1897 begann die Geschichte des STV Marbach. Als Turnlokal diente, so ist der Chronik des Vereins zu entnehmen, eine alte Zwirnerei. Das erste Gerät war ein Barren, die Gründungsmitglieder arbeiteten erste Statuten aus. Da waren Vreni und Kuno Kobelt natürlich noch nicht dabei. Doch das Ehepaar hat einen grossen Teil der Geschichte miterlebt. Und selber geprägt.So erzählt Kuno Kobelt von den 1950er-Jahren, in denen er am Tag nach einem eidgenössischen Turnfest in die Rekrutenschule einrücken musste. Und davon, bei der Rangverkündigung in edler Kleidung erschienen zu sein. «Wir hatten damals ja noch keine Trainer», sagt er. Und seine Frau Vreni, sie arbeitete früher als Damenschneiderin, fügt an: «Den ersten Trainer bekamen wir erst in den 1970er-Jahren.» Nicht nur Trainingsanzüge fehlten damals, auch die heute hochmoderne Sportkleidung gab es noch nicht. «Wir haben in ganz normalen, zivilen Hosen geturnt», sagt Kuno Kobelt. Besonders bequem sei das nicht gewesen, aber normal.Die Infrastruktur reichte nicht für UnterhaltungenAls Kuno Kobelt mit dem Turnen begann, war er 17-jährig; im Bergschulhaus gab es eine kleine Turnhalle. Die heutige Amtackerhalle wurde erst viel später gebaut. Kobelt lacht herzhaft, vergleicht er die damalige Situation mit der heutigen. «Die Halle würde heute natürlich nie und nimmer reichen», sagt er. Obwohl, und auch das ist bemerkenswert, der STV Marbach damals schon ein grosser, im Dorf tief verankerter Verein war – wie er das heute noch ist.Als erstes hätten die Kriessner und die Lüchinger eine Mehrzweckhalle bekommen, erinnert sich Kuno Kobelt. «Die konnten bei den Unterhaltungen wirten, ohne das Geld abgeben zu müssen.» In Marbach war das lange anders. Bis in die 1980er-Jahre fanden die Turnunterhaltungen in einem Restaurantsaal statt. Wer sich dort verköstigte, unterstützte damit nicht den Verein, sondern den Gastwirt. Dem STV blieben die wenigen Franken Eintrittsgeld. 1987 fand die erste Unterhaltung in der Amtackerhalle statt.Von Würsten, Kafi Luz und fünf Jahren Präsidentschaft1995 organisierte der STV Marbach den kantonalen Schwingertag. Vreni Kobelt, eine gebürtige Rebsteinerin, hatte nach der Heirat mit Kuno den Verein gewechselt. Und nahm schon rasch leitende Funktionen ein. An besagtem Schwingertag war sie die Festwirtin. «Es war ein wahnsinnig schöner Tag», sagt Vreni Kobelt, aber es war auch wahnsinnig viel Arbeit. «Ich war für die Buchhaltung zuständig; musste aufschreiben, wie viele Würste wir verkauft und wie viele Kafi Luz wir ausgeschenkt haben.»Vreni Kobelt übernahm später die Präsidentschaft des Vereins, sie stand ihm von 1998 bis 2003 vor. «Es war eine prägende Zeit», sagt die 74-Jährige, die ihr letztes Ämtli als Leiterin der Seniorengruppe 3 vor Kurzem abgegeben hat. Dabei ist sie noch, «aber ich geniesse jetzt einfach nur, kommen zu dürfen, ohne etwas tun zu müssen.»Kuno Kobelt ist schon sein halbes Leben EhrenmitgliedKuno Kobelt ist heute 84-jährig, seit 41 Jahren ist er Ehrenmitglied des STV Marbach. Die Entwicklung des Vereins sieht er positiv. «Es kommt immer auch auf den Oberturner und den Präsidenten an, wie gut der Verein ist», sagt er. Diesbezüglich sei er gut aufgestellt. «Wichtig ist, gut ausgebildete und willige Leute in der sportlichen Leitung und der Kommission zu haben», sagt auch Vreni Kobelt. Nicht jeder und jedem sei gegeben, neben Familie und Beruf noch so viel Zeit investieren zu können, wie es solche Ämter erfordern. Im Rheintal sei es besser als anderswo, «hier gibt es sehr viele gute Turnvereine».Das Ehepaar Kobelt hat dem Verein viel gegeben; Zeit, Herzblut. Doch beide sagen, sie hätten auch immer viel bekommen. Was besonders heraussticht, ist die Kameradschaft, die beiden wichtig ist. «Wir haben im Verein eine sehr schöne Verbindung miteinander. Ich bin mit anderen Mitgliedern alt geworden», sagt Vreni Kobelt, die wie ihr Mann Ehrenmitglied ist. Der Zusammenhalt, fügt sie an, sei bei aller sportlichen Ambition immer noch das Wichtigste.Das erste TurnfestAm Samstag, 17. September, wird der Sportplatz Amtacker in Marbach zum grossen Wimmelbild der sankt-gallischen Turnjugend: Ungefähr 1500 Kinder aus vier-zig Vereinen reisen an, um sich am kantonalen Jugendturnfest in 21 Disziplinen zu messen. «Am Jugendturnfest erleben viele der Kinder zum ersten Mal so etwas wie Turnfestcharakter», sagt OK-Präsident Stefan Jäggi vom STV Marbach.Für die jungen Athletinnen und Athleten ist das Fest einer der Saisonhöhepunkte. Um 9 Uhr beginnen die Wettkämpfe, Vielfalt und Spektakel sind garantiert. Nach dem Fest der Jugend feiert der STV Marbach am Abend im internen Rahmen ein Fest des Alters: das 125-Jahr-Jubiläum des eigenen Vereins.