31.03.2020

«Es ist schwierig, mit diesem Virus umzugehen»

Zwei Asylsuchende aus der Marienburg Thal erzählen, wie sie den Heimalltag in Zeiten des Coronavirus erleben.

Von Elisabeth Fitze
aktualisiert am 03.11.2022
Im Kanton St. Gallen werden jugendliche Asylsuchende zentral im Internat Marienburg in Thal betreut. Im Speisesaal sitzen zur Mittagszeit zehn Jugendliche. Sie haben 30 Minuten Zeit zum Essen, dann dürfen die nächsten zehn in den Saal. In der Turnhalle dürfen sich nur fünf aufhalten und Sport machen. Im hauseigenen Kino sitzen sieben Leute. Selbstverständlich halten alle den Abstand von zwei Metern ein.Die vom Bund empfohlenen Massnahmen treffen alle hart, aber in einem Internat, wo rund 60 Jugendliche zusammenleben, ist die Umsetzung eine besonders grosse Herausforderung. Zwei vom Trägerverein Integrationsprojekte St. Gallen betreute Flüchtlinge erzählen, wie sie die momentane Zeit im Internat Marienburg erleben.«Die Isolation ist das Einschneidendste»Shabesan Chandra Kumar ist 21 Jahre alt und kommt aus Sri Lanka. Seit zweieinhalb Jahren ist er in der Schweiz. Das Virus bereitet ihm Sorgen. «Ich schau oft Nachrichten, deswegen mache ich mir schon Gedanken», sagt er. Normalerweise hat er unter der Woche Unterricht, dieser findet vorübergehend jedoch nicht mehr in der ursprünglichen Form statt. Im Internat wird neben dem Distanzunterricht auch ein Freizeitprogramm angeboten. Es gibt unter anderem ein Spieleangebot, ein Fitnessprogramm und eine Filmauswahl. «Ich verbringe meine Zeit vor allem mit Fitness, Playstation spielen und malen», sagt er.Neben dem Regelunterricht wurde auch das Theaterstück, in dem er mitspielt, abgesagt. Für ihn sei in dieser Zeit jedoch das Einschneidendste, dass er sich nicht mehr mit seinen Freunden treffen und das Heim nicht verlassen dürfe, sagt Shabesan Chandra Kumar. Nur wenn man wichtige Termine habe oder arbeiten müsse, sei es erlaubt, nach draussen zu gehen. Und auch dann gelten strenge Massnahmen. Neben dem häufigen Händewaschen und dem Abstandhalten wird auch immer wieder Fieber gemessen, um eine Infektion frühzeitig zu erkennen. Nur noch mit Maske und Handschuhen arbeitenFür Amleset Tekeleab aus Eritrea hat sich der Alltag unter der Woche wiederum wenig verändert. Die 19-Jährige ist seit dreieinhalb Jahren in der Schweiz und macht ein Praktikum in einem Altersheim. Sie darf weiterhin die Anlage verlassen, um zur Arbeit zu gehen. Dazugekommen sind jedoch die erhöhten Sicherheitsvorschriften. «Im Altersheim dürfen wir nur noch mit einer Maske und Handschuhen arbeiten. Ausserdem müssen wir vermehrt die Hände desinfizieren», sagt sie.Auch im Internat Marienburg erlebt sie Sicherheitsmassnahmen. «Hier ist die Isolation sehr schwierig. Doch es gilt, die Hände zu waschen und so gut wie möglich Abstand zu halten.» Obwohl ihr Alltag unter der Woche gleich ist, sind ihre Wochenendpläne vom Lockdown betroffen. Sie darf nicht mehr zurKirche gehen oder ihre Freundinnen treffen. Auch der Eritreerin macht das Virus Sorgen. «Es ist sehr schwierig, mit diesem Virus umzugehen, da sich immer mehr infizieren. Man sollte aber auf jeden Fall die Massnahmen beachten», sagt sie.

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