Aus christlicher Sicht geht es aber in dieser Zeit nicht darum, möglichst viele Kilos abzunehmen, sondern Christinnen und Christen erinnern sich daran, was sie von Gottes Schöpfung geschenkt bekommen und welche Verantwortung sie für Umwelt und die Mitmenschen weltweit haben.Zurzeit werden in Diepoldsau die Wasserleitungen getestet, ob sie noch in Ordnung sind, oder ob sie ersetzt werden müssen. Dazu wird man schon in der Woche vorher per Infoblatt genaustens informiert, wann genau und um welche Uhrzeit das Haus oder die Wohnung, in der man wohnt, von diesem Wasserunterbruch betroffen sein wird. Ist das nicht toll? In anderen Ländern dieser Welt wird die Wasserzufuhr unterbrochen und auch der Strom abgestellt, ohne dass man vorher gewarnt wird, einfach so und ohne Vorankündigung!An manchen Orten ist man froh, dass man überhaupt fliessendes Wasser hat.Wir leben gut in der Schweiz und in Europa. Wir sind immer gut informiert und können politisch mitbestimmen. Dadurch wächst die Erwartung, dass das selbstverständlich ist und immer so bleibt. Leider ist das nicht überall auf der Welt so. Flüchtlingskrisen, Arbeitslosigkeit, Hunger drücken auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Viele europäische Staaten befinden sich im gesellschaftlichen Umbruch. Aber was geht das uns in der Schweiz an? Warum sollten wir uns mit den Problemen der europäischen Staaten oder Ländern des Südens beschäftigen?Weil unser Verhalten Auswirkungen hat. Mit dem, was wir essen und konsumieren, nehmen wir Einfluss auf die Länder des Südens. Kakao für unsere Schokoladen, Mais für unser Tierfutter, Palmöl für viele andere Produkte werden in diesen Ländern angebaut. Dabei müssen diese Menschen unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. Für einen Hungerlohn.Wir leben in einer globalisierten Welt, wo alles mit allem zusammenhängt. Im Guten wie im Schlechten. Das erleben wir ja zurzeit hautnah mit der Ausbreitung des Coronavirus.Vielleicht ist unser Fasten nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber durch unser Fasten rufen wir uns in Erinnerung, dass das Glück, das wir im Leben haben auch eine Kehrseite hat, nämlich Verantwortung. Verantwortung für Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns.Fasten ist ein kleines Zeichen des Verzichts und hilft uns hoffentlich dabei, dankbarer dafür zu werden, was wir tagtäglich an Gutem geschenkt kriegen.Andreas BrändlePfarrer in Diepoldsau