholen, die wir am Tag davor gesetzt haben. Dann müssen wir die Fische töten und zum Händler bringen. Zu Hause machen wir dann diverse Arbeiten an unseren Fangnetzen, zum Beispiel flicken wir sie.Was ist das Beste an deinem Job? Es gibt nichts Schöneres als bei Sonnenaufgang auf dem See zu sein. Ich liebe es, in der Natur zu arbeiten: die Idylle und Ruhe geniesse ich sehr.Was machst du nicht so gern? Die Arbeiten zu Hause, das Netzemachen zum Beispiel, finde ich nicht so cool.Hast du kein Problem damit, die Fische zu töten? Ich bin damit aufgewachsen und kenne es nicht anders. Man gewöhnt sich einfach dran.Wie sind deine Arbeitszeiten? Je nach Jahreszeit ist das total unterschiedlich. Im Sommer beginnen wir früher, momentan so um 04.30 Uhr. Die Regel ist: Eine Stunde vor Sonnenaufgang darf man beginnen, die Netze heraufzuholen. Wie lange das dauert, kommt immer auf die Zahl der Fische im Netz an. Also, meine Arbeitszeiten sind immer unregelmässig.Wo fischst du? Auf dem Bodensee.Ist deine Arbeit körperlich anstrengend? Ja, schon ziemlich. Vor allem, wenn es dann noch stürmt. Wir sind nur zu zweit und machen alles von Hand. Im Winter müssen wir die Netze teils aus 60 Metern Tiefe heraufziehen.Isst du selbst Fisch? Ja, natürlich. Am liebsten die, die wir am Morgen gefangen haben und dann am Mittag essen können.Bist du zufrieden mit deinem Lohn? Ja, momentan schon. Mein Lohn ist immer abhängig von der Zahl der gefangenen Fische. Hat es keine Fische im Netz, gibt es kein Geld.Wie sieht dein Plan für deine berufliche Zukunft aus? Der Beruf als Fischerin ist ein Risikojob, deswegen möchte ich sicher noch eine zweite Ausbildung machen. Somit bin ich auf der sicheren Seite.Wie reagieren die Leute, wenn du ihnen erzählst, was du beruflich machst? Anfangs habe ich es nicht so erzählt, weil ich mich geschämt habe. Viele sind jedoch erstaunt, weil sie nicht einmal wissen, dass Fischer ein Beruf ist, und finden es cool.Hattest du auch schon Diskussionen mit Veganern? Bis jetzt noch nicht. Ich warte jedoch schon darauf, bis dieser Tag kommt.

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