24.05.2018

Es geht um Millionen

Kurt Russenberger besitzt seit 1989 Bauland. Die Gemeinde hat ihm 2015 eine Frist von zehn Jahren gegeben, um es zu überbauen. Jetzt soll es ausgezont werden.

Von Monika Egli
aktualisiert am 03.11.2022
Monika Egli1989 hat Kurt Russenberger eine Liegenschaft im Ortsteil Wilen gekauft. Das Areal umfasst 6097 m2, grösstenteils in Hanglage. Das Wohnhaus ist vermietet, in der angebauten Werkstatt betreibt er die Russenberger AG, Fenster und Innenausbau. Der grösste Teil des Bodens befindet sich bis heute in der Bauzone.Bauland wurde verkleinertWenn es nach dem Vorhaben des Gemeinderats geht, ist es damit aber bald vorbei. Über Russenbergers Boden ist die Auszonung verhängt worden. Zwischen 1989 und heute liegen schier unglaublich viele Vorfälle rund um das Russenberger-Areal, was nicht zuletzt mit den häufig wechselnden Gemeindebehörden, insbesondere Gemeindepräsidenten in Walzenhausen zu tun hat. Nicht jeder Neue fühlte sich den Zusagen und schriftlichen Abmachungen des Vorgängers verpflichtet. Am Entscheid, wo ausgezont wird, ist die Gemeinde massgeblich beteiligt.Das Wichtigste: Nach dem Kauf 1989 hat der damalige Raumplanungskommissions- und Gemeindepräsident sowie Architekt Eugen Brandenberger in Russenbergers Auftrag detaillierte Projektpläne erstellt. Diese wurden der Ortsplanungskommission zugestellt. Nach einer Zonenplanrevision stellte Russenbergers Architekt 2006 fest, dass die Baulinie auf dem Grundstück verschoben und das Bauland deshalb stark verkleinert worden war. Zudem war eine von drei Parzellen für Einfamilienhäuser mittig zerteilt worden. Das verbliebene Bauland war auf einen Schlag 100000 Franken weniger wert, die Pläne Makulatur, wie Russenberger sagt. Niemand hatte vor der Flächenverkleinerung das Gespräch mit ihm gesucht.Russenberger, der als Eigentümer die Erschliessungsstrasse erstellen muss, beantragte in der Folge eine Baubewilligung dafür und erhielt sie auch. Er wartete mit dem Bau aber bis heute, da wegen hängiger Rechtsverfahren von der öffentlichen Hand noch Zusagen fehlen. Mit Clemens Wick kam 2007 ein neuer Gemeindepräsident ans Ruder. Da die Strasse teuer werden würde, riet der damalige Gemeinderat Kurt Russenberger, fünf Häuser zu projektieren, worauf er neue Pläne erstellen liess. Gemeindepräsident Wick und alle Ratsmitglieder traten 2011 dann aber zurück, in der Folge übernahm Hans Rudolf Bänziger mit neuen Ratskollegen das Geschick der Gemeinde. Vom Vorhaben mit den fünf Häusern hielt der neue Gemeinderat nichts – und wieder wanderten die Pläne in den Papierkorb, «was mich rund 50 000 Franken gekostet hat».142000 Franken für die StrasseUnterdessen ist das Gemeindepräsidium wieder in neue Hände gelangt, Michael Litscher bekleidet dieses Amt seit 2018. Um keine Fristen zu verpassen, wollte Russenberger die erteilte Baubewilligung für die Erschliessungsstrasse verlängern lassen. Diese Verlängerung ist jetzt aber verweigert worden. «Kürzlich gab es mit Kantonsvertretern und Michael Litscher einen Augenschein vor Ort. In all den Jahren hat nie jemand von Auszonung gesprochen, auch nicht an dieser Begehung.» An die Strasse müsste die Gemeinde gemäss Reglement 142000 Franken zahlen.Strasse verschwindet aus Budget«Im genehmigten Budget 2017 war der Betrag aufgeführt, 2018 ist er nicht mehr enthalten – einfach verschwunden», sagt Russenberger. Er ist frustriert: «Die Gemeinde hat mir im August 2015 schriftlich zehn Jahre Zeit gegeben, den Boden zu überbauen, sie hat mir damit das Bauland doch zugesichert. Wenn ich die Strasse nicht bauen kann, blockiert mir der Gemeinderat das Land und meine Baupläne.» Die drei Bauparzellen auf Russenbergers Boden umfassen 2198 m2, 1815 m2 davon sollen ausgezont werden. Was bleibt, genügt weder für ein Haus noch würde sich eine Erschliessungsstrasse rechnen. Erfolgt eine Auszonung, kostet das Russenberger gesamthaft eine Million Franken.

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