24.10.2021

Feierlicher Abschied in der Marienburg

Seit 1929 wirkten die Steyler Missionare in Thal. Nun geht eine Ära zu Ende. Ordensbrüder und ehemalige Schüler blicken zurück.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Der letzte Gottesdienst in der Kapelle der Marienburg war geprägt von grosser Dankbarkeit. «Für die Zeit, die wir hier verbringen durften», sagt Pater und Provinzial Stephan Dähler. Statt einer Predigt standen Erinnerungen im Mittelpunkt. Wer in der Marienburg zur Schule ging und im Internat lebte, stellte hier die Weichen der persönlichen Entwicklung. Ehemalige sprachen von einer wichtigen Etappe in ihrem Leben.[caption_left: Stephan Dähler Provinzial Steyler Missionare: «Es kommen viele Emotionen hoch.»]Die Ordensbrüder, die unterrichteten, sahen sich einer Aufgabe gegenüber, die forderte, aber auch als bereichernd und schön empfunden wurde. «Vor allem, wenn man sieht, was aus den Jugendlichen geworden ist. Einer von ihnen ist heute Bischof», sagt Stephan Dähler und erwähnt Bischof Markus Büchel. Aufgrund einer Reise konnte er nicht persönlich am Fest teilnehmen.Verbunden bleiben im FreundeskreisUnter den rund 200 Gästen befand sich unter anderen Felix Bischofberger, Präsident Freundeskreis der Steyler Missionare Schweiz und ehemaliger Marienburgschüler. Er hatte seine Oberstufenjahre an der Schule verbracht. «Es war eine interessante Zeit», sagt er. «Die Schüler kamen aus der ganzen Schweiz. Es entstanden Freundschaften, die bis heute bestehen.»Davon zeugt das Freundeskreis-Netzwerk, dem rund 1250 Mitglieder angehören. Es soll auch künftig im Sinn und Geist der Steyler Missionare gepflegt und ausgebaut werden.[caption_left: Trotz geselligem Rahmen war unter den Gästen auch Wehmut spürbar. Berty Dudler und Eugen Zoller (sitzend) aus Buechen besuchten oft die Gottesdienste in der Marienburg. Jonny Sutter trat an einer Weihnachtsfeier als Sänger auf.]Areal wird umgenutzt - 50 Wohnungen entstehenDerweil künden Visiere Veränderungen an. Das Areal befindet sich seit 2016 im Besitz der Marienburg AG, einer 100-Prozent-Tochter der Menzi Muck Gruppe Kriessern. 50 Wohnungen sollen entstehen. Baustart ist frühestens Anfang 2022. Das Projekt befindet sich im Bewilligungsverfahren.Die letzten sechs Ordensbrüder verlassen bis Mitte November die Marienburg. Zwei von ihnen bleiben in der Seelsorgeeinheit Buechberg tätig. Sie wohnen künftig an ihrem Wirkungsort. Zwei weitere ziehen ins Missionshaus nach Steinhausen im Kanton Zug, einer findet ein neues Zuhause in einem Altersheim und Stephan Dähler wird als Provinzial (Vorsteher) der Mitteleuropäischen Provinz an verschiedenen Orten im Einsatz sein, oft am Hauptsitz in Mödling bei Wien. «Es ist allen klar, dass dieser Schritt nötig ist», sagt Stephan Dähler. Die Zeit der grossen katholischen Gemeinschaften sei vorbei, zitierte ihn das «Pfarreiforum». Das Gymnasium wurde bereits 2012 geschlossen.Auch die Flüchtlinge ziehen wegDie letzten Jahre in der Marienburg waren durch das Zusammenleben mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen geprägt. «Rund 50 Jugendliche wohnen derzeit noch hier», sagt Daniel Kälin, Co-Zentrumsleiter Internat Marienburg, das zum Trägerverein Integrationsprojekte St. Gallen TISG gehört. Momentan sei der Anteil männlicher Jugendlicher aus Afghanistan sehr hoch.[caption_left: Daniel Kälin, Co-Zentrumsleiter Internat Marienburg.]Anfang November steht der Umzug in das ehemalige kantonale Asylzentrum Landegg in Eggersriet bevor. Dort stehen rund 60 Plätze bereit. Jugendliche, die im Sommer eine Lehre begonnen haben, werden statt in Eggersriet in Aussen-Wohngruppen untergebracht. Der Aufenthalt in der Marienburg war von Beginn an eine befristete Lösung. 2016 wurde ein Mietvertrag über fünf Jahre unterzeichnet. Zuvor waren im ehemaligen Gymnasium Flüchtlingsfamilien aus Syrien betreut worden.Für die Zukunft der Steyler Missionare wünscht sich Stephan Dähler einen Ort und die Möglichkeit, ein Ordensleben zu gestalten. Was erschwert ist, da die Missionare vorwiegend in den Pfarreien wohnen, wo sie auch arbeiten. Ein anderer Wunsch, den seine Mitbrüder bereits umsetzen, ist, in den Kirchgemeinden die Weite der Welt spürbar zu machen. Dies dank dem Erfahrungsschatz des Ordens, der auf zahlreichen Projekten in Asien, Afrika und Südamerika gründet.

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