07.08.2020

Finanzkolumne - Währungsmanipulator: Ein Schweizer Dilemma

Wechselkurse steuern Handelsströme und Volumen. Sie nehmen so direkten Einfluss auf die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
Daher untersucht das US-Finanzministerium halbjährlich, ob die 20 wichtigsten Handelspartner der USA in Bezug auf ihre Wechselkurspolitik fair sind. Es geht darum, dass sich kein Land Handelsvorteile verschafft, indem es durch Deviseninterventionen seine Währung auf- oder abwertet.Die US-Behörden haben drei Kriterien aufgestellt: Der Handelsüberschuss eines Landes mit den USA darf über zwölf Monate betrachtet maximal 20 Mia. Dollar betragen. Der Leistungsbilanzüberschuss darf die Schwelle von 2 % des Bruttoinlandsproduktes nicht übersteigen. Und einseitige Deviseninterventionen während mehr als sechs Monaten werden höchstens bis 2 % des BIP toleriert. Erfüllt ein Land alle drei Kriterien, gilt es als Währungsmanipulator und muss mit empfindlichen Sanktionen – etwa Handelszöllen – rechnen.Der Schweizer Leistungsbilanzüberschuss der letzten vier Quartale betrug 11,2 % des BIP. Die 12-Monats-Handelsbilanz wies per Ende Mai gegenüber den USA ein Plus von fast 44 Mia. Dollar aus. Damit sind zwei von drei Schwellenwerten überschritten. Nicht so eindeutig ist die Lage bei den einseitigen Deviseninterventionen: Je nach betrachtetem Zeitraum ist dieses Kriterium erfüllt oder nicht.Doch auch wenn die Schweiz im Bericht des US-Finanzministeriums mit einem blauen Auge davonkommen sollte, bleibt sie im Dilemma gefangen. Hält die SNB daran fest, ein Absinken des EUR/CHF-Wechselkurses unter 1.05 zu verhindern, ist eine Deklaration als Währungsmanipulator nur eine Frage der Zeit. Zwar ist gemessen an den Exporten die Eurozone mit einem Anteil von über 30 % der wichtigste Handelspartner (USA: rund 15 %), dennoch würden die Sanktionen die heimische Wirtschaft ausbremsen.Lässt die SNB den Franken hingegen aufwerten, würde der entstehende Wettbewerbsnachteil die Exportwirtschaft massiv unter Druck setzen und wohl manches KMU in den Ruin treiben. Egal wie wenig verlockend beide Optionen sein mögen: Letztlich ist es eine Sache, eine Wahl treffen zu müssen – eine ganz andere aber, wenn man nie eine Wahl gehabt hätte.Interessiert? Kontaktieren Sie die Experten von Raiffeisen vor Ort. Als ausgewiesene Anlagebank finden wir die passende Lösung für Sie. www.raiffeisen.ch/anlegen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.