Gert BrudererKurt Fischer, der Bürgermeister von Lustenau, trat auf dem Sportplatz Rheinauen auf. Seine Rede sprühte vor Witz. Insofern knüpfte er nahtlos an die glanzvolle letztjährige Rede des aus Diepoldsau stammenden Bundeskanzlers Walter Thurnherr an. Als Bürgermeister auf der Rheininsel meinte Fischer: «Als österreichischer Politiker sollte man auf Inseln ja vorsichtig sein, vor allem, wenn man gefilmt wird.» Er spielte damit auf die Ibiza-Affäre an, die in Fischers Land ein politisches Erdbeben auslöste.Für den Rednerwar’s ein ArbeitstagTatsächlich hatten sich manche gefragt, ob das denn gut gehe, wenn einer von ennet der Grenze zum 1. August spricht. Fischer, für den der gestrige Donnerstag freilich ein Arbeitstag war, nahm Bezug auf diese Skepsis: Man könne es grenzwertig finden, wenn ein Österreicher die Festrede halte. Doch die Zweifel waren rasch beseitigt. Der Lustenauer Bürgermeister beschrieb die Nähe der Menschen dies- und jenseits der Landesgrenze mit Hilfe ihrer Mundart und mit schönen Bezügen auf Schriftsteller und Musiker. Die Hauptbotschaft, die sich heraushören liess, lautet so: Das Aufeinanderschauen und -hören sei nicht selbstverständlich, aber wichtig. Fischer lobte die politische Kultur in der Schweiz, die geradezu vorbildlich sei, derweil man um die Schweiz herum, obschon auf Festland, «ganz schön am Schwimmen» sei.Schönes Geschenk mitgebrachtDer Diepoldsauer Bevölkerung hat Kurt Fischer ein schönes Geschenk mitgebracht. Nach seiner Rede erhielten die Anwesenden eigens für diesen Anlass gestaltete Postkarten.Sie zeigen das Rheintal, zudem rechts das Lustenauer Amtshaus mit Schweizer Fahnen davor und links das Diepoldsauer Gemeindehaus mit Österreichs Flagge. Es sind keine Fotomontagen. Das Rathaus jenseits des Rheins war tatsächlich für die Gymnaestrada mit Schweizer Fahnen bestückt worden, weil 2000 Schweizer Gäste vor Ort waren. Und die Österreicher Fahne vor dem Diepoldsauer Rathaus war im letzten Herbst für eine TV-Sendung gehisst worden.Die Karte zeigt zudem das Wappen der «Freien Republik Rheintal», die in der Nacht auf den 1. August in einer Nacht- und Nebelaktion ausgerufen worden war (siehe separaten Bericht). «Stossen wir auf alle grossen Pläne und Träume an», sagte Fischer, auf unsere fantastische Nachbarschaft», die sogar eine fahntastische Nachbarschaft sei.Posten undgo poschtaMit der Postkarte verband der Bürgermeister ein kleines Wortspiel. Laufend werde in unserer digitalisierten Welt gepostet, und die Schweizer gingen manchmal nach Vorarlberg «posten». Er ermunterte alle, die Postkarte entweder ihm oder seinem Diepoldsauer Amtskollegen Roland Wälter (oder sonst jemandem) zu schicken, mit Ideen, Kritik oder was auch immer, er sei gespannt, was komme und ob man die Postkarten am Ende nicht noch «zämelese mues am Alte Rhy».Wo die Diepoldsauer Bundesfeier künftig stattfinden wird, ist derzeit offen und wird nach Auskunft von Myriam Geisser demnächst geklärt. Mit der deutlich aufgewerteten Infrastruktur auf dem Sportplatz sei dieser nun eine gute Alternative zum Strandbad.Allerdings gebe es jeweils eine zentrale Frage: Wer organisiert den Brunch?Ins Strandbad habe man die Bundesfeier seinerzeit verlegt, weil kein Verein dazu bereit gewesen war.