Kaum jemand kann sich vorstellen, was Jesus in dieser Zeit durchmachte, und es ist auch nicht ratsam, es ihm in dieser Radikalität gleichzutun. Interessanterweise wird das Wort «verzichten» immer in einen negativen Zusammenhang gestellt. Doch es scheint, dass hingegen die Fastenzeit von Jahr zu Jahr allmählich populärer wird.
Viele Ärzte und Wissenschafter betonen nämlich den positiven Einfluss des Fastens und die daraus folgende Anti-Aging-Wirkung auf den menschlichen Körper.
Doch welchen Einfluss hat das Fasten auf meine Seele?
Der Mensch besteht nicht bloss aus Fleisch und Blut, sondern besitzt auch eine Seele, die man nicht vernachlässigen darf. Wer die Fastenzeit bloss als eine Dauer von Tagen versteht, die er oder sie für seinen Körper nutzt, missversteht sie.
Nicht fasten, um eine gute Figur zu machen
Fasten bedeutet in diesem Kontext: Verzicht nicht um etwas, sondern für etwas – es geht also um die richtige Einstellung! Man verzichtet zum Beispiel auf eine bestimmte Nahrung. Dies sollte man jedoch nicht bloss tun, um am Strand oder im Schwimmbad eine gute Figur zu machen, sondern um seine Sinne zu schärfen.
Man fastet, um das Gefühl des Hungers zu spüren, wodurch man zu verstehen beginnt, was es bedeutet, ohne Nahrung leben zu müssen. Darüber hinaus fördert dieser Vorgang die Empathie bzw. Feinfühligkeit gegenüber jenen Menschen, die um Essen betteln müssen.
Wozu soll man also fasten?
Sicher dient der Verzicht der Nahrung der eigenen Gesundheit. Aber wenn ich dadurch nicht aufmerksamer, rücksichtsvoller und einfühlsamer für Gott und meine Mitmenschen werde, dann ist das Fasten bloss ein egoistischer Trip.
Wer fastet, nimmt seinen Leib deutlicher wahr
Die Fastenzeit soll deshalb nicht in erster Linie unseren BMI (Körpermasseindex) betreffen, sondern unserer Seele dienen: Wer fastet, nimmt seinen Leib deutlicher wahr, schärft seine Sinne für die anderen, betrachtet nicht alles als selbstverständlich und ist dankbar gegenüber Gott für alles, was man zum Leben braucht.
Es geht daher nicht bloss um den Verzicht auf Fleisch oder Süsses, sondern um die innere Einstellung, wie und wozu ich diese vierzig Tage bis Ostern nutzen möchte.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfahrungsreiche Zeit, in der Sie erkennen, was im Leben wirklich wichtig ist und wofür man dankbar sein kann.