Der Präsident, das ist Wolfgang Kessler, der frühere Chefarzt am Altstätter Spital. Vor zehn Jahren stiess er zum Verkehrsverein – zunächst als Co-Präsident, aber bald übernahm er den Vorsitz.Zieht Kessler heute Bilanz, tönt es so: Der fünfköpfige Vorstand sei ein eingespieltes Team. Nur vier Mal komme man pro Jahr zusammen, trotzdem laufe alles rund. Mit einem Lächeln sagt der Orchideenzüchter: «Muesch halt eifach immer echli dra sii.»Kein Klacks, nicht LarifariWas ihm so leicht über die Lippen geht, mag Ausdruck einer Verinnerlichung sein. Denn ein Klacks ist die Arbeit für den Verkehrsverein sicher nicht, schon gar nicht Larifari. Im Gegenteil, als Kessler einstieg, zog er gleich die Zügel straff. Inzwischen zeugt die Einsatzfreude für die Stadt von stimulierender Routine. Für Altstätten findet der Verkehrsvereinspräsident immer ein gutes Wort.Die Vereinsarbeit ist heute strukturierter denn je. Für jeden Anlass gibt es eine Checkliste, jeder weiss exakt, was er zu tun hat, und der Verein ist gut vernetzt. Die Stadt ist bei den Vorstandssitzungen vertreten, neuerdings durch Stadtrat Toni Loher, und das Motto «Mitenand für Altstätten» ist nicht einfach eine leere Floskel.Sand im Getriebe gibt es genugAussenstehende denken beim Stichwort Verkehrsverein nicht unbedingt an konsequentes Schaffen, sondern nehmen ihn eher am Rande wahr – wie etwas Fernes mit verschwommenen Konturen. Das liegt daran, dass der Verein Anlässe organisiert, die nicht ihn selbst zum Mittelpunkt haben. Sondern den Osterhasen, den Samichlaus, das Feuerwerk am Nationalfeiertag.Sand im Getriebe der Welt gibt es genug. Der Verkehrsverein ist für Altstätten Öl. Der Verein koordiniert, organisiert und stellt die Stadt in ein bestmögliches Licht. Hilfreiche Informationen streut er möglichst breit, wobei alle Kanäle genutzt werden und gute Beziehungen genauso spielen wie bei der Verpflichtung von Musikern, Rednern und anderen auftretenden Gästen.Geld bekommen, statt Beitrag zahlenBei seinem Amtsantritt war Wolfgang Kessler die Leistungsvereinbarung mit der Stadt das Wichtigste gewesen. Eine klare Regelung. Ein Auftrag sozusagen. Das Stadtmarketing war im Umbruch, die Stadt übernahm dessen Aufgaben, die Strukturen wurden umgekrempelt.Für den Verkehrsverein bedeutete dies, dass er von einer kaum sinnreichen Pflicht entbunden wurde. Anstatt dem Verein Stadtmarketing pro Jahr weiterhin 5000 Franken zu überweisen, bezog der Verkehrsverein fortan selbst eine grössere Summe, die ihm die Stadt seither zur Erfüllung der Aufgaben entrichtet.Das Budget liegt bei 25000 FrankenDie Aufgaben sind vornehmlich organisatorischer Art. Der Verkehrsverein führt folgende Anlässe durch: Neujahrsbegrüssung, «De Osterhas chunt», die 1.-August-Feier, die Zuzügerbegrüssung, den Törggahülschet, die Vereinspräsidentenkonferenz, die Chlausfahrt und Vereinsempfänge. Zu diesem Zweck erhält der Verein von der Stadt 18000 Franken pro Jahr, sodass er, dank Mitglieder- und Gönnerbeiträgen, über ein Budget von rund 25000 Franken verfügt. Weitere Anlässe gestaltet der Altstätter Verkehrsverein mit, der Präsident hat zudem schon in manchem OK mitgewirkt, etwa beim zweitägigen Bahnhoffest und bei der Chûnrat-Eröffnung.Sonntags kann es sein, dass bei Wolfgang Kessler das Telefon klingelt. Kürzlich war ein Wanderer für eine Auskunft dankbar, ein andermal war ein Kontakt zu vermitteln. Auch werktags wenden sich Auswärtige an den Verkehrsvereinspräsidenten, der auf der Webseite der Stadt aufgeführt ist. Ganz gleich, ob es um eine Klassenzusammenkunft in Altstätten oder sonst etwas geht, Wolfgang Kessler erfüllt alle Wünsche mit der Geduld des einsatzfreudigen Rentners.Neues Logo, neuer SchirmUm nicht übertrieben das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen, gönnt sich der Verkehrsverein einen Auftritt, der Eleganz und Exklusivität verbindet. Nicht nur das neue Logo ist stimmig, auch der Schirm, den Zuzüger geschenkt bekommen, macht was her.Man habe schon erwogen, diesen Schirm auch zu verkaufen, aber der Verkehrsverein sei kein Geschäft und wer den Schirm geschenkt erhalte, solle etwas Spezielles in die Hand bekommen.Von Kurt Tucholsky stammt der Aphorismus: «Der Chef organisiert von Zeit zu Zeit den Betrieb völlig um. Das schadet aber nichts, weil ja alles beim Alten bleibt.»Der Verkehrsverein fängt gar nicht erst mit Umgestaltung an. Er setzt auf das Bewährte, das so selbstverständlich den Alltag bereichert, dass es vermisst würde, fände es nicht mehr statt.Gert Bruderer