Gert BrudererTrotz eines leichten Rückgangs des Exports im vierten Quartal des letzten Jahres (-0,6 Prozent), bereitet die regionale Konjunktur keine Sorge. 30 Prozent der Unternehmer in der Industrie hätten sie im Januar als gut bewertet, sagte der Ökonom Peter Eisenhut, weitere 55 Prozent seien zufrieden - und nur jede Siebte habe die Wirtschaftslage als schlecht bezeichnet. Den Auftragsbestand hingegen hält jeder Fünfte für schlecht, 64 Prozent sind zufrieden, 14 Prozent sagen, er sei gut.Bei seiner Prognose vor einem Jahr hatte Eisenhut sich nur in einem Punkt geirrt. Er hielt eine weiterhin so expansive Geldpolitik angesichts der sehr guten Wirtschaftslage nicht für möglich und ging von einem Anstieg der langfristigen Zinsen aus. «Das war ein Irrtum», sagte Eisenhut am Montag Abend im Widnauer Metropol – und fügte an: «Die Hypozinsen waren nie so tief wie jetzt, wer hätte das für möglich gehalten?» Das Realzinsniveau sei letztmals in der Erdölkrise, also in der ersten Hälfte der Siebzigerjahre, so tief gewesen wie heute. Die Gefahr bestehe darin, dass die Zinswende verpasst worden sei, meinte der Ökonom. Oder anders gesagt: Die Normalisierung der Geldpolitik sei derzeit die grösste makroökonomische Herausforderung.Für dieses Jahr wird ein Wirtschaftswachstum in der Schweiz von 1,5 Prozent vorhergesagt, eine Inflation von 0,9 Prozent und eine Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank eventuell im vierten Quartal.Mehr Fakten, weniger Emotionen – «gerade hier»Der Bauwirtschaft gehe es immer noch gut, aber im Hochbau trübe der zunehmende Leerwohnungsbestand etwas die Freude. Das Überangebot im Rheintal bezifferte Eisenhut mit 620 Wohnungen, das sind zwei Drittel der leerstehenden Objekte, im Raum Rorschach sei das Überangebot mit 404 Wohnungen etwas tiefer. In diesem Jahr dürfte es hier wie dort zunehmen, wozu Eisenhut meinte: «Das ist dann ein Problem, wenn eintrifft, was ich mir eigentlich wünschte: dass die Zinsen steigen.» Der Avenir-Suisse-Direktor Peter Grünenfelder wünschte sich die vermehrte Konzentration auf Fakten anstelle von Emotionen – «vor allem hier im Rheintal». Gemeint ist: Hier, wo der Export eine so hohe Bedeutung hat, derweil das handelspolitische Gewicht der Schweiz für die EU bei bloss 7 Prozent liege.Ebenso wenig zu unterschätzen wie der Aussenhandel der Schweiz seien die Direktinvestitionen, durch die die Schweiz stark mit anderen Ländern verzahnt sei. In einer Zeit, in der es in der globalen Wirtschaftsarchitektur knarze und andere Länder zusehends protektionistische Massnahmen ergriffen (Länder nota bene, mit denen wir geschäften), bekäme die Schweiz laut Grünenfelder ein ernsthaftes Problem, sollten Blockbildung und Handelskrieg sich verschärfen. Auch der innenpolitische Richtungskampf sei wenig ermutigend, und die dringend nötige Erneuerung durch die Vorschriftendichte mehr und mehr eingeschränkt – was wiederum die Steigerung der Produktivität erschwere, die angesichts der Überalterung der Gesellschaft für die Erhaltung des Wohlstands erforderlich sei. Im Konjunkturtalk erinnerte Regierungsrat Benedikt Würth daran, dass ein Drittel des kantonalen Bruttoinlandprodukts von 36 Milliarden vom Export herrührt. Echte Souveränität für einen Kleinstaat, meinte er, bedinge, sie zu teilen, wobei er die Meinung bekräftigte, das Rahmenabkommen mit der EU sei noch in zwei, drei Punkten nachzubessern.