Die Bäuerinnen und Bauern im Rheintal waren im Februar gelinde gesagt erbost, als die Balgacher SP-Kantonsrätin Karin Hasler im Februar in einem Vorstoss behauptete, die Tierhaltung und der Fleischkonsum seien massgeblich schuld an Antibiotikaresistenzen und auch an Zoonosen. Das sind Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen überspringen, wie dies auch bei Corona angenommen wird. In der Interpellation forderte sie von der Regierung, die Tiermast sei weiter einzuschränken und die Bevölkerung mit Aufklärungskampagnen vom Fleischessen abzubringen.Weniger Antibiotika in der LandwirtschaftIn ihrer Antwort legt die Regierung dar, was in der Schweiz gegen die zunehmenden Antibiotikaresistenzen getan wird. Sie weist auch darauf hin, dass der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft stark zurückgegangen ist, zwischen 2010 und 2019 um 52 Prozent von jährlich 63 auf 30 Tonnen.Die Regierung räumt zwar ein, dass der Konsum tierischer Produkte Zoonosen begünstigt und dass Produktions- und Tierhaltungsbedingungen sowie der globale Transport einen Einfluss haben. Und nicht zuletzt auch die Intensität der Kontakte zwischen Tier und Mensch, wobei hier auch Heimtiere eine Rolle spielten. Fakt sei aber auch, «dass Tierprodukte im hiesigen soziokulturellen Umfeld eine unverzichtbare Ernährungsquelle darstellen». Die Ernährungsstrategie des Bundes setze unter anderem darauf, die Ernährungskompetenz der Bevölkerung zu stärken. Der Kanton St. Gallen unterstütze die Kampagne.Die Regierung relativiert weiter: Im Vergleich mit anderen Teilen der Welt sei die Tierhaltung in der Schweiz von kleiner Dimension; die Tierschutzbestimmungen seien streng und es gebe Regelungen zu Höchstbeständen, die eine industrielle Massentierhaltung verhinderten. Nutztierhaltung und Lebensmittelsicherheit würden zudem auf allen Stufen durch den Veterinärdienst resp. die Lebensmittelkontrolle überwacht. Damit reduziere sich das Zoonoserisiko durch den Konsum von Tierprodukten.Karin Hasler würdigte vor dem Rat, dass die Bedrohung durch die Antibiotikaresistenzen offenbar erkannt sei und etwas dagegen unternommen werde. Die nationale Plattform zur Überwachung der Antibiotikaresistenzen (www.anresis.ch), auf die in ihrer Antwort auch die Regierung hinweist, begrüsse sie sehr. Die Website informiere auch Laien verständlich über Ursachen und Zusammenhänge. Dort werde darauf hingewiesen, dass Produktion und Konsum tierischer Produkte problematisch seien, ebenso Reisen und der globale Handel mit tierischen Produkten. Und dass auch die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle spiele.Nötig wäre, den Konsum zu reduzierenHasler wünscht sich aber mehr als ein Monitoring. «Was nützt mir und der kommenden Generation ein Überwachungssystem, wenn die Zusammenhänge in Landwirtschaft, Konsum und Handel nicht politisch angegangen werden?» Nötig wären ihrer Ansicht nach Massnahmen, die Konsum und Produktion von tierischen Produkten und den Handel damit reduzieren. Sie verwies auf die Weltgesundheitsorganisation WHO, die verschiedene tierische Produkte als krebserregend einstufe. «Und Sie setzen weiter auf die Ernährungskompetenz der Bevölkerung?», meinte Karin Hasler augenrollend und mit ironischem Unterton in Richtung der Tische, an denen die Mitglieder der Regierung sassen.