29.06.2018

«Es ist einfach der schönste Beruf»

Susi Hubatka, Gilbert Hutter und Richard Seitz gehen in diesem Sommer in Pension und erinnern sich an ihrer Verabschiedung an manche interessante und witzige Episode aus ihrem Lehrerleben.

Gerade von einem Alpsommer als Senn mit 50 Kühen kehrte Gilbert Hutter heim, als er von seinem Vater an einem Dienstag auf eine freie Stelle im Schulhaus Wiesental aufmerksam gemacht wurde. Gleichentags um Mitternacht hat Hutter sein Bewerbungsschreiben aufgesetzt, am Mittwochmorgen dem Schulratspräsidenten abgegeben und am Nachmittag war er schon als neuer Sekundarlehrer gewählt. Am Donnerstag kauften er und seine zukünftige Frau ein Haus, am Freitag war die Ziviltrauung, am Samstag die kirchliche Trauung und am Montag flog das junge Ehepaar für vier Monate in die USA. All das spielte sich im Frühjahr 1982 innert einer Woche bei Familie Hutter ab. Bereits 1975 hat Susi Hubatka ihre Lehrtätigkeit in Altstätten aufgenommen, diese während einigen Jahren für eine Familienpause unterbrochen und die letzten 15 Jahre wieder an der Oberstufe unterrichtet. Sie sei erst nach einem halben Jahr am Examenessen offiziell begrüsst worden. Hubatka hat Hauswirtschaft, Handarbeit und Turnen unterrichtet. Flexibilität war gefragt, während des Küchenumbaus im Schulhaus Wiesental wurde ihr Arbeitsplatz kurzerhand nach Eichberg verlegt.Lehrer für Schüler gehalten«Auf los ging’s los», – so beschreibt Reallehrer Richard Seitz seinen ersten Arbeitstag im April 1976. Eine Einführung gab es nicht. Er sei aber von einem jungen, initiativen Reallehrerteam super aufgenommen worden. Nie sah er sich als Einzelkämpfer, was den Lehrpersonen früher ja oft nachgesagt wurde. Ein Erlebnis bleibt Richard Seitz in bleibender Erinnerung: «Eine Mutter hat an die Schulzimmertür geklopft. Ich öffnete und sie fragte mich, ob der Lehrer auch hier sei.»Kein Platz für alle Lehrpersonen«Speziell ist die Sitzordnung im ehemaligen Lehrerzimmer Wiesental, dem heutigen Schulleitungsbüro, gewesen», erzählt Susi Hubatka. Ganz oben am Tisch der Vorsteher, dann die «ältere», anschliessend die «mittlere» Garde. Die Fachlehrpersonen fanden meistens keinen freien Stuhl mehr und mussten auf der Fensterbank Platz nehmen.Vom Automonteur zum LehrerSehr unterschiedlich fallen die spontanen Antworten aus, wenn man sie nach einem eindrücklichen Erlebnis fragt. So erzählt Gilbert Hutter, dass ihn die Jugendlichen an seinem 60. Geburtstag mit 60 Muffins, Kerzen, Ballons und Gesang überrascht haben. Susi Hubatka erwähnt den Stolz, den die Schüler hatten, als sie sich während einer Zweitages-Schulreise ins Gipfelbuch des Naafkopfs eintragen und dann den besonderen Hüttenzauber erleben durften. Richard Seitz erwähnt die Begegnung mit einem ehemaligen Realschüler: «Dieser lernte Automonteur. Als ich ihn letzthin traf und fragte, was er aktuell macht, antwortete er mir, dass er jetzt dann gerade das Studium zum Lehrer beendet. Auch sonst habe ich gestaunt, was aus unseren Realschülern geworden ist. Das ist für mich eine Bestätigung von dem, was ich immer gesagt habe, auch die Realschule ist eine gute Schule.»Schüler sind selbstsicherer und kritischer gewordenVeränderungen wurden bei den Kindern im Laufe der Jahre festgestellt. Sie sind selbstständiger und selbstsicherer geworden, kommunikativer und ungehemmter, aber auch kritischer und manchmal etwas direkt. Auch wenn die «Bald-Pensionisten» viel Wertschätzung durch die Eltern erfahren durften, so hätten sie sich doch manchmal mehr Unterstützung durch sie gewünscht. Nicht in pädagogischen und methodischen Fragen, mehr im erzieherischen Bereich. Das Besondere am Lehrersein ist, findet Hutter: «Es ist einfach der schönste Beruf.» Alle drei sind sich einig, dass man selber jung bleibt und es schön ist, die Jugendlichen in dieser so wichtigen Lebensphase begleiten zu dürfen. Gilbert Hutter und Richard Seitz haben früher viel mehr Fächer, bis zu deren zwölf, unterrichtet. Heute sind Absprachen im Team wichtig und erleichtern die gute Zusammenarbeit.Den neuen Dampfkochtopf am Flohmarkt verkauftAuf die Frage, ob es schon früher so viele Projekttage gegeben hat, meinen sie, dass sie schon Abfalldeponieräumungen, freiwillige Weitwanderungen und Skitourenwochen bis hin zu Sammelaktionen für Afrika organisiert hätten. Zur Sammelaktion fällt Hutter ein: «Der Flohmarkt lief so gut, dass uns das Angebot ausging, also suchte ich in unserem Estrich nach weiteren Gegenständen. Dabei geriet mir ein ‹alter› Dampfkochtopf in die Hände, den wir auch für fünf Fran­-ken verkaufen konnten. Leider hatte meine Frau keine Freude, denn es war ihr nigelnagelneuer Dampfkochtopf, den sie noch etwas hatte schonen wollen.» Viele Aktionen wären heute mit den vielen Vorschriften und Bestimmungen gar nicht mehr möglich. Etwas kritisch wird der immer höher werdende Administrativaufwand, die «Verbürokratisierung», gesehen, obwohl ihnen die Schulleitungen viel Rückendeckung geben.Freude, Wehmut und viele schöne Erinnerungen begleiten die drei bei ihrem nächsten Schritt. Das Lachen und Grüezi der Jugendlichen und des Teams würden sie jetzt aber schon vermissen. (sk)

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