Marko Vukelic ist in Luzern aufgewachsen und begann mit zwölf Jahren, Hand- ball zu spielen. Neben täglichen Trainingseinheiten absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Nach dem Abschluss konzentrierte er sich ganz auf den Sport. Mit Mitte zwanzig holte er die Berufsmatura nach und studierte Wirtschaftsinformatik.
Doch weil sich Studium und Handball nur schwer vereinbaren liessen, orientierte sich Marko Vukelic neu. Er brach das Studium ab. Als er wegen einer Schulterverletzung auch seine Handballkarriere beendete, zog er zum Arbeiten nach Zürich. Dort lernte er auch seine Lebensgefährtin kennen. Vor zwei Jahren sind die beiden mit ihren Zwillingen nach Oberriet gezogen, weil die Partnerin von dort stammt.
Marko Vukelic, was machst du jetzt beruflich?
Marko Vukelic: Ich arbeite bei der Firma Reto Halter Personal Consulting GmbH in Rebstein. Wir vermitteln Fest- und Temporärstellen. Mir war es wichtig, in der Nähe zu arbeiten, damit ich über Mittag nach Hause gehen kann. Da meine Frau und ich beide berufstätig sind, ist die Belastung mit unseren kleinen Töchtern recht hoch. Ich kann nicht alles auf meine Frau abwälzen.
Wie bist du damals zum Handball gekommen?
Als Kind habe ich zuerst Fussball gespielt. Mein damaliger Trainer hat mich in eine schwächere Stufe versetzt und ich hatte keine Lust darauf. Ich wollte immer bei den Besten mitspielen. Diese Einstellung begleitet mich bis heute. Deshalb habe ich mit zwölf Jahren zum Handball gewechselt. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich schon damals das Ziel hatte, in die Nationalmannschaft zu kommen. Ich war sehr fokussiert und trainierte neben vier Trainings zusätzlich jeden Mittwochnachmittag im Kraftraum.
Erinnerst du dich an deine Anfänge als Handballer?
Angefangen habe ich in der Handballriege Hochdorf in Luzern. Wir waren eine coole Truppe, aber nicht so viele, weil die Jungs lieber Fussball spielten. Viele Vereine kennen das Problem, der Nachwuchs muss wirklich angeworben werden. Ich erinnere mich vor allem an die Halle und das Gefühl der Unbeschwertheit. Gleichzeitig erinnere ich mich an die Ernsthaftigkeit des Trainings und das Arbeiten auf ein Ziel hin.
Wie wichtig ist das Publikum bei einem Spiel?
Das Publikum kann für die Spieler ein entscheidender Faktor sein. Es ist sehr schön, wenn man zu Hause vor eigenem Publikum spielt und die Halle voll ist. In Zürich war im Vergleich zur Ostschweiz nicht so viel los. In der Kreuzbleichehalle war es immer sehr voll. Dort herrscht eine tolle Stimmung und es ist ein gutes Handball-Publikum. Ich habe immer gerne in der Ostschweiz gespielt.
In welchem Verein hattest du deine schönste Zeit?
Meine beste Zeit war in Zürich bei GC Amicitia. Wir sind zweimal Meister geworden, haben auch in der Champions League gespielt und sind viel gereist. Es ist wie in anderen Bereichen des Lebens: Was man gerne macht, macht man meist erfolgreich. Und was man erfolgreich macht, macht in der Regel auch Spass.
Gab es in deiner Karriere auch Herausforderungen?
Mein grösstes Problem waren die Verletzungen. Ich war zehn Zentimeter zu klein für meine Position und musste deshalb immer Wege finden, trotz des Nachteils erfolgreich zu sein. Ich war immer explosiv und kräftig. Meine Spielweise war sehr kräftezehrend. Besonders meine Achillessehne hat darunter gelitten. Das ist das einzig Negative, wenn ich an meine Sportkarriere zurückdenke.
Du hast früher als Handballprofi gemalt. Machst du das als Vater noch immer?
Das mache ich nicht mehr. Während meiner Sportkarriere habe ich einen Ausgleich gesucht. Als Profisportler hat man viel Freizeit und das Malen war für mich eine sinnvolle Beschäftigung. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich es nicht nach Deutschland oder Dänemark geschafft habe. Im Sport braucht man wirklich vollen Einsatz.
Warum hast du deine Handballkarriere beendet?
Während meines Studiums in Basel verletzte ich mich bei einem Spiel an der Schulter. Ich musste mich entscheiden. Ich habe versucht, weiterzuspielen, aber ich konnte meine Gesundheit nicht vernachlässigen. Ich bin noch nicht so alt und musste mir irgendwann eingestehen, dass es nicht mehr geht. Das war schwer. In gewisser Weise habe ich meine Identität aufgegeben, denn ich war immer Handballer. Ich musste mich neu finden.
Was hast du danach beruflich gemacht?
Ich habe fünf Jahre beim Steueramt in Zürich gearbeitet. Das war für mich eine Chance, beruflich wieder einzusteigen. Ich blicke positiv auf diese Zeit zurück. Ich hatte meine KV-Ausbildung, die Berufsmaturität und die Studienerfahrung.
Hast du dich trotzdem noch mit Handball beschäftigt?
Päddy Kälin, SRF-Sportmoderator, wusste, dass ich meine Karriere beende. Er fragte mich, ob ich Lust hätte, ins Trainerteam einzusteigen. Ich sagte zu und war zwei Jahre lang als Assistenztrainer an seiner Seite bei der Handballgruppe des HC Andelfingen. Danach war ich ein Jahr beim Schweizer NLB-Team in Horgen.
Welche Erfahrungen hast du als Trainer gemacht?
Der Trainerjob ist faszinierend. Man kann jemandem, der unsicher ist und nicht mehr weiter weiss, direkt helfen. Als ehemaliger Profi war es natürlich auch wichtig, meinen Weg zum Erfolg aufzuzeigen und meine Erfahrungen zu teilen. Der Fokus liegt hier mehr auf der technischen und taktischen Ebene. Ich fand das Coaching sehr spannend und würde es in Zukunft gerne wieder machen.
Gibt es Projekte, an denen du zurzeit arbeitest?
In meiner Freizeit arbeite ich an zwei Projekten. Zum einen habe ich eine Spendenplattform entwickelt, die es so noch nicht gibt. Ich bin stolz auf diese Idee und bin überzeugt, dass sie funktioniert. Sie heisst Columpix (Columbus und Pixel). Jeder Verein kann sich mit seinem Spendenvorhaben registrieren und ein Foto hochladen. Darüber werden einzelne Kacheln gelegt, die das Foto abdecken. Sponsoren können eine solche Kachel kaufen. Man klickt dazu die Kachel an und zahlt den Betrag, der darunter angezeigt wird. Sind alle Kacheln «verkauft», wird das Bild sichtbar und die Spendenaktion ist beendet.
Was war dir wichtig, als du diese Seite erstellt hast?
Jeder Verein, der Unterstützung braucht, kann sich auf der Plattform melden, ein Projekt eröffnen und finanzielle Mittel sammeln. Die Kosten sind minim für die Vereine und für uns gerade kostendeckend. Die Entwicklungskosten habe ich durch den Verkauf meiner alten Firma (uandwoo GmbH) finanziert. Ich habe mir lange überlegt, ob ich diesen gemeinnützigen Weg gehen soll. Die Entscheidung fiel mir dann leicht in Anbetracht dessen, was mir der Sport, die unzähligen Helfer, Trainer und viele mehr gegeben haben. In Zukunft möchte ich auch andere Zahlungsmöglichkeiten anbieten. Im Moment kann man nur über Stripe mit der Kreditkarte spenden, aber ich möchte auch Twint einrichten.
Du hast vorhin erwähnt, dass du an zwei Projekten arbeitest. Was ist das zweite?
Im Herbst 2024 organisiere ich eine Konferenz. Dabei geht es um das Problem rund um ehrenamtliches Engagement. Ich möchte auf die Herausforderungen der Sportvereine aufmerksam machen. Das Problem der Vereine ist vielfach dasselbe: Man hat wenig finanzielle Mittel und hat immer weniger Leute, die sich ehrenamtlich engagieren. Es gab 2011 schon einmal eine Motion, dass Leute, die sich ehrenamtlich engagieren, das von der Steuer absetzen können. Das ist nicht durchgekommen.
Warum liegt dir das Projekt so am Herzen?
Für mich schliesst sich hier ein Kreis. Ich war einmal der Junge, der trainieren konnte, weil sich viele Leute ehrenamtlich engagierten. Jetzt bin ich älter und möchte sicherstellen, dass die Vereinslandschaft weiterhin in ihrer Vielfalt und ihrem Angebot besteht. Vorstand, Trainer, Schiedsrichter und viele mehr leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, damit Jugendliche trainieren können. Diese Arbeit sollte mehr wertgeschätzt werden. Der Sport lebt von den vielen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.
Was würdest du jungen Nachwuchssportlern raten?
Durchbeissen. Es lohnt sich.