06.10.2019

FCR kontert und ist effizient

Fussball. Beim Derby gegen St. Margrethen holt sich Rheineck zu Hause mit 3:0 den ersten Saisonsieg.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
«Dieser Sieg tut richtig gut», sagte nach dem Match ein strahlender Rheineck-Trainer Andi Giger. «Endlich sind einmal drei Punkte da. Die drei Remis, die wir gegen Montlingen, Romanshorn und Ro-Go holten, zeigten uns, dass wir in der Zweitliga mithalten können. Aber Unentschieden bringen dich nicht weiter, da muss man aufpassen, dass man den Glauben nicht verliert.»Höhere Spielanteile und mehr BallbesitzEinen schweren Tag hatte Daniele Polverino als Trainer des FC St. Margrethen. Musste er doch zusehen, wie seine Elf über weite Strecken des Spiels die höheren Spielanteile, mehr Ballbesitz und Tormöglichkeiten hatte. Und wie seine Schützlinge in der jeweils ersten Viertelstunde der beiden Halbzeiten erfrischenden Angriffsfussball zeigten, die Rheinecker zeitweise in ihrer Hälfte einschnürten, aber das gegnerische Torgehäuse nicht treffen konnten. «Bis zum 1:0 hatten wir viele gute Chancen. Was uns dann fehlte, war das richtige Zweikampfverhalten und die Entschlossenheit vor dem Tor. Für die Wichtigkeit des Spiels war das zu wenig. Denn jetzt sind wir in der Tabelle da, wo wir nie sein wollten.» Polverino hatte in Rheineck auch mit einer dünnen Personaldecke zu kämpfen, denn die Stammspieler Cetinkaya und Shoshi standen nicht zur Verfügung und Aussenverteidiger Fabio Künzler verletzte sich schon nach zwanzig Minuten Spielzeit.Nur noch ein Punkt über der AbstiegszoneDer Frust von Daniele Polverino ist verständlich. Denn nach gutem Saisonstart müssen die Heldsberger konstatieren, dass sie sich plötzlich nur noch einen Punkt über dem ominösen Strich befinden. Mit nur noch einem Punkt mehr als ihre Lokalrivalen von der Stapfenwis. Da werden in der Rheinau wohl die Alarmglocken schrillen.Der Match begann mit einer zwanzigminütigen Anfangsoffensive der Gäste, die das von Petar Petrov meist gut gehütete Tor des FC Rheineck bestürmten. Ein einziges Mal zeigte Petrov einen Aussetzer, als er einen flachen Ausschuss direkt in die Füsse von St. Margrethen-Mittelstürmer Liridon Maliqi spielte. Maliqi spielte gleich einen eleganten Heber über den herauslaufenden Rheineck-Goalie, traf dabei aber nur die Querlatte. Nur eine Minute später stellte die Giger-Elf den Spielverlauf auf den Kopf, kombinierte sich in einem schnellen Gegenstoss über den Platz bis zu Strafraumkünstler Flamur Bojaxhi, der vier Verteidiger auf sich zog und aussteigen liess und zum frei stehenden Blerim Ibrahimi passte. Altmeister Ibrahimi hatte sogar noch die Zeit, sich den Ball auf den richtigen Fuss zu legen, zog knallhart ab und liess den Ball zur 1:0-Führung in den Maschen zappeln.Auf engstem Raum Gegenspieler ausgetanztEine ähnliche Szene fünf Minuten später. Wieder war es Flamur Bojaxhi, der am Elfmeterpunkt auf engstem Raum zwei Gegenspieler austanzte, diesmal jedoch selbst das Kunstleder an Goalie Staudacher vorbei zum beruhigenden 2:0 ins Tor spedierte. Kurz vor Ende der ersten Spielhälfte stellten die Stapfenwiser dann sogar noch auf 3:0. Der von Besa in der Sommerpause nach Rheineck gekommene Griseld Hoxhaj hielt nach kurzem Zögern aus etwa zwanzig Metern voll drauf. Obwohl der Ball zentral auf Staudacher kam, schlug der Gewaltschuss genau unter der Querlatte ein.Mit der 3:0-Pausenführung zeigte der FC Rheineck gnadenlose Effizienz. Aus wenigen Tormöglichkeiten wurden drei Tore erzielt. Obwohl St. Margrethen die meiste Zeit feldüberlegen war. Doch die Heldsberger gewannen diesen Match auf sehr gutem Niveau in der Defensive, wo die beiden Innenverteidiger Alessandro Chiarello und Flamur Maliqi wie Türme in der Schlacht standen und nichts anbrennen liessen. Und die offensive Spielweise der Gäste kam den Hausherren entgegen. Sie taten das, was sie am besten können und am liebsten tun. Nämlich mit schnellem Umschaltspiel den Gegner auszukontern.St. Margrethen agierte nach dem Wiederanpfiff mit neuem Mut. Wieder wurde Rheineck in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Doch die Herrlichkeit dauerte nur eine knappe Viertelstunde. Dann waren die beiden Teams auf dem tiefen Terrain im Stapfenwiser Dauerregen mit ihren Kräften am Ende. Das Spielerische kehrte sich ins Kämpferische, die Präzision in den bis dahin von beiden Seiten gut gespielten Mittelfeldkombinationen ging verloren. Das Ergebnis war eine tor- und höhepunktlose restliche Spielzeit.Zwei Brüder als direkte GegenspielerZwei Spieler gehörten in ihren Teams jeweils zu den spielbestimmenden Akteuren. Die Brüder Flamur und Liridon Maliqi. Dadurch, dass Flamur auf Sei­-ten des FC Rheineck den hexenschussgeplagten Nicola di Gregorio auf der Innenverteidi­gerposition ersetzte, war er als direkter Gegenspieler von St. Margrethens bestem Torschützen Liridon im Einsatz. Mit Vorteil für Flamur, der nach dem Spiel auch verschmitzt bestätigte: «Wir haben doch schon einige Male gegeneinander gespielt, meist mit schlechtem Ausgang für mich. Doch diesmal hat es sich gedreht.» Flamur Maliqi, letzte Saison noch in Au-Berneck, wollte eigentlich eine fussballerische Pause einlegen: «Ich bin letztes Jahr Papa geworden, da wollte ich mehr Zeit für die Familie haben. Doch nach den ersten beiden Wettkampfwochenenden, als ich sah, wie Liridon seinen Spass hatte, hat es mich wieder in den Beinen gejuckt. Da kam die Anfrage vom FC Rheineck gerade richtig. Und ein Argument für den Neubeginn war das seit vielen Jahren eingespielte Rheinecker Team und die gute Stimmung. Ausserdem wohne ich ja in Thal.» Auf das rüde Foul an seinem Bruder angesprochen, das Liridon eine gelbe Karte einbrachte, lächelte dieser: «Für neunzig Minuten sind wir Gegner, doch dann ist alles wieder gut. Ich werde ihn gleich auf ein Getränk einladen und auf ihn anstossen.» 

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.