Robert Dubils Story ist über Jahre hinweg gereift. Sie sei mit ihren acht Handlungssträngen so komplex, dass sich manch ein Regisseur gar nicht erst wagte, sie zu verfilmen, sagt der 53-Jährige. Verraten will er nur so viel: Es geht um einen Mann, der im Rheintal Mysteriöses entdeckt und dieser Angelegenheit auf den Grund gehen will. Während der Internetrecherche wird er auffällig und gerät zwischen die Fronten derer, die sein Vorhaben verhindern wollen, und jener, die es unterstützen. Zutage kommt eine Jahrtausende alte Verschwörung.Von günstigen Werbevideos zum teuren SpielfilmRobert Dubil ist ein Mann, der sich beruflich gern viele Optionen offen lässt. Seit 2015 führt er mit seiner Frau Monika Dubil die St. Margrether Kulturhalle – ein Ort für Vieles, festgelegt hat sich das Paar nicht; und vielleicht macht gerade die Unentschlossenheit den Charme der hellen, hohen und mit Gemälden geschmückten Räume des Bistros aus, in denen sich an diesem Freitagabend knapp zwanzig Profi- und Laienschauspieler auf das Casting vorbereiten.Hier finden an anderen Tagen Ausstellungen von wenig bekannten Künstlern statt, Tai Chi- oder Kräuterkundekurse, an den Wochenenden Konzerte oder Veranstaltungen wie der Schlagertanztreff und die «UHU-Party» (unter Hundert). Die ursprüngliche Idee einer offenen Werkstatt für Bastler, die sich noch immer in der Halle befindet, habe damals zu wenig Anklang gefunden.Der Tausendsassa, der einst auf dem Bau arbeitete, führt neben der Halle die Produktionsfirma Longnose Videos, die vor allem Image- und Werbefilme für kleines Budget dreht – also meistens für KMU. Eines der Filmchen zeigt, dass das neuste angestrebte Projekt, der Actionthriller, schon lange auf seine Verwirklichung wartet: Das Team von Elektro Brühwiler begibt sich auf gefährliche Mission, hinterlegt mit rockigen Gitarrenriffs.Obschon sein Debüt noch nicht annähernd im Kasten ist, hat Dubil bereits Pläne für danach: «Die Handlung böte genug Stoff für einen Mehrteiler. Wer weiss, vielleicht entwickelt sich sogar eine Serie daraus.» Der Neo-Regisseur ist zwar ein grosser Filmliebhaber, doch stossen ihn viele Blockbuster ab: «Ich will die Kamera nicht einfach auf ein Gemetzel richten. Szenen dieser Art lassen sich subtiler darstellen: Vieles ist Kopfkino. Film ist Illusion und Unterhaltung, für alles andere kann ich auch die Tagesschau einschalten.» Regisseure, die er schätze und an denen er sich orientieren möchte, seien Alfred Hitchcock, Stanley Kubrick oder Christopher Nolan.Gut vertreten: Theatergruppe HeldsbergNeben Robert Dubil und Gattin Monika, Co-Regisseurin, sitzt am Freitagabend Kampfkunstausbildner Miki Stojnic in der Jury. Er erklärt auch den beiden Anwärtern Corina Fürer (45) aus Heerbrugg und Attilio D’Alessandro aus Widnau, wie sie sich bewegen sollen: So, als wären sie mitten in einem Boxkampf. Zugegebenermassen war die schauspielerische Leistung in der gelernten Szene um einiges beeindruckender als das Gefuchtel – doch Stojnic will anhand der Bewegungen erkennen, ob ein Schauspieler nach ein paar Wochen Training glaubwürdig vor der Kamera kämpfen kann. Schauspielerisch harmonierten die beiden Bewerber bestens: Sie kennen sich aus der Theatergruppe Heldsberg. Der Verein hat – wie andere aus der Region – eine Einladung zum Casting bekommen.Robert Dubil übernimmt die Funktion des Drehbuchautors, des Regisseurs und des Produzenten. Hinter der Kamera wird er aber nicht stehen: Er will ein ganzes Team aus Profis engagieren, angefangen beim Kameramann, aufgehört bei der Maskenbildnerin. Sechzig Drehtage sind geplant, danach folgt der Schnitt, ebenfalls von Profis ausgeführt, damit der internationale Standard der Bildqualität erreicht wird. Denn Dubil hat Grosses vor: Obschon das Drehbuch Mundart vorsieht, soll der Film über die Schweiz hinaus in Europa gezeigt werden.Noch ist das aber erst ein Plan, das wissen auch Schauspieler wie Marcel Hiltbrunner (47) aus Diepoldsau, der im Bistro auf seinen Auftritt wartet. Schön, wenn es klappen würde, eine Filmrolle wäre nach Auftritten in der Theatergruppe Heldsberg und im Nostalgietheater Balgach eine neue Herausforderung, meint er. Doch neben seiner Leistung, die an diesem Abend zählt, sind es ganz andere Kriterien, von denen die Rolle und das gesamte Projekt abhängig sind: Finanzen.Robert Dubil nennt keine Zahl. Die Summe liege im sechs- bis siebenstelligen Bereich. Während bekannte Regisseure nur mit dem Drehbuch beim Produzenten anzuklopfen bräuchten, muss er potenzielle Investoren einzeln überzeugen. Das will er mit einem Vortrailer, einer Art Mini-Film, der in eineinhalb Minuten einen Vorgeschmack auf das Werk geben soll. Product Placement, Schauplätze an bestimmten Orten: Dubil ist offen für alles, sofern es seine künstlerische Freiheit nicht einschränkt. «Der gesamte Film ist Werbung fürs Rheintal», sagt der Regisseur, und spielt damit auf Cinespotter an, die es sich zum Hobby gemacht haben, Filmschauplätze zu besuchen.Premiere bleibt in der HeimatDie Drehorte beschränken sich auf den Raum zwischen St. Margrethen und Oberriet. Vor allem im Riet bei Altstätten soll gefilmt werden, aber auch an Plätzen mit historischer Bedeutung. Für die Science-Fiction Elemente wird in der Kulturhalle ein Studio mit Greenscreen-Technik eingerichtet. Läuft alles nach Plan, will Robert Dubil im Oktober mit den Dreharbeiten des knapp zweistündigen Films beginnen und im Juli 2019 Premiere feiern. Obschon er von seinem Erstlingswerk Grosses erwartet, bleibt er bescheiden, was die Schweizer Premiere angeht: Sie soll in der Heimat am Open-Air-Kino in St. Margrethen stattfinden.