Hildegard BickelDiese Musik! Sie füllte den voll besetzten Saal im Kirchgemeindehaus, sie liess sich nicht einengen, sie nahm die Besucher in Gedanken fort, wohin auch immer. Mal sanft, mal feurig, mal traurig. Die Musiker des Quinteto del Arco Nuevo umrahmten den Akkordeon-Könner Goran Kovačević, der in der Mitte der Bühne mit seinem Instrument Platz nahm. Die meisten Stücke, die sie spielten, waren eine Hommage an den argentinischen Komponisten und Tangokönig Astor Piazolla (1921 – 1992). «Er ist mein grösstes Idol», sagte Goran Kovačević. Diablo, Angel – Teufel und Engel – diese Worte in den Titeln zeigen, wie viel Temperament und Leidenschaft sich in der Musik ausdrückt. Er hoffe, er und seine Musikerkollegen können mit der südländischen Musik dem Wintereinbruch trotzen, sagte Goran Kovačević. Die Bestätigung gab stellvertretend eine Besucherin, als sie zu ihrer Begleitung flüsterte: «Sie spielen mit Seele.»Geschichten erzählen ohne WorteDie Lieder des «Tango Nuevo» wechselten sich ab mit Eigenkompositionen von Goran Kovačević, die sich auf seine Wurzeln im Balkan beziehen. Clarigna Küng an der Violine setzte bei einem der temporeichen Stücke zu einem spontanen Jodel an und überraschte damit Publikum wie auch die Musiker. Anerkennend freute sich Monica Tarcsay an der Violine über das Intermezzo ihrer Appenzeller Kollegin und folgte mit einem Solo. Gyöngyi Ellensohn zupfte unerwartete Klänge an der Viola und Stefan Susana am Violoncello und Bernd Konzett am Kontrabass steuerten bauchige Töne bei. Diese Spielfreude erntete spontanen Zwischenapplaus. Die Vollblutmusiker traten sehr natürlich auf, und Goran Kovačević brachte mit seinen Liedansagen die Faszination des Tango dem Publikum näher.Esther Mattle, Mitglied der Kirchenvorsteherschaft, hatte den Auftritt über ihre Verbindungen zum Orchesterverein Widnau eingefädelt, bei dem Stefan Susana Dirgent ist. Als das letzte Stück des Programms zu Ende ging, hielten die Musiker die Töne so lange aus, bis sie endgültig verklungen waren. Es folgte ein stiller Moment, bis sich die ersten im Publikum trauten, zu klatschen. Doch dann schwoll der Applaus umso mehr an für die Zugabe «Gipsy Wedding Song» – Zigeunerstimmung, die erneut überzeugte.HinweisOhne Freiwilligenarbeit stehe die Welt still; und die Kirche auch, sagte Marcel Kuster, Präsident der Evangelischen Kirchgemeinde Balgach, zu Beginn des Abends. Im neuen Jahr möchte die Kirche neue Helferinnen und Helfer gewinnen, die mit ihren Impulsen das kirchliche Leben bereichern möchten.