04.02.2021

Fasnacht war ihr Hobby

«Deckers Klara» aus Grub AR blühte während der Fasnachtszeit jeweils regelrecht auf.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
2021 gibt’s keine Fasnacht. Klara Bischof aus Grub hätte das betrübt: Die leidenschaftliche Fasnächtlerin hat mit ihrem Spruch «Sterben ist meine Lieblingsbeschäftigung» Berühmtheit erlangt. Sie war ein weit über die Region bekanntes Original.1859 kam das Jüngferchen mit dem bogennasigen Chasperligesicht und den pfiffigen Äuglein zur Welt. Weil ihr Vater Dachdecker war, wurde sie «Deckers Klara» genannt. Besonders blühte die ledig gebliebene Frau in der Fasnachtszeit auf. Dann sprengten ihre Scherze oft den Rahmen des Üblichen.In der Jugend war Klara ein kränkliches Kind. Erzählt wird, dass sie bei einer Pilgerreise nach Lourdes gesund geworden sei. Nach dem Heilwunder plante die junge Frau, eine Kapelle zu stiften. Auf dem Fünfländerblick erwarb sie ein Plätzchen, hier wurde 1892 die noch heute an Klara erinnernde Lourdeskapelle feierlich eingeweiht.Den Lebensunterhalt verdiente sie mit Einrahmungen, Handarbeiten und schönen Papierblumen. Ihre Freude galt den Anlässen im Dorf. Überall war sie dabei. In der Fasnacht wurde sie dem Ruf als Original gerecht. Einmal klopfte es an der Tür des Schulzimmers der Oberschüler. Als der Lehrer nachschaute, stand der Einlass begehrende Herr Schulinspektor in Frack, Weste und Zylinder vor der Tür. Zur Freude der Schüler entpuppte sich der ho-he Besuch als Deckers Klara, die augenblicklich einen schulfreien Nachmittag anordnete.Die von ihr inszenierten Belustigungen waren oft makaber, immer wieder erklärte die Frau, das Sterben sei ihre Lieblingsbeschäftigung. Am 90. Geburtstag lud sie zwölf nahe Verwandte zu ihrem eigenen Leichenmahl ein, mit der Begründung, sie wolle vom feinen Essen mitprofitieren. Der Schreck fuhr den «Trauergästen» tüchtig ein, als ihnen auf einer mächtigen Torte ein Totenkopf aus Marzipan entgegen grinste. Und als der Deckel des auf Stühlen lagernden Sargs zu Boden polterte und Klara herauskletterte, verschlug es allen die Sprache. Es war dann der reichlich genossene Trauerwein, der die frostige Atmosphäre einer heiteren Stimmung weichen liess. Zu Handorgelklängen «walzerte» Klara durch das Säli, und mehrmals wurde ihr Lieblingslied «O du lieber Augustin» gesungen.Der von allen geliebten Frau waren noch weitere Lebensjahre voller Ulk und Fröhlichkeit vergönnt. Auf den Tod angesprochen, erklärte sie regelmässig: «Ich warte mit Sterben, bis in unserem Dorf endlich ein schöner Mann als Totengräber seines Amtes waltet.» 1953 aber erkrankte Klara ernsthaft, und nach kurzer Leidenszeit verstarb die originelle Fasnächtlerin im hohen Alter von fast 95 Jahren.

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