20.10.2022

«Es ist offen, wie es weitergeht»

Der pensionierte Rheintaler Arzt Paul Planzer bedauert, dass das Café Med in St. Gallen wenig genutzt wird.

Von Maria Kobler
aktualisiert am 02.11.2022
Seit einem Jahr wird in St. Gallen das Café Med angeboten. Es findet jeweils am letzten Montag des Monats von 16 bis 19 Uhr in der «DenkBar» statt. Insgesamt 18 Ärzte gehören zum Team, das Menschen bei medizinischen Fragen niederschwellig und gratis berät.   «Leider ist das Café Med nicht so gut angelaufen wie in anderen Städten», sagt der pensionierte Arzt Paul Planzer aus Marbach. «In Luzern, Winterthur oder Zürich besuchen pro Nachmittag zwei bis drei Dutzend Personen das Café.» Nach dem Grund für die geringe Zahl Ratsuchender in der Ostschweiz gefragt, sagt Planzer, er hätte sich gewünscht, dass die Presse in St. Gallen zum Start des Angebots ausführlicher darüber berichtet.  Zeit für Gespräche unter FachpersonenPaul Planzer war bisher als einziger Rheintaler Arzt einige Male anwesend, kam aber nicht zum Einsatz. «Ich konnte mich mit Ärzten unterhalten, die ich sonst nie getroffen hätte», sagt der 74-Jährige. «Das war zwar schön, ist aber nicht zielführend.» Das Café Med hält er für ein gutes Angebot. In einem lockeren Rahmen könnten die Patientinnen und Patienten aufgeklärt werden, sie würden etwa den Rat erhalten, eine Zweitmeinung einzuholen. «Menschen, die Mühe haben, sich zu entscheiden, können herausfinden, was sie selbst wollen.» Denn Hausärzte und Spezialisten hätten zu wenig Zeit für lange Gespräche. Im Café Med nehmen sich die Ärztinnen und Ärzte pro Person eine Stunde Zeit. «Ich werde in meinem Umfeld oft auf das Angebot angesprochen und habe ein gutes Echo erhalten», sagt Paul Planzer. Viele würden es schätzen, wenn das Café Med im Rheintal stattfinden würde. Für die Wahl des Standortes ist der Verein Menschenmedizin zuständig. Der Arzt glaubt nicht, dass die Distanz ein Hinderungsgrund ist. «Wenn jemand Fragen hat und der Druck gross ist, halte ich den Weg nach St. Gallen nicht für übertrieben.» Ob und wie es mit dem Café Med in St. Gallen weitergeht, ist noch offen. Ortsansässige Ärzte decken die weiteren geplanten Beratungsnachmittage ab – der nächste findet am 31. Oktober statt. «Wenn der Bedarf steigt, stehe ich gern wieder zur Verfügung», sagt Paul Planzer. Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: «Vielleicht ist die ärztliche Versorgung bei uns ja besser als an anderen Orten in der Schweiz – bewiesen ist das aber nicht.»Hinweis Mehr zum Thema auf  www.menschenmedizin.com

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