04.03.2019

Fachchinesisch: Was bedeutet eigentlich «Fomo»?

#talkday: Niemand würde wohl öffentlich zugeben, darunter zu leiden, aber wir alle tun es irgendwie.

Egal ob Digital Native oder Digital Immigrant. «Fomo» bedeutet «Fear of missing out» – oder die Angst, etwas zu verpassen. Mit den sozialen Medien ist dieses Phänomen zwar plötzlich ins Rampenlicht gerückt, wurde aber bislang von den meisten trotzdem schnöde ignoriert, weil es einem selbst ja scheinbar nicht betrifft. Seitdem nun aber Handys unaufgefordert beleuchten, wieviel und wofür man sie die letzten sieben Tage verwendet hat, lohnt es sich vielleicht doch, kurz innezuhalten und sich selbst fragen: «Warum hab’ ich das?» Und das eben unabhängig davon, wie alt man ist. Zahlreiche Studien erforschen derzeit den Einfluss von sozialen Medien auf die Wahrnehmung von Menschen und sollen damit Licht ins Dunkle bringen. Medienforscher nehmen an, dass die Algos von Facebook, Twitter und Co. persönliche Einstellungen mehr bestätigen als herausfordern. Psychologische Studien sehen sogar einen direkten Zusammenhang zwischen der Nutzung von Facebook und emotionalem Wohlbefinden: Je öfter das Medium genutzt wird, desto unzufriedener werden die Leute mit ihrem richtigen Leben.Kein bloss digitales PhänomenWer in Grosskonzernen unterwegs ist oder für solche arbeitet, hat Fomo sicher auch schon in der analogen Welt kennen gelernt. Wie oft haben Sie sich schon gefragt «Muss ich an dem Meeting dabei sein»? Wer sich die Frage während des Meetings selbst stellt, der erkennt zwar das Problem, aber leider zu spät. Wer sich die Frage vorher stellt, und mit Nein beantwortet, hat vielleicht nachher ein Problem. Aussagen wie «Das haben wir in dem und dem Meeting besprochen» stressen und viele neigen daher dazu, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig an einem Meeting teilzunehmen. Wer glaubt, zu viel Zeit für Sitzungen zu vergeuden, bei denen eine Anwesenheit nicht nötig wäre oder mit endlosem Scrollen auf der Suche nach dem einen Post, über den dann alle reden, der sollte sich schon fragen, ob seine Fomo wirklich berechtigt ist. Vielleicht hilft dagegen auch einfach ein altes Mittel aus der Kindheit: Pfeifen sie doch darauf, wenn sie Angst verspüren.Der Autor: Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er hatte im NZZ FOLIO die Rubrik «Vom Fach» ins Leben gerufen und während Jahren betreut. Er präsentiert und entschlüsselt Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach zum Spass verwendet werden können.Dieser Artikel erschien zuerst auf www.werbewoche.ch.             

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