Wer nur den Infoanlass besucht hat, zu dem die Reformierte Kirchgemeinde St. Margrethen vergangene Woche eingeladen hatte, könnte meinen, der Zusammenschluss mit der Nachbarin Rheineck sei reine Formsache. Niemand stellte an jenem Abend den Schritt in Frage. Man befasste sich lieber mit einer gemeinsamen Zukunft (Ausgabe vom 4. Februar). Dass die Fusion nicht in Stein gemeisselt ist, zeigte sich am Dienstag im Kirchgemeindehaus Rheineck. Dort kam die zweite Hälfte des Verlobungspaares zu Wort.Die Gemeinde habe der Kirchenvorsteherschaft im Frühling 2021 den Auftrag erteilt, Verhandlungen über einen Zusammenschluss zu führen, erklärte Präsident Felix Schumacher. «Es braucht die Bereitschaft, sich auf das Geschäft einzulassen. Eigene Gefühle müssen zugunsten des Auftrags beiseitegeschoben werden.»Beide Kirchgemeinden hatten Paul Baumann als externen Berater beauftragt, die Verhandlungen zu begleiten. «Er hilft uns mit seiner Erfahrung, ein Stimmungsbild und Ihre Meinungen einzuholen», sagte Felix Schumacher.Verwaistes Pfarramt schuld an der Unzufriedenheit?Der Abend verlief in gleicher Form wie in der Vorwoche: als Werkstatt. «Was bringt Rhein-eck auf dem gemeinsamen Weg mit St. Margrethen ein und was ist ausbaufähig?», fragte Baumann. An fünf Thementischen diskutierten und notierten 35 Mitglieder Angebote und Zustände in ihrer Gemeinde, die ihnen ge- oder missfallen.Die Gläubigen trugen viele Wünsche zusammen. Einig war man sich, dass es einer gewissen Offenheit für Veränderungen bedarf. Auch Respekt und Vertrauen wurden als unerlässlich bewertet. Wiederholt formulierten Teilnehmende den Wunsch oder Anspruch nach einer eigenen Pfarrperson. Zurzeit betreut das Pfarrehepaar Eva Nörpel-Hopisch und Sven Hopisch Rhein-eck mit. Einige Leute sehen das verwaiste Pfarramt für die allgemeine Unzufriedenheit als verantwortlich an.Die Aussicht auf eine Fusion löste bei manchen Anwesenden die Befürchtung aus, die Autonomie zu verlieren wiege schwerer als ein möglicher Gewinn. «Wir sind stark genug, um eigenständig zu bleiben. St. Margrethen hat ein Problem, deshalb sind sie dort so engagiert», sagte eine Frau, die ihren Namen nicht preisgab. «Irgendwann kommt es zu einer Fusion. Aber den Partner will man sich aussuchen können», liess eine weitere Stimme verlauten.Es gab auch Teilnehmende, die eine Chance in einem Zusammenschluss sehen. «Macht man es richtig, kann man Ängste nehmen», sagte Helga Stubbe. Mehr Leute brächten mehr Ideen ein. «Der Anlass zeigt, dass es gut ist, zu diskutieren.»Paul Baumann und Felix Schumacher nahmen die Anregungen entgegen und tragen sie in die Arbeitsgruppen. «Es sind viele Wünsche. Wer setzt das alles um?», fragte Schumacher. Um sie erfüllen zu können, brauche es mehr Einsatz als ihn die kleine Kirchenvorsteherschaftleisten könne. «Es geht nur gemeinsam.» Schumacher sagte nicht ausdrücklich, ob dies innerhalb einer oder mit zwei Kirchengemeinden geschehen soll.Eine klare Position förderte die Werkstatt nicht zutage. Die Teilnehmenden vertraten ihre jeweilige Meinung und diskutierten engagiert. Ob sie sich innerhalb der Kirchgemeinde aufeinander zubewegt haben, ist fraglich.