Esoterik einer Echse

Am Samstag, 18. Mai, begrüsste die Wal­zehuser Bühni Michael Hatzius und mit ihm seine Echse, eine Zecke, eine Wildsau, Schwein Steffi und viele mehr. Der Puppen­spieler trat erst als Clown auf die Bühne, bevor er sich mit der Echse, der Hauptdarstellerin des Abends, auf den bequemen Stuhl vors Publikum setzte. Sie sinnierte über die Erde, die früher eine Scheibe war, und wie sie zur Kugel wurde. Dann beschwerte sich die Echse über die Arche Noah und wie sie kurzerhand ein eigenes Schiff wässerte und ein Gnu, einen Sittich und einen Otter aufnahm. Die Zebras liess er stehen, weil das alles Angeber seien. Auch die Walzenhauser bekamen so einiges zu hören. Für einen Berliner ist ein Zentrum halt mehr als nur ein Bahnhofsgebäude. Aber was ist denn bitte eine Zahnradbahn? So richtig konnte es sich weder Hatzius noch seine Echse vorstellen. Dann kamen Schulmediziner, Heilpraktiker und Vegetarier unter die Räder. Der Arzt riet der Echse, ihre Ernährung umzustellen. Doch was sollte denn auf den Grill? Etwa eine Tofuwurst? Unmöglich! In der Natur verkleidet sich die Gurke ja auch nicht als Schwein. Die nächste Frage widmete die Echse der Wiedergeburt. Was erwartet uns im nächsten Leben? Wie fühlt es sich an, ein anderes Lebewesen zu sein? Ein mögliches Szenario spielte die Echse mit Friedrich vor – einer Bären-Puppe, gespielt von einem Zuschauer. Nach der Pause berichtete eine überdimensionale Zecke von ihrem tristen Leben. Heutzutage warte sie im Wald – und warte – und warte. Kaum einer käme mehr vorbei, weil alle daheim vor dem Smartphone sitzen würden. Trotzdem sei sie gerne eine Zecke. Und sie sprach mit einem Märchenprinzen und einem Kamel, das in Wahrheit ein Dromedar war. Hatzius verblüffte mit Wortspielen, konnte es sich nicht verkneifen, immer mal wieder über die Schweizer zu lästern. Witzig waren die zwischendurch präsentierten Filmausschnitte vom Besuch der Echse an einer Esoterikmesse. Und immer wieder bezog er das Publikum mit in sein Programm ein. Erst nach zwei Zugaben liess es ihn schliesslich gehen. (pd)