20.06.2021

Fesselnde Lektüre über 100 Jahre Männerriege

Das Buch über die hundertjährige Männerriege Au ist auch für Aussenstehende lesenswert.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Als Autor hat Pius Rechsteiner eine immense Arbeit geleistet. Etwa zehn Ordner über die letzten 25 Jahre hatten ihm zunächst zur Verfügung gestanden, der Rest war verschollen. Dann aber «entdeckte ein ehemaliger Präsident in seinem Estrich eine überfüllte, schwere Bananenschachtel – das ‹Archiv›!»In seiner Einleitung schreibt Pius Rechsteiner, er habe sich folgendes Ziel gesetzt: Eine fesselnde oder wenigstens interessante, informative Schrift sollte das Buch werden. Es trägt den Titel «100 Jahre Männerriege Au – Geschichte & Geschichten» (1920 – 2020).Zeitsprünge machen den Text packendDer Autor geht geschickt vor, indem er zwar die Entwicklung der Männerriege nachzeichnet, die Leserschaft aber nicht mit einer zeitlichen Abfolge langweilt, sondern immer wieder den Bezug zur jüngeren Vergangenheit oder zur Gegenwart herstellt. So widmen sich die einzelnen Kapitel oder Abschnitte bestimmten Themen, wobei zwischen berichtenswerten Ereignissen grosse Zeitsprünge erfolgen.Manchmal wird der Text auf diese Weise richtig packend. Das liegt auch daran, dass Pius Rechsteiner die Vereinsgeschichte mitunter verlässt und die Männerriege in einen geschichtlichen Zusammenhang stellt und sein Werk mit vielen Bildern und Dokumenten anreichert.«‹Hasserfüllte› Rivalen boten Kameradschaft an»Anekdoten und Zitate werten die Lektüre weiter auf. Zum Beispiel wird von «harten Auseinandersetzungen» mit den Heerbrügglern berichtet.Zum offenen Streit sei es gekommen, der sogar in der Tageszeitung ausgetragen worden sei, schreibt der Autor und lässt die Episode in ein Zitat münden: «(…) die ‹hasserfüllten› Rivalen boten uns die Freundeshand und tragen uns wieder echte Kameradschaft an.»Das Buch besteht aus drei Teilen. Der erste skizziert – mit einem Blick von aussen – die Vereinsgeschichte und beleuchtet punktuell das gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld. Der zweite Teil betrifft interne Erlebnisse wie Turnfahrten, Skitouren, Skiwochenenden oder Vereinsmeisterschaften. Zu guter Letzt werden herausragende Leistungen und Höhenflüge der Auer Männerriege beschrieben.So schön das Turnen ist, gibt es doch auch Menschen, die der Tätigkeit nichts abgewinnen können. Das bringt Pius Rechsteiner im Kapitel «100 Jahre Anekdoten» zum Ausdruck, indem er sich auf das Projekt eines Turnhallenbaus im Jahr 1921 bezieht. Es ist zu lesen: «Gemeinderat Zoller, Zinggen, wird ersucht, auch seine Meinung zu äussern, worauf er erklärt: ‹Ich bin kein Turnerfreund. Die jungen Turner büssen sittlich und moralisch mehr ein als sie gewinnen. Wenn einer gesund und stark bleiben will, so hat er andere Übungen.›»Noch ein Anekdötchen zum SchlussEin anderes Anekdötchen ist Adrian Weder gewidmet, der bis ins Jubiläumsjahr 2020 während zwei Jahrzehnten als Oberturner gewirkt hatte. Als er sich 2007 in Frauenfeld zum Fahnenlaufen bereit machte, gab ihm «ein junger Berner wohlmeinend den Rat, aufzupassen», es gebe immer wieder Stolperer.Es sei peinlich, mit der Fahne hinzufallen. «Auf los geht’s los.» Als Erster fiel der Berner hin.Gert Bruderer

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