Am Donnerstag legten die noch verbliebenen 15 Mitarbeiter der Auer Indosa AG ihre Arbeit nieder. Sie alle haben Ende November keinen Lohn erhalten. Bereits beim Oktoberlohn hatten einige Mitarbeiter Abzüge festgestellt, die sie sich nicht
erklären konnten. Die Lohnzahlung gilt als eine der höchsten Arbeitgeberpflichten. Bleibt der Zahltag aus, können betroffene Arbeitnehmer ihr Gehalt schriftlich unter Festsetzung einer Frist einfordern. Führen entsprechende Mahnungen nicht zum Erfolg, hat der Arbeitnehmer das Recht, die Arbeit niederzulegen. «Work»-Zeitung schreibt über fehlende AHV-BeiträgeDiesen Weg beschritten die 15 Mitarbeiter des Dosenspezialisten, nachdem sie sich vorher Rat bei Unia-Gewerkschaftssekretär Lukas Auer geholt hatten. Der 30-Jährige ist für die Region Ostschweiz/Graubünden zuständig. «Ich haben jeden der 15 Indosa-Mitarbeiter separat beraten», sagt der Gewerkschafter auf Nachfrage. Dies, weil zwar niemandem der Lohn für November gezahlt worden war, sich beim Oktoberlohn hingegen jeder Fall vom anderen unterschieden hatte. Einer der betroffenen Angestellten hat mit unserer Zeitung gesprochen, möchte seinen Namen in diesem Artikel aber nicht lesen. Im Oktober habe er 2000 Franken weniger erhalten, im November sei dann gar kein Lohn mehr auf sein Konto geflossen. Eine schriftliche Lohnabrechnung habe er nie erhalten. «Die können keine Löhne berechnen», sagt er.
Noch deutlicher wird die Unia-Gewerkschaftszeitung «Work», die in bislang drei Artikeln den Vorgängen in der Auer Maschinenfabrik nachspürte. Ging es im September noch um Mobbingvorwürfe gegenüber der fürs Personal zuständigen Mitarbeiterin der Indosa AG, berichtete «Work»-Redaktor Jonas Komposch im November über ein «absurdes Lohnreglement», das die Indosa AG mittels eines «wirren Begleitbriefs» Ende Oktober kommuniziert hätte. Gestern wartete der «Work»-Redaktor mit neuen Vorwürfen auf. Die St. Galler Gewerbe-Ausgleichskasse habe die Indosa AG wegen fehlender AHV-Beiträge in der Höhe von fast 56 000 Franken betrieben, ist zu lesen. Der Personalverantwortlichen der Indosa AG wird Missbrauch der Firmenkreditkarte vorgeworfen, ausserdem soll Geld von Firmen- auf Privatkonten transferiert worden sein. Erwähnt werden zudem nächtliche Besuche im Betrieb und das Aufbrechen von Büroschränken. Der Patron will davon nichts wissenAus Sicht des 78-jährigen Indosa-Firmenchefs Werner Grabher stellt sich die Sache anders dar. Die Berichterstattung der Gewerkschaftszeitung über seine Firma entspreche nicht der Wahrheit, erklärt er auf Nachfrage. Von einer Arbeitsniederlegung seiner Mitarbeiter will er nichts wissen. Zwar habe es Streit um die Novemberlöhne gegeben, er sei jedoch gewillt, diese zu zahlen. Finanziell befinde er sich momentan in einer angespannten Situation, so der Unternehmer, der sich mit seinen Maschinenentwicklungen und technischem Know-how vor Jahren einen Namen in Sachen Dosenabfüllung gemacht hatte. Warum er nicht Konkurs anmeldet? Dazu sieht Werner Grabher anscheinend keine Veranlassung. Er spricht von Millionenaufträgen, die sich in der Pipeline befänden.
Auf die Vorwürfe, die der «Work»-Redaktor in seinen Beiträgen gegenüber einer Mitarbeiterin erhoben hat, möchte Werner Grabher nicht eingehen, weil sie seiner Auffassung nach jeglicher Grundlage entbehrten. Vielmehr habe besagte Mitarbeiterin Missstände aufgedeckt und versucht, diese abzustellen. Für die betriebliche Lohnabrechnung sei sie gar nicht zuständig gewesen. Ob diese Mitarbeiterin noch ein Gehalt ausbezahlt bekomme? Da sei er überfragt, so Grabher.Ritter als Retter der IndosaVöllig allein steht Werner Grabher nicht da, wenn es darum geht, sich der Vorwürfe und Forderungen zu erwehren. Rechtsanwalt Werner Ritter ist mit einem Mandat betraut. Im November hatte er seinen Auftrag gegenüber der «Work»-Zeitung dargelegt: Er wolle die erhobenen Vorwürfe umfassend klären und eine «gütliche Lösung der Konflikte» erreichen. Auf die Arbeitsniederlegung der Indosa-Mitarbeiter angesprochen, versicherte Ritter am Freitag: «Wir sind immer noch bestrebt, eine Lösung zu finden.» Bei der Indosa handle es sich um eine «komplexe Sanierung», gab Werner Ritter gestern dieser Zeitung Auskunft.Während Ritter die Indosa zu retten versucht, verweist Werner Grabher gern auf andere, an denen es gelegen haben könnte, wenn es für ihn nicht gut lief. Sei es ein Treuhänder, ein Lieferant, die Bank, ein Mitarbeiter, ein Berater, die eigene Schwester oder einer seiner vier Söhne. Sohn Michael Grabher, der seit Jahren nur noch gerichtlich mit seinem Vater zu tun hat, spricht von einer «tragischen Geschichte». Es sei schlimm, dass die Indosa-Mitarbeiter keinen Lohn mehr erhielten.Bei einem Konkurs wäre es mit der Insolvenzentschädigung einfacher für die Mitarbeiter. Die wollen die Indosa betreiben, müssen sich jedoch bis 4. Januar gedulden. Dann enden die Betreibungs- und Gerichtsferien und Begehren können bearbeitet und weitergeleitet werden. Wird das Geld knapp, bleibt der Weg zum Sozialamt.