Kurt Latzer«Schon fast besessen wirkt der Kampf der Behörden gegen die bösen Dezibel», war kürzlich in der «NZZ» zu lesen. An die fiktive Stadt Schilda erinnert das Ganze einzelne Veranstalter. Die Schildbürger versuchten einst, mit Jutesäcken Licht ins fensterlose Rathaus zu tragen.Vorausgeschickt sei: Seit geraumer Zeit regt sich schweizweit Widerstand gegen die verschärfte Lärmschutzverordnung, die der Bund gerne im nächsten Jahr in Kraft gesetzt sähe. Die Auflagen für Veranstalter würden raufgesetzt, die Dezibelgrenze herunter.Ab einer Lautstärke von über 93 Dezibel müssten Veranstalter, dem verschärften Lärmschutz zufolge, die Lautstärke mit speziellen Messgeräten aufzeichnen und von geschultem Personal überwachen lassen. Um sich eine Meinung bilden zu können: Ein Schlagzeug ohne Verstärker hat etwa 100 Dezibel; eine Guggenmusik in einem Lokal ab 106, ein Saal voller Sänger 100 Dezibel.Die Veranstalter müssten nicht nur die Besucherinnen und Besucher vor den Gefahren lauter Musik informieren, er muss sie zudem mit einem kostenlosen Gehörschutz ausrüsten. Jede Veranstaltung gelte es, den Behörden mindestens 14 Tage im Voraus zu melden. Die Event-Organisatoren müssten zudem eine ruhigere Zone zur Verfügung stellen, in der es nicht lauter sein darf als 85 Dezibel.Diese Ruhezone müsse eine Grösse von mindestens zehn Prozent der Veranstaltungsfläche betragen. Wären bei den Voraussetzungen grosse Anlässe, wie beispielsweise die Rheintal-Messe, weiter durchführbar? «Wir würden uns auch an die neuen Vorschriften halten», sagt Rhema-Messeleiter Simon Büchel, «findet aber, wir tun schon heute unser Möglichstes, um dem Lärmschutz gerecht zu werden.»Heutige Geräte wären unbrauchbarAn der Rhema gebe es kostenlose Gehörschutzpfropfen und unbeschallte Ausgleichsflächen. Die von der Stadt Altstätten verordneten Dezibel-Vorschiften halte man ein, Dezibel würden protokolliert und der Stadt eingereicht. «Zudem achten wir auf eine dezentrale Bassverteilung und die Soundchecks dürfen die Bands neu nur tagsüber durchführen», sagt Simon Büchel.Die Massnahmen, die Emissionen für die Nachbarschaft, aber auch zum Schutz des Publikums im Rahmen zu halten, kosten Geld. «Tritt die verschärfte Lärmschutzverordnung in Kraft, müssten unsere Technikpartner nachrüsten», sagt der Messeleiter, «die heute eingesetzten Geräte entsprächen den neuen Anforderungen nicht mehr.»Kreismusik- und Sängertage betroffenWeniger ernst nimmt Event-Organisator Sacha Sapra die Ankündigung der Dezibel-Wächter. «Ich habe mich noch nicht näher mit dem Thema befasst. Gehört aber habe ich, dass sich bereits Widerstand formiert hat», sagt Sacha Sapra.Sapra glaubt nicht an stark verschärfte Lärmvorschriften, die Anlässe wie das Rheintal-Open-Air verunmöglichten. «Sicher ist: ‹Sommer im Park› wird es immer geben», sagt er.