01.08.2021

Feier für bescheidene Sportlerin

Beinahe 1000 Leute feiern Jolanda Neff. Die Glückwünsche des Kantons überbringt Regierungsrätin Laura Bucher.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Rudolf HirtlDie Reden der Gemeindepräsidenten von Thal und Goldach sind kurz am Samstagnachmittag. Mountainbike-Goldmedaillengewinnerin Jolanda Neff hat darum gebeten, sie nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Das hindert aber beinahe 1000 Besucherinnen und Besucher nicht daran, «ihre» Olympiasiegerin auf dem roten Platz vor der Doppelturnhalle in Staad frenetisch zu feiern. Es sei kaum abschätzbar, wie viele Leute den Anlass besuchen würden, sagte Thals Gemeindepräsident Felix Wüst im Vorfeld. Dementsprechend schwierig sei es auch, Wurst, Brot und Getränke für die Bevölkerung zu bestellen. Knapp eine Stunde nach Beginn sind die bestellten 600 Bratwürste und Cervelats denn auch bereits verputzt. Zusätzlicher Anschub für den VeloboomDen Reigen der Redner eröffnet Markus Gähwiler, Präsident des Radfahrervereins Altenrhein. Jolanda Neff sei mit ihrem Erfolg in den olympischen Himmel aufgestiegen, er sei aber sicher, dass sie die Bodenhaftung nicht verlieren werde. «Der Erfolg von Jolanda Neff ist einmalig, schlicht phänomenal. Sie wird dem durch Corona entfachten Veloboom nochmals einen Schub verleihen.» Der Präsident des RV Altenrhein freut sich auf noch mehr velobegeisterte Kinder. Wie es vor 20 Jahren Jolanda Neff gewesen ist: «Wir waren immer viele Mädchen und Buben beim Velotraining, das hat Spass gemacht.»«Es ist eine Ehre für uns, die frischgebackene Olympiasiegerin begrüssen zu dürfen. Das ist ein denkwürdiger Anlass für die Gemeinde», sagt anschliessend Felix Wüst. Jolanda Neff habe nun alle grossen Titel gewonnen und sei Ansporn und Inspiration für andere Menschen. «Jolanda Neff hat gezeigt, was mit Wille möglich ist. Sie hat nicht nur für Thal, sondern für die ganze Schweiz Sportgeschichte geschrieben.»Moderator Thomas Keel will von Dominik Gemperli wissen, wer das Fest denn nun bezahle. «Gut schweizerisch werden wir die Kosten gerecht teilen. Wir Goldacher sind grosszügig. Wir überlassen Thal gerne das Fest heute und freuen uns dafür darüber, dass Jolanda Neff in Goldach lebt.» Auch im Namen der Gemeinde Goldach und ihrer Bevölkerung gratuliere er Jolanda Neff ganz herzlich zu ihrem Erfolg, so Gemperli weiter. Der sportliche Werdegang habe seinen Ursprung in der Gemeinde Thal gefunden. «Der einzigartige und grösste sportliche Erfolg blieb indessen erst seit der Wohnsitznahme in Goldach möglich. Wen erstaunt’s: Gold-ach. Der Name ist Programm. In diesem Sin-ne freuen wir und die ganze Schweiz uns sehr, wenn Jolanda Neff noch ganz viele Jahre in Goldach wohnhaft bleibt», sagt Gemperli. Aber auch die Thaler dürften sich natürlich freuen. Der Weg zu Gold sei wohl nur in einem Umfeld möglich, das viel Herzlichkeit versprühe, sagt er und fügt an: «Wir sind gerne bereit, den Erfolg mit der sympathischen Nachbargemeinde zu teilen.» Er wolle Jolanda Neff also auch für die Emotionen danken, die sie mit ihrer Siegesfahrt bei allen ermöglichte. Diese Emotionen seien genauso Gold wert wie die Medaille selbst.Eigentlich ist sie jaeine St. Margretherin «Es tut mit leid, dass ich diese Kompetenzstreitigkeiten zwischen Thal und Goldach noch ein wenig verkomplizieren muss», sagt Regierungsrätin Laura Bucher mit einem Schmunzeln. Sie wohne in St. Margrethen und Jolanda Neff habe auch ei-ne St. Margrether Vergangenheit – erst als Jolanda ein Teenager war, zog die Familie Neff nach Thal. «Eine Medaille an den Spielen und dann erst noch ei-ne goldene, ist wirklich das Grösste, was eine Sportlerin erreichen kann. Dazu braucht es Fleiss, Biss und Talent – und nicht zuletzt Freude und Liebe zum Sport.» Dass Jolanda Neff diese Voraussetzungen mitbringe, habe sie schon früh gemerkt. Nämlich in der Gymnastikgruppe des STV St. Margrethen, die sie geleitet habe und in der die Olympiasiegerin als kleines Mädchen geturnt habe, sagt die SP-Regierungsrätin. «Ich freue mich, dass ich Jolanda Neff nicht nur als Mitglied der Regierung, sondern auch als St. Margretherin die allerbesten Glückwünsche überbringen darf.» Die vergangenen eineinhalb Jahre seien geprägt gewesen von Verletzungen. Um-so bemerkenswerter seien die Leistungen, die Jolanda Neff erbracht habe. Sichtlich gerührt dankte Jolanda Neff den vielen Menschen, die den Weg nach Staad gefunden haben. «Es ist ein wunderbarer Moment, bei dem man spürt, was man erreicht hat.» Wie es ihr seit der Zieldurchfahrt ergangen sei, will der Moderator wissen. Sie habe keine ruhige Minute mehr gehabt, sagt die Olympiasiegerin. Umso schöner sei die Feier am Abend mit den anderen Medaillengewinnerinnen und -gewinnern gewesen. Als sie nach dem Sieg auf das Handy schaute, habe sie über 300 SMS gesehen. «Ich habe auf dem Flug in die Schweiz alle beantwortet», sagt Neff und fügt unter dem Gelächter der Publikums an, dass die Hälfte gleich wieder zurückgeschrieben habe und sie nun wieder 70 beantworten müsse. «Ich habe mich aber über jede einzelne Nachricht riesig gefreut.» Olympiasiegerinaus dem Skilager Jolanda Neff hat als Sechsjährige ihr erstes Velorennen gewonnen, aber sie war sportlich lange vielfältig. «Ich habe nie daran gedacht, Veloprofi zu werden, das hat sich so ergeben», Besonders gern erinnert sich die Mountainbike-Olympiasiegerin an Skilager zurück. Und die Zeit vor dem olympischen Rennen auf der Halbinsel Izu sei ihr vorgekommen wie in einem Skilager: «Man traf immer beim Essen die gleichen Menschen.»Mehr Bilderwww.rheintaler.ch

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.