03.10.2022

FC St.Gallen: Es geht noch besser

Der FC St. Gallen verliert erstmals in dieser Saison zwei Meisterschaftspartien nacheinander, bleibt aber Dritter.

Von Patricia Loher
aktualisiert am 02.11.2022
Einem Trainer fällt es immer leichter, den Gegner zu loben, wenn die eigene Mannschaft gerade gewonnen hat. St. Gallen sei ein fantastisches Team, das ihnen alles abverlangt habe, sagte Alex Frei am Samstagabend nach dem spektakulären 3:2-Erfolg der Basler. «Die St. Galler Mannschaft verfügt über einige Mentalitätsmonster und eine gute Kultur, die sich durch den ganzen Verein durchzieht. Das spürten wir.» Man habe sich zuerst einmal schütteln müssen, so Frei weiter. Nur reichte das St. Gallen am Ende eben nicht, um den früheren Ligakrösus in der Tabelle auf Distanz zu halten. Natürlich, im St.-Jakob-Park lief vieles turbulent und einiges gegen die tapfer kämpfenden Ostschweizer Gäste. Der eine oder andere Entscheid von Schiedsrichter Sandro Schärer war zudem umstritten. Weniger die rote Karte nach 35 Minuten gegen Innenverteidiger Basil Stillhart wegen einer Notbremse: Das war zwar ein harter, aber wohl kein falscher Entscheid des Unparteiischen. Vielmehr ging es um ein Foul an Jérémy Guillemenot im Strafraum und einen Trikotzupfer an Patrick Sutter ebenfalls im Sechzehner, was beides ohne Folgen blieb. Am Tag nach dem Spiel sagt St. Gallens Trainer Peter Zeidler gleich: «Zum Schiedsrichter äussere ich mich nicht. Wirklich nicht.» Sie hätten genug damit zu tun, das eigene Spiel zu analysieren. Es ist für den FC St. Gallen in der Tat besser, den Grund für die Niederlage in Basel nicht bei anderen zu suchen. Hätte er ein solideres Defensivverhalten an den Tag gelegt, wäre im St.-Jakob-Park mindestens ein Punkt möglich gewesen. Selbst in Unterzahl waren die Ostschweizer nicht die schlechtere Mannschaft, steigerten sich gar noch einmal, fanden eine gute Balance und glichen in der 71. Minute durch einen Penalty-Nachschuss von Lukas Görtler zum 2:2 aus. Zu ungestüm, zu wenig abgeklärtAber die Gegentore, vor allem das 2:3 in der 83. Minute, sind eben auch ein Indiz dafür, dass die St. Galler, welche die Tabelle des Kalenderjahres 2022 weiter anführen, noch keine Spitzenmannschaft sind. In entscheidenden Situationen verhalten sie sich zu ungestüm und zu wenig abgeklärt. Zeidler sagt: «Es wäre keine Hexerei gewesen, dieses 2:2 über die Zeit zu bringen.» Seine Mannschaft hat in neun Meisterschaftsspielen  18-mal getroffen, das ist der zweitbeste Wert hinter Leader Young Boys. Aber kassiert haben die Ostschweizer eben auch bereits 13 Tore.  In Basel mussten die St. Galler innert 122 Sekunden die ersten zwei Gegentreffer jeweils nach einem Einwurf und Angriffen über die linke Seite hinnehmen, wo Michael Lang zu viele Freiheiten genoss. «Das war schülerhaft», sagte Captain Görtler gleich nach dem Spiel. «Wir waren zu wenig aufmerksam – sowohl innen als auch aussen. Sehr gute Mannschaften bekommen keine solchen Tore. So weit sind wir noch nicht», so Zeidler. Zum ersten Mal hat St. Gallen in dieser Saison zwei Meisterschaftsspiele in Folge verloren. Und nun warten am Samstag die Young Boys auf die Ostschweizer. St. Gallen hofft auf EntspannungVielleicht entspannt sich die Situation in St. Gallen in den kommenden Tagen ein wenig, denn die Mannschaft sah sich nach der Länderspielpause mit einigen Problemen konfrontiert: Chadrac Akolo kam angeschlagen von der kongolesischen Nationalmannschaft zurück, Emmanuel Latte Lath war die ganze Woche krank und Guillemenot hatte sich im Cup in Carouge eine schmerzhafte Hüftverletzung zugezogen, die ein regelmässiges Training ebenfalls verunmöglichte. Zudem musste sich Christian Witzig nach dem Abschlusstraining krank abmelden. Hinzu kamen die verletzungsbedingten Abwesenheiten von Julian von Moos, Fabian Schubert und Alessio Besio.  «Wir wussten nach dieser Pause nicht so recht, wo wir stehen», so Zeidler. «In Anbetracht der Umstände haben wir spielerisch und kämpferisch eine gute Partie geliefert. Wir sahen, dass wir mit Basel mehr als nur mithalten können.» Vor allem die Startphase der Ostschweizer war stark, sie pressten und attackierten früh. Nach ein paar Sekunden erspielten sie sich durch Grégory Karlen die erste Chance, in der sechsten Minute fiel schliesslich das Führungstor dank Guillemenot. Der zweite Saisontreffer des Genfers war schön herausgespielt über Daouda Guindo, Isaac Schmidt und Akolo. St. Gallen hatte das Spiel lanciert und alle Trümpfe in der Hand, liess dann Basel aber etwas gar einfach in dieses Spiel zurückfinden. Da kamen Erinnerungen hoch an die frühe 2:0-Führung bei den Grasshoppers, die noch vor der Pause hergeschenkt wurde.Maglica und Stillhart in Bern gesperrtAm Samstag trifft St. Gallen in einem nächsten schweren Spiel auswärts auf die Young Boys. Zeidler sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, die beiden gesperrten Innenverteidiger Stillhart und Maglica zu ersetzen. Leonidas Stergiou, der in Basel vorerst nur Ersatz war, dann aber nach der roten Karte eingewechselt wurde und bis in die Schlussphase ein gutes Spiel zeigte, scheint gesetzt. Wer neben dem 20-Jährigen verteidigen wird, ist noch offen. Möglicherweise erhält Neuzugang Albert Vallci eine Chance. Für die Partie in Basel hatte sich der Österreicher allerdings krank abmelden müssen.Basel – St. Gallen 3:2 (2:1)Stadion St.-Jakob-Park Zuschauer 22630Schiedsrichter Schärer Tore 6. Guillemenot (Schmidt) 0:1. 15. Amdouni (Zeqiri) 1:1. 17. Eigentor Zigi 2:1. 71. Görtler (Nachschuss Foulpenalty) 2:2.  83. Fink (Lang). Einwechslungen Basel 68. Augustin für Zeqiri. 75. Diouf für Amdouni. 75. Millar für Males.  83. Fink für Burger.Einwechslungen St. Gallen 37. Stergiou für Karlen. 63. Alves für Akolo. 63. Latte Lath für Guillemenot. 68. Schneider für Sutter.  68. Kräuchi für Schmidt.Verwarnungen Basel 22. Burger. 79. Comas. 87. Xhaka. 93. Augustin. 94. Lang.Verwarnungen St. Gallen 24. Maglica. 30. Akolo. 33. Schmidt. 35. Zigi. 38. Görtler.Bemerkungen St. Gallen ohne Besio, Schubert, von Moos (verletzt), Witzig, Vallci (krank), Kempter, Münst (U21). 26. Pfostenschuss Akolo. – 35. Platzverweis Stillhart (Notbremse). 

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