30.12.2019

Feuerwerk – kein Spass für die Tiere

Die Tierheime und Zoos treffen bereits früh Vorkehrungen, damit ihre Tiere die Silvesternacht gut überstehen.

Von Susi Miara / Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Susi Miara / Hildegard BickelAn Silvester knallen nicht nur die Korken. Um Mitternacht werden Tausende von Böllern in den Himmel geschossen. Was den Menschen Freude bereitet, ist für die Tiere ein grosser Stress. Nicht nur der Lärm, sondern auch die Lichtblitze machen ihnen Angst. Die Tiere können das Treiben nicht einordnen und fühlen sich bedroht. Viele reagieren panisch, versuchen zu flüchten oder verkriechen sich in einer Ecke. Besonders empfindlich reagieren die Wildtiere auf den Lärm. Feuerwerk kann Rehe, Vögel oder andere Wildtiere sehr erschrecken. Bis sie in ihr normales Verhalten zurückfinden, kann es Tage oder sogar Wochen dauern.Ziegen und Schweine bleiben coolIm Zoo Gnadenhof in Eichberg ist das Feuerwerk an Silvester ein heisses Thema. «Ich versuche die Leute zu überzeugen, auf Böller zu verzichten», sagt Jasmin Hutter. In ihrem Zoo kümmert sie sich um Schwei-ne, Ziegen, Kaninchen, Meerschweine, Kühe, Ponys, Schafe, Hennen, Sittiche, Enten, Pfauen, Schildkröten, Adler, Emus und Papageien. «Jedes Tier reagiert anders auf den Lärm», sagt sie. Ziegen und Schweine bleiben immer cool. «Die Schweine schlafen sogar ruhig im Stall», so Jasmin Hutter. Schwierig sei die Situation bei den Ponys und bei Vögeln. Die Sittiche flattern in der Voliere und die Ponys springen nervös umher. Dabei besteht die Gefahr, dass sie sich selbst verletzen. Aus diesem Grund lässt Jasmin Hutter ihren Tieren die Wahl, drinnen oder draussen zu bleiben. Die Ponys bleiben in ihrer Laufbox. Jasmin Hutter macht in der Nacht einen zusätzlichen Kontrollgang. Die Hunde im Tierheim sind nie alleinIm Tierheim in St. Margrethen werden in der Silvesternacht Fenster und Türen geschlossen und es läuft ununterbrochen besänftigende Musik. «Wir bleiben die ganze Nacht bei unseren Tieren», sagt Michèle Lüber. Momentan betreut sie 45 Hunde. Jedes Tier ist anders. «Die einen verkriechen sich, die anderen lässt alles kalt und es gibt auch solche, die rausgehen und das Feuerwerk anbellen», sagt Michèle Lüber. Jedes Jahr melden sich bei ihr Tierhalter, die ihren Hund vermissen. Das kann sie nicht verstehen. Wenn die Besitzer wissen, wie ängstlich ihr Tier auf Feuerwerk reagiere, soll man es nicht rauslassen oder auf dem Spaziergang an der Leine halten. Ein in Panik geratenes Tier sei unberechenbar und auch schwer wieder einzufangen. Musik und Licht in der KatzenstationIn der Katzenstation in Montlingen sind zurzeit sechs grosse und zwei kleine Katzen untergebracht. «In der Silvesternacht holen wir alle Katzen aus dem Aussengehege nach drinnen», sagt Antonella Kretz, Leiterin der Katzenstation. Mit Licht und Musik versucht sie die Tiere zu beruhigen und kontrolliert öfter, wie es ihnen geht. «Die Tiere sind fast nie allein», sagt Antonella Kretz. Die älteren Katzen kennen den Lärm bereits und reagieren nicht so panisch. Die kleinen Kätzchen, die den Lärm nicht kennen, wird sie mit nach Hause nehmen. Antonella Kretz appelliert an die Katzenbesitzer, ihre Tiere in der Silvesternacht nicht nach draussen zu lassen. Auch bei ihr melden sich jedes Jahr Menschen, die ihre Katze vermissen. Aus Erfahrung weiss sie, dass sich Katzen nicht nur wegen Lärm verkriechen, sondern auch wegen den Blitzlichtern. Meistens finden sie nach zwei bis drei Tagen wieder zurück nach Hause.Die Pferde überraschen mit ihrem VerhaltenBeim Reitsportzentrum Altstätten im Baffles leben 30 Pferde, die sich frei zwischen Stall und Aussenbereich bewegen können. In den Vorjahren war Peter Bleiker, Betreiber des Zentrums, besorgt hinsichtlich Feuerwerk in der Silvesternacht. «Sollen wir die Stalltür schliessen, damit die Pferde in den Boxen bleiben?», fragte er sich. Nötig sei diese Vorkehrung jedoch nicht geworden. Mit Mitarbeitenden machte er vermehrt Kontrollen auf der Anlage und stellte eine erstaunliche Reaktion der Pferde fest: «Seelenruhig standen die Tiere draussen und schauten in den Himmel», sagt Peter Bleiker. «Ich hätte erwartet, dass sie nervös werden oder umherrennen.» Nur einzelne Pferde seien in der Box geblieben. Ebenso unaufgeregt würden sich die Tiere während dem Feuerwerk am 1. August verhalten, obwohl Pferde Fluchttiere sind und sensibel auf potenzielle Gefahr reagieren. Peter Bleiker erklärt sich die Reaktion der Pferde mit genügend Distanz zu bewohnten Gebieten und erhöhten Lagen, wo das Feuerwerk meist gezündet wird. Kühe bleiben unversehrt im StallAuch im Stall von Landwirt Peter Kuster in Diepoldsau verursacht die Silvester-Knallerei kaum Probleme, auch wenn er sich nah an der Vorarlberger Grenze befindet und die österreichischen Nachbarn bekannt dafür sind, an Silvester noch mehr Knallkörper in den Himmel steigen zu lassen als wir Schweizer. Zwar würden die Kühe ihre Ohren in alle Richtungen bewegen und sich etwas unruhiger als sonst verhalten, sagt Peter Kuster. Doch bereits am Tag darauf sei den Tieren nichts mehr anzumerken.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.