16.06.2021

FC Widnau: «Unabhängige Fachstelle beigezogen»

Hat sich der Fussballclub zum richtigen Zeitpunkt vom nun verurteilten ehemaligen Trainer getrennt?

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Diese Frage stellen sich Eltern. Von der Vereinsleitung wurden sie zusammen mit Supportern, Sponsoren und weiteren Freunden des Vereins per Mail über den Fall informiert.Wie in der Medienmitteilung (Zeitung vom Dienstag) wird in dem E-Mail darauf hingewiesen, dass die sexuelle Handlung eines ehemaligen Juniorentrainers mit einem Kind ausserhalb des FC Widnau, im privaten Umfeld stattgefunden habe. Der Verein sei mit der Elternberatung von Pro Juventute in Kontakt, an die sich mit allfälligen Fragen auch Eltern wenden könnten.Das E-Mail endet mit dem Satz: «Vergessen wir auch nicht die wichtige Aufgabe eines Vereins, wenn es um «Halt» und «Heimat» geht.» Damit bezieht der Präsident sich auf den Umstand, dass eine Vereinstätigkeit gern mit der Zugehörigkeit zu einer grossen Familie verglichen wird.Der Verband hält sich zurückBereits 2018 hatte der nun verurteilte, ehemalige Trainer den FC Widnau informiert, dass gegen ihn eine Untersuchung wegen einer sexuellen Handlung mit einem Kind eröffnet worden sei. Die Vereinsführung suspendierte daraufhin den Trainer von allen Tätigkeiten mit Kindern und setzte ihn nur noch für administrative Aufgaben oder als Erwachsenentrainer ein.Stephan Häuselmann, der Präsident des Ostschweizer Fussballverbandes, unterscheidet klar zwischen strafrechtlich relevanten Vorfällen, die innerhalb eines Vereins vorkommen, und solchen, die sich im privaten Umfeld ereignen und von denen ein Verein direkt nicht betroffen ist. Sei ein Vorwurf oder eine Tat explizit auf das private Umfeld beispielsweise eines Juniorentrainers beschränkt, halte sich der Fussballverband mit Äusserungen grundsätzlich zurück.Stephan Häuselmann ergänzt, er sei sehr froh, in den letzten Jahren nie mit dem Vorwurf eines Übergriffs innerhalb eines Vereins konfrontiert gewesen zu sein.Darauf geachtet, alles korrekt zu machenWeil der Vorwurf gegenüber dem ehemaligen Juniorentrainer das private Umfeld und nicht den FC Widnau direkt betrifft, habe der FC Widnau die Angelegenheit intern geregelt, wie Präsident Kuno Jocham sagt.Die Vereinsführung habe sich sehr bemüht, alles korrekt zu machen und gehe davon aus, sich richtig verhalten zu haben. Das Vorgehen des Vereins sei auch von einer unabhängigen Fachstelle, mit der man in Kontakt getreten sei, als korrekt bestätigt worden, sagt Kuno Jocham.Schon früh mit einer Therapie begonnenVor drei Jahren habe angesichts des laufenden Verfahrens die Unschuldsvermutung eine wichtige Rolle gespielt, trotzdem sei der betroffene Trainer per sofort nur noch im Erwachsenenumfeld eingesetzt worden.Als das Gerichtsurteil vorgelegen habe, sei die vollständige Trennung vom ehemaligen Junorentrainer erfolgt. Der betroffene ehemalige Trainer sagt, er habe sich schon früh in Therapie begeben. Alle Tätigkeiten, die er für den Verein noch ausgeübt habe, seien nicht nur mit der Vereinsleitung, sondern auch mit der Therapiestelle abgesprochen gewesen.Auch er weist darauf hin, dass er nur noch administrativ oder als Erwachsenentrainer mitgearbeitet habe, was im Sinne des inzwischen vorliegenden Gerichtsurteils sei. Er fügt hinzu, die ganze Sache tue ihm ausserordentlich leid.Auch Kuno Jocham drückt noch einmal sein Bedauern über die Angelegenheit aus, die von Anfang an sehr ernst genommen worden und entsprechend behandelt worden sei.

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